Nach Geoff Hursts umstrittenem Tor im Jahr 1966, das den Engländern den ersten und bis dato einzigen WM-Titel sicherte, dauerte es etwa ein halbes... FIFA erlaubt technische Hilfsmittel | Hawk-Eye oder GoalRef die bessere Lösung?

Nach Geoff Hursts umstrittenem Tor im Jahr 1966, das den Engländern den ersten und bis dato einzigen WM-Titel sicherte, dauerte es etwa ein halbes Jahrhundert, bis sich die FIFA dazu durchrang technische Hilfsmittel zuzulassen. Die FIFA testete acht verschiedene Technologien, von denen es nun zwei Systeme in die zweite Runde schafften: Hawk-Eye und GoalRef

Erste Tests im März 2011 beschlossen

Das International Football Association Board (IFAB) wollte sich bereits im letzten Jahr einen Eindruck darüber verschaffen, wie geeignet die verschiedenen Technologien für den Fußballsport sind. Gegen Ende des vergangenen Jahres wurden dann in der Schweiz vom Testinstitut EMPA acht Lösungsvorschläge unter die Lupe genommen. Hunderte Male wurde der Ball in verschiedenen Szenarien aufs Tor geschossen, wobei versucht wurde, die Situationen möglichst realitätsnah nachzustellen. Der Ball prallte immer wieder auf Hindernisse, die knapp hinter der Linie standen und Spieler darstellen sollten. Per Funk musste die Technologie innerhalb einer Sekunde entscheiden, ob der Ball vollständig die Linie passierte. Die Systeme Hawk-Eye und GoalRef waren die einzigen, die die erste Testphase mit Bravour bestanden.

Hawk-Eye

Mehrere Hochgeschwindigkeitskameras, die in den Stadien in verschiedenen Positionen installiert werden, erfassen den Ball aus verschiedenen Blickwinkeln. Durch das Prinzip der Triangulierung ist es einem Computer nun möglich, die Position des Balles zu jedem beliebigen Zeitpunkt zu berechnen. Schwierigkeiten bestehen jedoch, wenn Spieler, beispielsweise bei einem Getümmel, den Ball teilweise für die Kameras verdecken, denn wenn bereits 25 Prozent des Spielgeräts nicht sichtbar sind, kann diese Technologie keine präzisen Daten abliefern. Ein weiterer Nachteil sind die sechsstelligen Installationskosten und die Tatsache, dass im Gegensatz zur GoalRef-Technologie das Spiel unterbrochen werden muss, da die Berechnung nicht in Echtzeit erfolgen kann.

Ein Vorteil dieser Technologie, die beispielsweise im Tennis bei den Fans gut ankommt, ist die Möglichkeit der Visualisierung (siehe Grafik links), wodurch die Zuschauer die Entscheidungen nachvollziehen können. Fußball-Funktionäre kündigten jedoch bereits an, dass sie nichts davon halten, wenn auf einem großen Bildschirm die Szene eingespielt wird, da im Endeffekt der Schiedsrichter das letzte Wort haben sollte. Jonathan Ford vom walisischen Fußballverband gab zu Bedenken, dass es kontraproduktiv sei, wenn auf der Videowall groß Tor eingeblendet wird, der Schiedsrichter jedoch aufgrund einer anderen Entscheidung (Handspiel, Abseits, etc.) den Treffer verweigert.

Obwohl das System die oben genannten Schwachstellen besitzt, hat es wohl die Favoritenrolle inne. Im Jahr 2011 erwarb nämlich die Firma Sony das britische Unternehmen Hawk-Eye Ltd. und Sony zählt bekanntlich zu den wichtigsten Sponsoren der FIFA.

GoalRef

Dieses System wird vom Fraunhofer-Institut entwickelt und funktioniert laut René Dünkler, dem Sprecher des GoalRef-Projekts, ähnlich wie der Diebstahlschutz in Kaufhäusern. Zehn Antennen, die hinter den Torstangen installiert werden erzeugen ein schwaches Magnetfeld und kommunizieren mit einem Chip, der in den Ball verarbeitet wurde. Anhand der Antennensignale stellt ein Computer fest, ob der Ball mit vollem Umfang die Torlinie überquerte und sendet in diesem Falle eine Nachricht an die Spezialarmbanduhr des Schiedsrichters, wobei das Ergebnis sowohl visuell als auch per Vibration angezeigt wird. Ein Nachteil dieses Systems ist, dass ein Chip in den Ball eingebaut werden muss. Bisher verwendete diese Technologie spezielle Bälle des dänischen Herstellers Select, in der Zukunft könnten aber auch Bälle anderer Marken mit dem Chip ausgestattet werden.

Fazit

Alles in allem sollte rein von der Technik das GoalRef-System die Nase vorne haben, in erster Linie, da es auch dann präzise arbeiten kann, wenn der Ball von den Spielern verdeckt wird. Zusätzlich spricht für das System, dass keine Unterbrechungen notwendig sind, da die Berechnungen in Echtzeit während des Spiels geschehen. Ein Nachteil ist, dass ein Chip im Ball notwendig ist und der FIFA gefühlsmäßig zusätzliche Kameras lieber sind, als eingebaute Chips, da die technische Revolution in der ersten Variante weniger weit geht.

Stefan Karger, www.abseits.at

Stefan Karger

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