Am Freitag trafen in der Ersten Liga Wattens und Liefering aufeinander. Wir haben uns das 1:1-Unentschieden zwischen dem Ersten und dem Siebten der Ersten... Analyse: Wattens mit Punktegewinn gegen Tabellenführer Liefering

FC Liefering Wappen Logo_abseits.atAm Freitag trafen in der Ersten Liga Wattens und Liefering aufeinander. Wir haben uns das 1:1-Unentschieden zwischen dem Ersten und dem Siebten der Ersten Liga für euch genauer angesehen und analysiert.

Prinzipielle Ausrichtungen

Die Gäste aus Liefering traten in einem 4-2-3-1/4-3-3 Hybrid bei Ballbesitz an und waren auf eine sehr direkte Spielweise bedacht, wie es für Red Bull Teams ja üblich ist. Federführend und als Dreh- und Angelpunkt agierten Schlager und Luan, die sich meist mittig vor den Innenverteidigern situierten, wobei einer meist die tiefere Rolle übernahm, was aber je nach Situation variierte. Im Ballbesitz fächerten die beiden Innenverteidiger weit auf, um den Außenverteidigern das Vorrücken zu ermöglichen. Meist baute man über die linke Seite mit Linksverteidiger Mensah auf, da die Hausherren das Zentrum gut versperrten.

Die Gastgeber verabsäumten es jedoch lange Zeit überhaupt Druck auf den Ballführenden auszuüben, weshalb immer wieder Läufe hinter die Abwehrkette gesucht wurden und die Innenverteidiger oder auch die zentralen Mittelfeldspieler, die sich oft ohne Probleme drehen und aufschauen konnten, hohe Pässe in diese Läufe schlagen konnten. Durch die dann bereits aufgenommene Dynamik konnte man diese Angriffe oft sehr schnell ausspielen, meist dribbelte der Passempfänger diagonal auf den Verteidiger zu. Schnelle Doppelpässe oder scharfe Hereingaben von der Grundlinie aus waren Mittel, die häufig verwendet wurden.

In der Defensive formierten sich die Salzburger in einem 4-1-4-1 in tieferen Zonen, in höheren oft im 4-2-3-1. Diese Formation sah man jedoch sehr selten, da Liefering eine Mehrzahl an Ballbesitz hatte und nach Verlust durch Gegenpressing den Ball entweder wieder zurückgewinnen oder hohe Bälle erzwingen konnte. Es war definitiv keine Ballbesitz-Dominanz á la Barcelona, da man ja sehr direkt spielte und so selbst Ballverluste riskierte, durch die vielen hohen Bälle der Gastgeber gab es jedoch eher selten ein geordnetes Pressing der Lieferinger zu sehen. In den wenigen Situationen, wo ein ruhiger und flacher Aufbau der Gastgeber angestrebt wurde, attackierte man recht früh und hoch, sodass man in hohen Zonen mehr in einer 4-3-3-Pressingformation attackierte.

Screenshot (419)

Mehrere Lieferinger Spieler stehen bereit, um sich dynamisch im Zwischenlinienraum frei zu laufen. Auf Breite wurde, wie hier in dieser Szene, situativ verzichtet um kürzere Passwege herzustellen und besseren Zugriff im Gegenpressing zu haben.

Im Ballbesitz formierten sich Wattens in einem 4-3-3, wobei sich die Flügelstürmer in den Halbräumen befanden und so Platz für nachrückende Außenverteidiger machen sollten. Ein sehr direktes Aufbauspiel, gezeichnet von versuchter Vertikalität und vielen Ablagen zeichnete die Tiroler im Ballbesitz aus. Die Mannschaft von Thomas Silberberger schreckte aber auch nicht vor hohen Bällen zurück, was eine gewisse Unsauberkeit in das ganze Spiel brachte und Offensivaktionen oft schon früh beendet waren, jedoch durch Gegenpressing und Ballgewinne wiederbelebt werden sollten. Nach Ballgewinn war man eindeutig auf schnelles Umschalten in die Offensive fokussiert, immer wieder sollten Konter gefahren werden. Jedoch schienen keine speziellen Mechanismen, bis auf die am Flügel für die Außenverteidiger, zu greifen. Vor allem über das Zentrum kam wenig bis gar nichts, meist eben nur hohe Bälle, die jedoch nicht gezielt kamen und schwierig zu verarbeiten waren.

Im 4-1-4-1-Pressing der Tiroler war das Verdichten des Zentrums und das Leiten des gegnerischen Spielaufbaus auf die Seite Priorität. Jedoch ließ man den Gegner in seiner eigenen Hälfte fast ungestört walten, oft attackierte man erst ab der Mittellinie. Prinzipiell agierte man für österreichische Verhältnisse unüblich raumorientiert, hielt passende Abstände zueinander in der Horizontalen sowie in der Vertikalen, was auch den Zugang zum Zwischenlinienraum verdichtete. Dennoch schlichen sich vor allem auf den Flügeln immer wieder Mannorientierungen ein, vor allem in der Abwehrkette. Dies war vor allem deswegen problematisch, weil die Tiroler trotz an sich guter Struktur nur sehr spät Druck auf den Ballführenden ausübten, jedoch mit der Abwehrkette nicht sehr tief standen, was die Lieferinger für einige hohe Seitenverlagerungen auf die Flügel nutzten. So kam es zum Beispiel einmal vor, dass Linksverteidiger Florian Buchacher Gegenspieler Masaya Okugawa in den Halbraum verfolgte, dadurch Raum öffnete und Lieferings Rechtsverteidiger Sandro Ingolitsch einen hohen Pass in diesen bekam.

