Den Pfingstsonntag 2005 wird nicht nur Steffen Hofmann in schöner Erinnerung behalten haben: Ein gemütliches Zusammensein im Schutzhaus Meidling endete für die Kampfmannschaft des... Anekdote zum Sonntag (34) – (Welt)meister 2005

Steffen Hofmann_abseits.atDen Pfingstsonntag 2005 wird nicht nur Steffen Hofmann in schöner Erinnerung behalten haben: Ein gemütliches Zusammensein im Schutzhaus Meidling endete für die Kampfmannschaft des SK Rapid Wien in einer Riesenparty als sie durch ein 1:1 des Stadtrivalen bei Pasching kampflos Meister geworden war. Die Freude der Herren Kulovits, Kienast, Sturm und Co. kannte damals keine Grenzen. Bei Sigi Döhring, einem Ur-Grün-Weißen, wurde gesungen und gejubelt, einzig der Chef der Truppe fehlte: Meistermacher Josef Hickersberger saß daheim in Tullnerbach und verfolgte FAK vs. Superfund ebenfalls via TV. Um 17:17 Uhr war der 31. Meistertitel des SK Rapid Wien dann perfekt und nachdem die ersten Jubelschreie im frühsommerlichem Himmel Westwiens verhallt waren, diskutierten die Profis, wo weitergefeiert werden sollte: Schließlich wusste man, dass die Fans schon einen Tag zuvor bei der Bundesligapartie gegen Bregenz mehr als nur euphorisch waren: 17.200 Zuschauer waren ins Hanappi-Stadion gekommen und stürmten nach einem 4:1-Sieg den Rasen. Stadionstimme Andy Mareks warnende Worte wurden gekonnt überhört, für die meisten Fans war klar: Rapid ist (so gut wie) Meister. 30 Minuten nach Schlusspfiff führte Kapitän Hofmann seine Mannen nochmal aufs Feld um dem harten Kern der jubelnden Menge zu bestätigen: „Wir brauchen noch zwei Punkte. Die holen wir nächste Woche in Salzburg.“ Das sollte aber gar nicht mehr nötig sein.

Vom Schutzhaus telefonierten die Spieler mit Andy Marek, der wusste, dass sich bereits 400 Fans in die Innenstadt aufgemacht haben um den heiß ersehnten Titel zu feiern. Neun lange Jahre hatten sie darauf warten müssen. Ein Bus wurde organisiert. Vier Spieler waren jedoch nicht dabei: Die Herren Maier, Kincl, Dosek und Valachovic saßen in der Wiener Stadthalle und fieberten bei einer anderen Sportveranstaltung mit: Tschechien gegen Kanada – das Eishockey-WM-Finale. Bald gesellte sich der Meistertrainer höchstpersönlich hinzu. Er verzichtete auf die wilde Party mit der Mannschaft, aus Angst, dass der Respekt zwischen Spieler und Trainer leiden würde. „Hicke“ saß lieber in der VIP-Loge und wohnte so ungestört Tschechiens Triumph bei. Die tschechischen Rapidler (und der slowakische Defensivspieler Valachovic) waren außer Rand und Band als Tomáš Vokoun und Co. 3:0 siegten. Besitzt Eishockey in Tschechien doch eine große Tradition und ist sogar beliebter als Fußball.

Währenddessen ließen sich ihre Teamkameraden am Stephansplatz von der Menge auf den Schultern tragen. Unter den Blicken verwirrter Wien-Touristen präsentierte Kapitän Hofmann vom Balkon des Haas-Hauses einen Meisterteller aus Karton. Noch als die Spieler im Bus saßen, spürten sie die Begeisterung der Menge, die ihr Gefährt ins Schunkeln brachte. Knapp bevor der Bus zum Stillstand kam, klopfte ein Mann im slowakischen Eishockey-Dress vehement gegen die Bustür und bat um Einlass. Die Polizeieskorte ging auf ihn zu, packte ihn und zerrte ihn unter Protestrufen weg. Rapid-Masseur Frey lief ihnen nach und versuchte zu erklären, dass der Herr kein begeisterter Fan sondern Rapid-Innenverteidiger Jozef Valachovic – direkt aus der Stadthalle gekommen- war.

Eine Stunde lang genossen die grün-weißen Meisterkicker das Zusammentreffen mit ihren Fans, dann ging es ins „Andagio“ am Handelskai, um auch wirklich ganz Wien abzufahren. Dort hatten wiederum die Spieler Maier und Kincl Mühe Eintritt zur spontanen „Meisterparty“ zu erlangen: Man hielt die freudentrunkenen Fans in roter Montur auch hier für nicht zutrittsberechtigt. Sie hatten mit ihren erfolgreichen Landsmännern noch etwas gefeiert und mussten anschließend entscheiden, ob sie mit der Nationalmannschaft das Schweizerhaus im Wiener Prater aufsuchen wollten oder mit ihren Kollegen den Meistertitel begießen wollten. Doch selbst ein Zusammentreffen mit Hockey-Legende Jaromir Jagr konnte die Spieler nicht abhalten zu ihren Kollegen zu fahren: An einem Tag Meister und Weltmeister geworden zu sein – einfach fantastisch.

Marie Samstag, abseits.at

Marie Samstag

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