Altach dominierte beim ersten Spiel unter Grabherr fast die gesamte Partie über, konnte jedoch einige der guten Chancen nicht nutzen. Sturm Graz gelang in... Analyse: Sturm entführt in Unterzahl Punkt aus Altach

Louis Ngwat-Mahop - SCR Altach_abseits.atAltach dominierte beim ersten Spiel unter Grabherr fast die gesamte Partie über, konnte jedoch einige der guten Chancen nicht nutzen. Sturm Graz gelang in den letzten Momenten des Spiels der Lucky Punch. Wir haben das 1:1-Unentschieden für euch genauer analysiert.

Sturm Graz mit neuer Ausrichtung

Sturm Graz baute mit einer Dreierkette auf, die beiden Halbverteidiger fächerten weit auf, während Schoissengeyr die Mitte hielt. Vor ihnen bot sich meist Jeggo als tiefster Sechser an, bisweilen bot er sich auch zu tief an und stellte vertikale und diagonale Zuspiele zu. Das Altacher Pressing zwang die Grazer dazu über viele hohe Bälle zu kommen, die jedoch leicht zu verteidigen waren. Selten fand man Ballungszonen um auf den zweiten Ball zu pressen, das Zentrum war ebenfalls abgedeckt und auf die Flügel konnte man nicht, da schon die Halbverteidiger durch die beiden Vorarlberger Stürmer abgedeckt wurden.

Mit Fünferkette gegen Altachs 3-1-4-2

Im Pressing agierte man im 5-2-1-2 und versuchte mit den Stürmern ausreichend Druck auf die Altacher Verteidigung auszuüben, um schlecht vorbereitete hohe Bälle zu erzwingen, während Hierländer Jäger bewachte. Dies gelang jedoch nicht allzu oft, da man zu allererst nicht intensiv genug agierte. Durch die Fünferkette konnte man jedoch recht flexibel aufrücken und mannorientiert verfolgen, weshalb die Gastgeber ebenfalls nur schwer in höhere Zonen gelangten.

Altachs Aufbau

Der Altacher Aufbau gestaltete sich in einem recht klaren 3-1-4-2, Jäger bildete mit der Dreierkette eine Raute, während man versuchte über Ballzirkulation zwischen diesen Vieren entweder auf den Flügeln oder durch die Halbräume nach vorne zu kommen. Hierbei nutzte man durchaus auch hohe Bälle in den Zwischenlinienraum, die jedoch gezielt gespielt wurden. Durch aufrückende Dribblings von Galvao kam man ebenfalls immer wieder in höhere Zonen und konnte dort den Ballvortrag fortsetzen.

Klare Dreierkette bei Altach

Im Pressing agierten die Altacher ebenfalls im 3-1-4-2, die Flügelstürmer rückten nur ballfern und in tieferen Zonen in die Abwehrkette. Auffällig dabei war die breite Position der beiden Offensivspieler Ngamaleu und Dovedan: sie sperrten die Passwege zu den Grazer Halbverteidigern ab und zwangen Schoissengeyr so zum Aufrücken oder zu ungefährlichen hohen Bällen. Das Zentrum wurde nämlich durch Prokopic, Ngwat-Mahop und Jäger ebenfalls zugestellt, Abkippbewegungen von Jeggo wurden mannorientiert verfolgt. Weiträumiges Freilaufen der Sturm Spieler half ebenfalls nichts, da man dies durch die Altacher Dreierkette gut balancieren konnte.

Partie geprägt von Arbeit gegen den Ball

In den ersten 20 Minuten war die Partie sehr geprägt vom Pressing auf beiden Seiten. Altachs Mittelfeldpressing störte die Gäste zwar nicht von Beginn an beim Aufbau, machte diesen jedoch ziemlich wirkungslos, die Grazer konnten kaum konstruktiv aufbauen. Durch das Trichterpressing der Vorarlberger waren sie zu einem Aufbau über die Mitte gezwungen, jedoch fand man kaum Passwege durchs Zentrum. Als Lösung hätte man zum einen Chip-Bälle auf die Flügel verwenden können, diese wären jedoch schwer zu verarbeiten gewesen. Die Grazer versuchten zwar im Mittelfeldzentrum im Freilaufen zu rotieren, jedoch konnte man aufgrund schlechter Vororientierung (Bewusstsein wo der Gegner ist, kann ich mich drehen oder nicht?) frei gespielte Situationen kaum nutzen. Auch adäquates Nachrücken für Folgeaktionen von Kollegen fand kaum statt.

Altach zeigt sich offensiv besser

Die Altacher hingegen verbesserten sich ab der 15. Minute im Ballbesitz. Dies tat man auf der einen Seite durch Andribbeln von Galvao im linken Halbraum, der dribbelstarke Halbverteidiger konnte so immer wieder dem Pressing entgehen, seine Rolle war deutlich höher und breiter als die von Zech. Durch und mithilfe von Verlagerungen auf die Achter Prokopic und Ngwat-Mahop, die oft anspielbar waren kam man immer wieder ins letzte Drittel. Dort nutzte man entweder flache Flanken oder kleine Lochpässe und Lupfer in den Strafraum, um zu Chancen zu kommen. Zweimal legte Prokopic mit der Ferse gute Schüsse auf, Ngwat-Mahop hätte aus elf Metern in einer Situation zumindest das Tor treffen können.