Durch Offensivmechanismus in Führung

Der Offensivmechanismus der Hausherren mit Raumöffnung und nachstechenden Außenverteidigern machte sich in Minute 22 dann auch bewährt, als Pranter sich in den linken Halbraum fallen ließ und mannorientiert von Ingolitsch verfolgt wurde. Buchacher erkannte die Gelegenheit und startete blitzschnell in den offenen Raum, Pranter bediente ihn mit einem tollen Heber über einen Gegenspieler hinweg. Aus ungefähr 20 Metern zögerte Buchacher keine Sekunde und traf per Weitschuss ins lange Eck.

Das Spiel war geprägt von vielen Gegenpressingaktionen, beide Mannschaften versuchten sehr vertikal zu spielen. Liefering eher flach und scharf, Wattens versuchte es auch oft mit hohen Bällen. Die Gäste aus Salzburg waren es auch, die öfters in die Zwischenlinienräume des Gegners kamen, als Folgeaktionen kamen meist Ablagen auf nachrückende Spieler, dies waren oft die Achter oder die Außenverteidiger. Die Pässe in die Zwischenlinienräume kamen meist sehr scharf, was nach missglückten Ballkontrollen sofort den Mechanismus zum Gegenpressing auslöste, welches auch stets gut griff, aufgrund der passenden Strukturen der Lieferinger im Ballbesitz. Bisweilen konnten sich aber die Passempfänger auch drehen, da im Wattens-Defensivverbund eher zögerlich bis gar nicht aus der Kette heraus attackiert wurde. Dies ermöglichte vor allem immer wieder Schlager seine Dribbelstärke zu zeigen, er erinnert nicht nur äußerlich an sein Red Bull Pendant aus Leipzig, Emil Forsberg. An dieser Stelle sei auch angemerkt, dass der älteste Spieler im Lieferinger Kader Okugawa war, und zwar mit 21 Jahren. Zwar war die Startelf mit mehr Legionären besetzt, auf der Bank saßen jedoch fast ausschließlich junge Österreicher.

Mit zunehmender Spielzeit wurden die Mannen von Thomas Letsch dominanter und drängten das Pressing der Hausherren immer weiter zurück. Die Gastgeber agierten viel zu passiv, oft konnten Innenverteidiger bis ins Mittelfeld hineindribbeln, bis sie attackiert wurden. Dies geschah dann jedoch auch nicht kompakt genug, es gab keine richtigen Pressingfallen zu sehen, weshalb  sich durch das Herausattackieren aus der Kette immer wieder kleine Passwege ergaben, die die Lieferinger sehr oft nutzen konnten und vor allem immer wieder Schlager freistehend fanden.

Blitzstart in eine dominantere Halbzeit

Mit einem unglaublichen Blitzstart legten die Lieferinger los, nach nur zwei Pässen, einem in die Tiefe und Okugawa mit der Ablage, erzielte der gerade eingewechselte Samuel Tetteh aus sechs Metern den 1:1-Ausgleich. Die Hausherren ließen sich etwas von dieser frühen Führung mitreißen und agierten in einigen Angriffen deutlich risikoreicher, indem mehr Spieler als noch im ersten Durchgang mit aufrückten. Dies ist prinzipiell auch nicht so gefährlich, jedoch waren die Staffelungen stets recht flach, sodass die Lieferinger nach Ballbesitz viele Räume zum Kontern hatten und einfach mehrere Gegenspieler auf einmal ausspielen konnten.

Liefering war nun zusehends dominanter und fand auch weiterhin recht große Räume in der Formation der Tiroler vor, die wirklich nur mehr über unsaubere Schnellangriffe mit gebolzten Bällen nach vorne kamen. Nur wenige Male konnten die Gastgeber effektive Angriffe durchführen und sich aus dem Gegenpressing der Lieferinger befreien. Die Restverteidigung, gemeinsam mit dem Rückwärtspressing, schaffte es jedoch meist diese zumindest auf die Seite zu leiten, weshalb diese Angriffe oft mit harmlosen Flanken endeten. Die Jungbullen hingegen hatten schon einige Chancen zur erstmaligen Führung, Schlager scheiterte an der Latte und Samuel Tetteh verpasste einmal knapp den Ball nach einer flachen Hereingabe. Wenige Minuten vor Schluss hatten die Gastgeber nochmal die große Chance zur Führung, Gebauer schoss jedoch aus rund elf Metern über das Gehäuse von Torwart Miguel Carlos.

Fazit

Eine einmal mehr sehr gute Leistung der Lieferinger, die spätestens ab der zweiten Halbzeit das Geschehen komplett dominierten. Im Pressing passive und tief ausgerichtete Tiroler machten es den jungen Gästen aus Salzburg jedoch auch einfach die eigene Formation zu bespielen.

David Goigitzer

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