Wenn nichts geht, dann geht nichts. Rapid verliert zu Hause gegen Red Bull Salzburg – erneut aufgrund eines Gegentors aus einer Standardsituation – mit... Analyse: Rapid scheitert bei 0:1 gegen Salzburg an fehlender Kaltschnäuzigkeit

_Valon Berisha

Wenn nichts geht, dann geht nichts. Rapid verliert zu Hause gegen Red Bull Salzburg – erneut aufgrund eines Gegentors aus einer Standardsituation – mit 0:1 …und weiß selbst nicht so Recht wieso. Kämpferisch passte fast alles, Salzburgs Aktivposten wurden weitgehend abmontiert, aber die Schwächen in der etwas wackeligen Salzburger Hintermannschaft wurden nicht ausgenützt.

Rapid begann erwartungsgemäß in einem 3-4-2-1-System, Salzburg setzte dem – ebenso logisch – ein 4-2-3-1 entgegen. Zuletzt spielten die Salzburger eher im 4-4-2, allerdings war es wichtig, dem massiven Rapid-Mittelfeld selbst möglichst viel Masse und Dynamik entgegenzusetzen. Deshalb begannen mit Laimer und Schlager gleich beide österreichischen Nachwuchshoffnungen der Bullen. Samassekou sollte hinter ihnen die Drecksarbeit verrichten.

Rapid brauchte ein wenig, um ins Spiel zu finden

Salzburg begann engagierter, Rapid brauchte gut zwanzig Minuten um ins Spiel zu finden. Die Hütteldorfer arbeiteten sich durch Details ins Spiel. Anfänglich gab es noch zahlreiche Abspielfehler (Auer, Hofmann, Schwab) und sehr unglücklich verlorene Zweikämpfe (Kuen, Pavelic). Es war nur schwer ersichtlich, wieso diese Fehler passierten – das letzte bisschen Glück ist derzeit einfach nicht auf der Seite der Grün-Weißen und so wird jeder Spielzug, jeder Luft- und Bodenzweikampf doppelt schwer.

Rapid übernimmt die Kontrolle

Aber Rapid arbeitete weiter und begann Salzburg nach und nach zu kontrollieren – allerdings ohne gefährlich zu werden. Dies gelang durch minimale Etappenerfolge, etwa einen gewonnen Zweikampf oder eine gute Balleroberung. Der Tabellenfünfte war statistisch betrachtet in allen Belangen besser als Salzburg, wurde dennoch nie wirklich zwingend. Die besseren Torchancen hatten am Ende die Mozartstädter, die schließlich ausgerechnet einen ruhenden Ball zum Goldtor nützten.

Stärken der Salzburger gut kontrolliert

Im Zuge der besten grün-weißen Frühjahrsleistung wurde vieles richtig gemacht. Speziell was das Abmontieren gegnerischer Aktivposten betraf:

– Die sonst brandgefährlichen Außenverteidiger der Salzburger wurden komplett kalt gestellt, da vor allem Pavelic auf rechts sehr hoch spielte und seinen Gegner damit band. Lainer hatte am Ende negative Zweikampfwerte und nur 40% seiner Pässe kamen an, Pavelic‘ Gegenspieler Ulmer war in Zweikämpfen nur wenig besser, brachte 48,7% seiner Pässe an den Mann.

– Die Salzburger Solo-Spitze Hee-Chan Hwang nahm kaum am Spiel teil. Anfänglich konnte er noch den einen oder anderen Ball sichern, nach einer halben Stunde baute er aber völlig ab und wurde nie gefährlich. Auch sein Ersatzmann Dimitri Oberlin kam nur zu einer gefährlichen Konterszene. Es bleibt also dabei, dass Rapid aus dem Spiel heraus nur wenig zulässt.

– Diadie Samassekou wäre wohl der Schlüssel für einen möglichen grün-weißen Erfolg gewesen. Ihn presste man jedoch nicht intensiv genug. Der 21-Jährige ist nicht derart ballsicher wie Nebenmann Laimer, bekam dennoch am Ball zu viel Zeit zum Nachdenken und Umsehen. Ein stärkeres Pressen Samassekous wäre die riskantere Variante gewesen – das Einschränken von Laimers Kreisen war die sicherere Option. Für diese entschied sich Rapid.

