Lange Zeit konnte Kroatien vom Aufstieg träumen, der Auftaktsieg gegen Irland und das Unentschieden gegen Italien ließen die Karierten träumen. Doch Jesus Navas beendete... Kroatien verpasst den Aufstieg, Spanien und Italien setzen sich durch

Lange Zeit konnte Kroatien vom Aufstieg träumen, der Auftaktsieg gegen Irland und das Unentschieden gegen Italien ließen die Karierten träumen. Doch Jesus Navas beendete die Viertelfinalträume. Italien machte den Sack zu. Die Iren präsentierten sich spielerisch bieder – im Gegensatz zu ihren Fans

 

Die Dreierkette und kein Stürmer

Wie schon bei einigen Teams der Serie A setzten die Italiener auf einer Dreier- bzw. Fünferabwehr, die Spanier verzichteten auf eine Solospitze.  Di Natale (61.) und Fabregas (64.) besorgten kurz nacheinander den Endstand in einer taktisch sehr interessanten Partie. Im Parallelspiel hatten die Kroaten zwei Mal den besseren Start gegen die im Trapattonischen 4-4-2 angetreten Außenseiter von der grünen Insel. Die Mauertaktik des erfolgreichen Ex-Salzburg-Trainers war schon nach wenigen Augenblicken für die Katz’, weil Mandzukic früh traf (3.). Der zwischenzeitliche Ausgleich durch Verteidiger St. Legder (19.) änderte nichts am Ausgang, Ex-Rapid-Stürmer Jelavic traf kurz vor (43.), der Schütze des ersten Tores kurz nach der Pause.

Kroatien ganz oben

Gruppe C/1. Spieltag

Sp

S

U

N

TV

P

1.

Kroatien

1

1

0

0

3:1

3

2.

Spanien

1

0

1

0

1:1

1

 

Italien

1

0

1

0

1:1

1

4.

Irland

1

0

0

1

1:3

0

Das Unentschieden zwischen Italien, das von Wettmanipulationsvorwürfen gebeutelt war, und Spanien war so nicht zu erwarten, die Squaddra Azzura hatte zumeist Antworten auf die Fragen, die der Titelfavorit gab. Der Sieg der Kroaten konnte unter „plangemäß“ eingeordnet werden. Für Italien ging es am zweiten Spieltag schon um sehr viel.

Fields of Athenry

Wehmut, Stolz und Sehnsucht sind der Gegenstand des irischen Folksongs Fields of Athenry, den die Iren anstimmten. Besser als die Spieler am Feld präsentierten sich nämlich die Fans, die angesichts der mauen Darbietung herzerweichend ihre heimliche Hymne anstimmten. Wieder kassierte man ein frühes Tor durch Torres (4.); Silva (49.), wieder der Chelsea-Legionär (70.) und Fabregas (83.) ließen noch drei weitere folgen. Die Spanier feierten einen mehr als verdienten Kantersieg. Italien erreichte gegen die Kroaten ein 1:1, Altstar Andrea Pirlo hatte die Mannen vom Stiefel vor der Pause per sehenswertem Freistoß in Front gebracht (39.), Mandzukic nutzte eine kleine Unachtsamkeit der italienischen Hintermannschaft zum Ausgleich (72.). Pech für Italien, denn es war so gut wie der einzige Fehler in der Defensive, der den Sieg kostete. Ein Nachlegen war nicht mehr möglich.

Drei Teams noch mit Chancen

Gruppe C/2. Spieltag

Sp

S

U

N

TV

P

1.

Spanien

2

1

1

0

5:1

4

2.

Kroatien

2

1

1

0

4:2

4

3.

Italien

2

0

2

0

2:2

2

4.

Irland

2

0

0

2

1:7

0

Vor dem letzten Spieltag war Irland bereits ausgeschieden, die anderen Drei hatten noch Chancen auf den Aufstieg. Italien musste gewinnen, hätte aber so viele Tore schießen können, wie sie wollten, wenn das Spiel Kroatien – Spanien 2:2 oder höher Unentschieden ausgegangen wäre. Die Tifosi hatten bereits Angst, dass sich die Kicker dieser Teams einigen könnten wie Deutschland und Österreich bei der Schande von Gijon.

Kroatien vergibt den Matchball

Den Kroaten wurden zwei Elfmeter vorenthalten. In der 28. Minute legte Sergio Ramos Mandzukic, in der 86. Minute wurde Corluka bei einem Eckball gefoult. Darüber hinaus vergab Rakitic in der 59. Minute noch einen Sitzer. Da Italien in Posen seit der 35. Minute durch einen Cassano-Kopfball führte, hätte ein Tor der Kroaten das Aus des amtierenden Welt- und Europameisters bedeutet. Während die Spanier in der kroatischen Defensive weitgehend gut aufgehoben waren, kamen sogar die Iren noch zu einigen Halbchancen auf den Ausgleich und hätten die Stiefelkicker fast mit nach Hause genommen.

Einmal ließen die Kroaten dann doch die spanischen Edelkicker aus den Augen, Iniesta hinterlief die Verteidigung der Gegner perfekt und servierte Jesus Navas das Leder. Dieser stürzte Kroatien in der 88. Minute in Tal der Tränen. Balotelli erhöhte in der 90. Minute noch auf 2:0. Nutzten die Karierten gegen Italien ihre eine Chance, so ließen sie diese gegen Spanien aus.

Spanien und Italien

Gruppe C/3. Spieltag

Sp

S

U

N

TV

P

1.

Spanien

3

2

1

0

6:1

7

2.

Italien

3

1

2

0

4:2

5

3.

Kroatien

3

1

1

1

4:3

4

4.

Irland

3

0

0

3

1:9

0

Die Spanier zeigten nicht den furiosen Angriffsfußball, der Einbahnstraßenfußball wurde gut abgefedert. Je nach Qualität des defensiv eingestellten Gegners gingen dann die Spiele aus. Irland wurde abgeschossen, Kroatien knapp geschlagen und gegen Italien remisiert. Die Italiener wiederum konnten trotz der Wettaffäre im Heimatland durchsetzen, zogen der spanischen Offensive erfolgreich den Zahn. Kroatien fehlte in wenigen Situationen das Spielglück, das dann eben auf der Seite echter Klasseteams steht. Statt der irischen Nationalelf wäre eine erfrischend und frei von der Leber weg aufspielende estnische Nationalmannschaft vielleicht interessanter gewesen. Bedenkt man die Ausschreitung vor allem bei dem Spiel Polen gegen Russland und die friedliche Stimmgewalt der Fans, wäre auf dieser Ebene ein Turnier mit „16 Irlands“ noch netter gewesen…

Letztlich stehen in der Gruppe C die Teams mit der größten Qualität vorne. Beide werden es aber im Viertelfinale nicht leicht haben, den Spaniern könnte die taktische Ausrichtung des Ballhaltens auf den Kopf fallen, den Italienern ein entschlossenerer Gegner, als es die Kroaten waren.

Georg Sander, abseits.at

Georg Sander

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