Tabellenführer Austria Wien empfing Wacker Innsbruck. Auf dem Papier eine klare Angelegenheit – vor und nach dem Spiel, immerhin gewannen die Veilchen klar mit... Austria marschiert weiter: Die Gründe für den klaren 4:0-Sieg gegen Wacker Innsbruck

Peter Stöger (FK Austria WIen)Tabellenführer Austria Wien empfing Wacker Innsbruck. Auf dem Papier eine klare Angelegenheit – vor und nach dem Spiel, immerhin gewannen die Veilchen klar mit einem 4:0. Allerdings waren sie dabei nicht neunzig Minuten die dominierende Mannschaft. In der Anfangsphase gingen die Innsbrucker gut mit, konnten die Austria vor einige spielerische wie taktische Probleme stellen, während das Spiel als solches recht ausgeglichen war. Doch nach der Führung durch eine Standardsituation musste Wacker aufmachen und verlor an Kompaktheit. Mit jedem Treffer kippte das Spiel stärker zu Gunsten des Tabellenführers.

Wacker in der Offensive

Innsbruck - Aufstellung-2Interessant war, wie die Gäste die Austria knacken wollten. Julius Perstaller war offensiv eine hängende Spitze und agierte enorm ausweichend. Er ging in die Halbräume oder gänzlich auf die Flügel, wo er sich im Rücken der aufrückenden Austria-Außenverteidiger anbot. Er sollte bei Kontern als Anspielstation dienen und beim Überladen der Seite helfen. Man wollte damit über die unterbesetzten Flügel kommen. Allerdings weiß man, dass die Hausherren die Seiten enorm gut einkesseln, schnell lokale Kompaktheit herstellen können und mit einer hohen Abwehr spielen.

Jedoch hatte Wacker eine gute Idee, um all das zu nutzen. Es gab einige lange Bälle, Seitenwechsel und versuchte Pässe in den Raum. Eine gefährliche Szene zu Beginn entstand, als Perstaller auf Christopher Wernitznig weiterleitete. Dieser spielte dann hinter die stark eingerückte und verschiebende Abwehrreihe. In diesen Raum sprintete plötzlich Rechtsaußen Thomas Löffler und konnte dann auf Roman Wallner zurücklegen – ein hoch interessanter Spielzug.

Wackers Fokus lag eben auf durchgehender Raumöffnung durch viele freie Bewegungen. Nicht nur Perstaller spielte ausweichend, sondern auch Wallner. Dieser ging aber eher in den Zwischenlinienraum oder in die Halbräume, um dann mit Dynamik in offene Räume im Strafraum zu ziehen. Damit sollte seine Stärke im Timing und sein Torriecher genutzt werden. Neben der offensiven Spielweise gab es allerdings auch defensiv einige gute Ideen.

Wackers Defensivspielweise

Die meisten hatten wohl mit einem 4-1-4-1 oder 4-2-3-1 und einer sehr tiefen Ausrichtung gerechnet. Doch die Gäste formierten sich in einem defensiven 4-4-2 mit eng ans Mittelfeld liegenden Stürmern. Diese versperrten die Passwege der Innenverteidiger und sorgten dafür, dass Florian Mader und Co. im Mittelfeld weniger Bälle erhielten.

Das wirklich Besondere war aber die Höhe und Kompaktheit dieses Defensivblocks. Man formierte sich nicht in einem tiefen und passiven Abwehrpressing, sondern versuchte die Austria schon im Aufbauspiel empfindlich zu stören. Sie attackierten einige Male 20-25m vor der Mittellinie, warteten auf unsaubere Ballannahmen oder breite Innenverteidiger ohne Passoptionen auf den Seiten.

Dann gingen sie in ihr Pressing über, die Mittelstürmer bewegten sich diagonal nach vorne. Einer attackierte den Ballführenden, der andere versperrte den Passweg in die Mitte. Die Austria griff über die Seite an – und erhielt dort später einen Freistoß, der zum Führungstor und einer Spielgeschehen veränderten Situation führte: Wacker war jetzt hinten.

Hohes Mittelfeldpressing – Pro und Contra

Trotz der hohen Niederlage und dem in Anbetracht des Ergebnisses wohl als gescheitert geltenden Mittelfeldpressing sollte man diese Spielweise nicht unbedingt als erfolglos ansehen. Zu Beginn stand Wacker stabil, war gut und kam zu Chancen. Die ersten beiden Tore fielen allesamt nicht aus typischen Szenen aus dem Spiel heraus. Es kontert auch die Formation der Austria ziemlich gut.

Mit dem enorm kompakten 2-2 im zentralen Mittelfeld und den Stürmern zwingt man den gegnerischen Innenverteidigern den Ball auf. James Holland, Alexander Grünwald und Florian Mader erhalten dadurch weniger Bälle. Sie sind meistens jene Spieler, die durch ihre intelligenten Weiterleitungen und Tempowechsel die Halbstürmer in Szene setzen.

Alexander Gorgon und Tomas Jun bewegen sich viel in die Halbräume oder weichen wieder situativ auf den Flügel für Überladungen aus. Dort erhalten sie präzise und intelligente Pässe aus dem Mittelfeld, was gegen Wacker allerdings nur schwer war. Es ging nun mehr über die Außenverteidiger, die zwar sehr offensivstark sind, allerdings naturgemäß weniger kreativ wirken können.

Dennoch fand die Austria mit fortschreitender Spieldauer Lösungen.

Die Veilchen in der Offensive

Austria - Aufstellung-4Wie üblich zeigte sich Philipp Hosiner sehr beweglich. Er fiel einige Male in den Zwischenlinienraum zurück und hielt dort den Ball, sorgte für Seitenwechsel und Pässe in ballferne offene Räume. Außerdem öffnete er Löcher für Gorgon und Jun in der Mitte und diente für sie als wichtige Anspielstationen in Engen. Gorgon und Jun bewegten sich ebenfalls viel und wechselhaft.

Mehrmals schoben sie aus den Halbräumen wieder auf die Seiten und unterstützten dort die aufrückenden Außenverteidiger. Mit diesen Überladungsbewegungen wollten sie die Kette der Innsbrucker erweitern und sorgten außerdem Ballverlusten vor. Auch Flanken sollten dann öfter in die Mitte kommen.

Die nächste Anpassung betraf die Halbspieler im Mittelfeld. Mader bewegte sich sehr horizontal, ließ sich fallen und versuchte neben dem gegnerischen Außenstürmer und den Sechsern in freie Räume kommen. Dort wurde er anspielbar und konnte dann die Außen einsetzen oder zumindest Raumgewinn verbuchen.

Fazit

Ein überzeugender und klarer Sieg der Austria, doch zu Beginn fanden sie vor ihren zwei Treffern nur wenig Raum für ihre übliche Spielweise. Die Gäste isolierten die Offensivspieler voneinander, verhinderten schnelle Kombinationen und waren auch in der Strafraumverteidigung gut, wenn es denn so weit kam. Das hohe Mittelfeldpressing schien eine sehr gute Wahl zu sein, aber letztlich setzten sich die Anpassungen der Austria, ihr individuelle Qualität und das passende Timing durch.

Rene Maric, abseits.at

Rene Maric

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