Innenverteidiger nicht intensiv genug bespielt

Während Salzburgs Mittelfeldzentrum äußerst fluid und natürlich auch qualitativ gut besetzt war, konnte Rapid also das Flügelspiel des Meisters gut unterbinden. Allerdings schaffte es Rapid nicht ausreichend Druck auf eine andere Schwachstelle der Salzburger auszuüben: Das Innenverteidiger-Duo Miranda-Wisdom wirkte nicht immer sattelfest, hatte die guten Aktionen eher im statischen Verteidigen, weniger im Positionsspiel oder Ausweichen. Dies hätte Rapid einmal mehr über Schnittstellenpässe nutzen können. Im Gegensatz zu den letzten Partien, wurden diese nun auch versucht, allerdings viel zu unpräzise.

Ein Spiel, wie es zu erwarten war

Es wäre fast ironisch gewesen, hätte Rapid sich gegen Salzburg „zum Sieg pressen“ können. So steht unterm Strich eine Partie, wie sie zu erwarten war: Eine verbesserte, hart arbeitende Rapid-Mannschaft, die allerdings an allen Ecken und Enden Präzisionsprobleme und Schwierigkeiten mit Mut und Selbstvertrauen hat. Auf der anderen Seite stand eine Salzburg-Elf, die individuelle Klasse besitzt, dennoch keinen unschlagbaren Eindruck machte und am Ende durch einen Kunstschuss eines der besten Spieler auf dem Platz den Sieg holte. Vor einigen Jahren wäre es wahrscheinlich noch Rapid gewesen, das doch noch zum Lucky Punch kam.

Salzburg auf dem Weg zum Titel – aber nicht unfehlbar

Was können die beiden Mannschaften nun aus diesem Spiel mitnehmen? Für Salzburg war es bereits der neunte Pflichtspielsieg in Folge und dass Altach, die Austria oder Sturm dieser Konstanz noch gefährlich werden können, glaubt kaum jemand. Nach einem wackeligen Start in die neue Saison, ist der Ligakrösus nun wieder dort, wo man sein möchte. Allerdings – und das muss auch gesehen werden – keineswegs unschlagbar.

Rapid kämpft gegen die Großen…

Rapid wartet nun schon seit fünf Spielen auf einen vollen Erfolg und viele Fans wunderten sich, wieso der krisengeschüttelte Rekordmeister die Intensität dieses Spiels nicht auch schon in Wolfsberg oder gegen die Admira an den Tag legte. Gegen diese Gegner hätte eine solche Leistung wohl für jeweils drei Punkte gereicht. Allerdings handelte es sich gestern um eine andere Partie mit völlig anderen Anforderungen.

…hat gegen Kleinere aber andere Probleme

Neben dem weiterhin bestehenden Mentalitätsproblem gegen die „Kleinen“, ist es auch weiterhin offensichtlich, dass sich Rapid gegen spielende Gegner leichter tut. Dabei geht es aber gar nicht um die Höhe der gegnerischen Formation, sondern vielmehr darum, wie viele Spieler der Gegner hinter den Ball bringen kann. Und das sind bei Salzburg nach Balleroberungen nun mal weniger als gegen den WAC oder die Admira. Gegen Teams wie Salzburg oder die Austria, die man beide jeweils gut bespielte, wird künftig Kaltschnäuzigkeit und eine gewisse Selbstverständlichkeit im Abschluss gefragt sein. Daran krankt es noch, dies sind aber auch Dinge, die eben eines Tages wiederkommen. Gegen die Kleinen hingegen wird’s drauf ankommen, dass Rapid das Spiel machen und dichte Abwehrreihen mit Dynamik und Power knacken muss. Das kann Rapid derzeit gar nicht. Die Mischung aus diesen Notwendigkeiten zu finden, wird für Canadi und Bickel eine enorme Herausforderung werden.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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