Prokopic auffälligster Mann

Prokopic zeigte überhaupt ein auffälliges und sehr gutes Spiel. Der ehemalige Rapid- und Innsbruck-Spieler unterstützte stets ballnah bei kleinräumigen Kombinationen, nutzte seine hervorragende Ballkontrolle für Mitnahmen in freie Räume um Gegenspielern zu entgehen und mit seiner Übersicht bereitete er drei gute Chancen für die Westösterreicher vor. Auf der anderen Seite zeigte Zulechner ein gutes Spiel, der sich mit dem Rücken zum Tor ohne viel Unterstützung oft sehr gut mit dem ersten Kontakt löste und kam auch zu zwei Halbchancen, wo er jedoch den Abschluss technisch nicht sauber genug aufs Tor brachte.

Grazer Konter in Ansätzen gefährlich

Die Grazer waren jedoch alles andere als chancenlos. Wie gerade erwähnt kam man durch Zulechner zu zwei Chancen, vor allem über Schnellangriffe. Wenn die Altacher Abwehr aufgerückt war, kam man hier zu Möglichkeiten. Mit Alar, Zulechner und Hierländer hat man schnelle Spieler, die die Schnittstellen in den Abwehrverbünden sehen und zulaufen, während Jeggo und Matic durchaus diese Vertikalpässe spielen können. Aufgrund guten Pressings und Gegenpressings der Altacher gab es diese Situationen jedoch selten. Selbst wenn man nach Ballverlust den Ball nicht sofort gewinnen konnte, so leitete man die Grazer zumindest auf die Seite oder nach hinten oder man beging kleine, spielflussstörende Fouls.

Keine Anpassungen nach Pause

Die Altacher legten ihr Pressing nun in der vordersten Linie situativ nicht mehr so breit an, man wollte die Mitte schon von Beginn an versperren, weshalb Ngamaleu und Dovedan wieder enger aneinander agierten. Dies übte etwas mehr Druck auf die Aufbauspieler Sturms aus und es konnten mehr unvorbereitete hohe Bälle erzwungen werden. Die Altacher dominierten weiterhin die Partie, wenn auch nicht mit vollster Überzeugung. So schaffte es Sturm nach eigenen Ballgewinnen Schnellangriffe zu starten, die nicht immer durch das Gegenpressing der Vorarlberger gestoppt werden konnten. Manchmal agierte Ngwat-Mahop zu hoch und es war keine optimale, wenn auch oft ausreichende Absicherung nach Ballverlust in höheren Zonen gegeben.

Veränderungen nach Ausschluss

Mit der Gelb-Roten Karte für Schoissengeyr änderte sich natürlich taktisch etwas auf beiden Seiten, wenn auch nur geringfügig. Grabherr wechselte Oberlin für Ngamaleu ein, während wenig später Schmerböck für Deni Alar bei Sturm Graz kam. Sturm formierte sich nun in einem 4-4-1. Über doppelt besetzte Flügel versuchte man nun auf der Seite Durchbrüche zu erzielen, welche jedoch sehr simpel und linear und somit leicht zu verteidigen waren. Für die Altacher wurde es zunehmend schwerer gegen die tiefe Sturm-Abwehr etwas auszurichten, weshalb man es bisweilen vermehrt mit Flanken versuchte. Mit der Einwechslung von Harrer stellte man auf 3-4-1-2 um. Dovedan agierte als nomineller Zehner, aber Harrer ließ sich ebenfalls oft fallen um sich für kurze Zuspiele anzubieten.

Ereignisreiche Schlussphase

Zehn Minuten vor Schluss konnte dann Oberlin einen Rückpass von Jeggo auf Gratzei abfangen und am Torwart vorbei zur Führung einschieben. Um das Spiel nochmal zu drehen brachte Foda Kienast statt Jeggo, zuvor hatte er bereits Edomwonyi für Zulechner gebracht. Bloße Stürmereinwechslungen sind jedoch ein klarer Fall davon, dass man die eigentlichen Probleme, das „Warum?“ bezüglich fehlender Torchancen vielleicht nicht ganz erkennt. Sturm konnte sich aufgrund des guten gegnerischen Pressings, der fehlenden Anbindung ins Mittelfeld sowie instabilen Folgeaktionen nach den seltenen Durchbrüchen keine Torchancen herausspielen. Da würden zwei neue Stürmer, deren Fähigkeitenprofil weniger dem Verbindungsspiel entsprechen, nicht viel ausrichten. Trotzdem schafften es die Grazer in der 92. Minute nach einem Halbvolley von Koch aus 20 Metern den Ausgleich zu erzielen, nachdem eine Flanke von Edomwonyi nicht richtig geklärt wurde. So endete das Spiel, recht glücklich für die Grazer, mit 1:1.

Fazit

Altach überzeugte mit durchwegs starkem Pressing und ließ kaum Chancen der Grazer zu. Jedoch hatte man vor allem in Hälfte zwei Probleme mit Durchbrüchen, in der ersten Halbzeit hätte man die vorhandenen Chancen nutzen müssen. Sturm agierte nach dem Ausschluss Schoissengeyrs sehr diszipliniert und verteidigte stark in zwei tiefen Viererblöcken, konnte so Schlimmeres nach dem Führungstor von Oberlin verhindern.

David Goigitzer, abseits.at

David Goigitzer

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