In Graz erwartete die Rieder eine schwere Aufgabe. Sturm feierte zuletzt zwei Siege und somit wieder eine Fortsetzung ihrer Berg-und-Tal-Fahrt, allerdings kamen auch die... Beweglicheres System gab den Ausschlag: Grazer schlagen die SV Ried mit 3:1

In Graz erwartete die Rieder eine schwere Aufgabe. Sturm feierte zuletzt zwei Siege und somit wieder eine Fortsetzung ihrer Berg-und-Tal-Fahrt, allerdings kamen auch die Oberösterreicher mit breiter Brust angereist. Nach schwierigen Wochen konnten sie mit einem Kantersieg unter immer-wieder-Neo-Trainer Gerhard Schweitzer etwas Selbstvertrauen zurückholen und wollten diesen Aufwärtstrend in der Steiermark fortsetzen. Die Rechnung hatten sie dabei ohne Peter Hyballa gemacht.

Sturms Formation

Die Grazer begannen in einem vertikal wie horizontal sehr kompakten 4-4-1-1. Hyballa hatte somit nicht die Außen und Flanken als große Gefahr ausgemacht, sondern die Kombinationen in den Halbräumen und in der Mitte. Dazu sollte durch diese Anordnung der Raum für René Gartler verkleinert werden, welcher mit seinen Bewegungen viel Gefahr erzeugen kann.

Dieses 4-4-1-1 wurde durch die beiden Kainz‘, Imre Szabics als hängendem Stürmer und Richard Sukuta-Pasu auf dem rechten Flügel oftmals asymmetrisch ausgelegt und ähnelte teilweise einer Raute. Im Normalfall formierte man sich aber defensiv wie offensiv in einem 4-4-1-1, wobei Florian Kainz und Sukuta-Pasu auf den Flügeln unterschiedliche Aufgaben hatten. Kainz war eher spielgestalterisch und invers, Sukuta-Pasu eher diagonal und auf das Tor ausgerichtet. Klassische Flügelstürmer waren beide nicht.

Das Mittelfeld wurde von Tobias Kainz und Manuel Weber gesichert, welche eine Doppelsechs bildete. Sie hatten offensive wie defensive Aufgaben, sollten aber zuvorderst eine sichere Plattform für die Offensivspieler bieten und den Ball sicher zirkulieren lassen.

Das Sturmduo

Ein interessanter Aspekt war das Zurückfallen von Okotie und das Aufrücken von Szabics. Es ergab in Wechselspielchen, in welchem sie immer wieder die freien Räume in der Mitte suchten und sich von den gegnerischen Innenverteidigern entfernten. Diese hatten mit der Dreierkette hinten oftmals nur einen oder keinen Gegenspieler vor sich, was für Überzahlen im Grazer Zentrum sorgte.

Diese kamen auf 55+% Ballbesitz und dominierten zumindest bis zur vorsichtigeren Ausrichtung nach der Führung Ball und Spielgeschehen, auch wenn sie nicht allzu zwingend in den Chancen wurden. Allerdings zeigte sich die Bewegung von Okotie und Szabics effektiv, immerhin erzielten sie alle drei Treffer – einen davon sehen wir uns näher an.

Das 2:0

In der ersten Grafik sieht man, dass die Rieder im Aufbauspiel sehr hoch und breit stehen müssen, was die Passwege verlängert.

Sukuta-Pasu kann den Pass antizipieren und den Ball abfangen. Sehr schön zu sehen ist, wie es ein 4-4-1-1 gibt mit Mannorientierungen der Sechser in der Mitte. Sukuta-Pasu hat nun nicht nur sehr viel Raum vor sich, sondern kann auch problemlos nach vorne schieben und die offene Abwehr sofort attackieren. Dazu kommt, dass seine Mitspieler schnell aufrücken und ihn unterstützen können, was sich am Ende dieser Aktion noch deutlich zeigen wird. In der zweiten Grafik wird veranschaulicht, was gemeint ist.

Die drei Rieder Innenverteidiger und Sechser Anel Hadzic stehen nun vier Grazern gegenüber. Sukuta-Pasu hatte außerdem schon einen Geschwindigkeitsvorteil durch den freien Raum vor sich in der vorherigen Aktion. Er wählte nun das Dribbling, anstatt eines Doppelpasses, profitierte aber davon, dass sich die Rieder Verteidiger an seinen Mitspielern orientieren mussten. In weiterer Folge legte er den Ball schlicht weit an Hadzic vorbei und ging bis zum Strafraum durch. Die Verteidiger mussten herausrücken und im dritten Bild sehen wir, was geschah.

Sukuta-Pasu wird erst zu spät bedrängt, er kann den Ball hereinbringen. In der Mitte sind es allerdings drei Grazer gegen zwei Rieder, welche im Zuge des Kettenspiels auch zu weit nach innen rückten und sie ballfern freiließen. Szabics ließ sich nicht lumpen und verwertete mit etwas Glück, aber doch gekonnt, zum 2:0 und der Entscheidung. Ried konnte zwar anschließen, aber scheiterte letztlich mit der Aufholjagd an einem Kopfballtreffer Okoties und mangelndem Druck.

Sturm hingegen bespielte die aufrückenden Außen Rieds und zerstörte deren Spielanlage, wobei Ried durchaus auch gute Kombinationen hatte, welche aus drei großen Faktoren entstanden.

Das Rieder Offensivspiel

Die Innviertler versuchten sich wie üblich mit Überladungsbewegungen in die Halbräume zu spielen. Dies versuchten sie mit schnellen Kombinationen sowie René Gartler, welcher eine Kombination mit Marco Meilinger zum zwischenzeitlichen 2:1 verwertete. Dabei nutzten sie jene Löcher der Grazer Mannorientierung, welche ansonsten dafür sorgte, dass sie ihr Spiel nicht aufziehen konnten.

Der Unterschied bestand im taktischen Sichtfeld. Im Aufbauspiel blickten sie nach hinten und mussten den Ball erst einmal annehmen, wogegen Sturm individuell gut vorging. Im Offensiv- und Kombinationsspiel, wenn sie bis dahin kamen, blickten sie auf das Tor. Sie konnten Bälle wegen der räumlichen Nähe schnell prallen lassen und kamen nicht in Verlegenheit, sich drehen zu müssen. Darum waren und sind sie in diesen Aktionen generell gefährlicher, es ist immerhin das Merkmal umschaltender Mannschaften.

Problematisch wird es aber, wenn der Gegner die Räume kompakt macht und die Außenspieler nicht mehr miteinbezogen werden können, sondern müssen. Dann fehlt es an der Unberechenbarkeit und Flexibilität, während die technisch starken Akteure in der Mitte vom Tor abgeschnitten werden.

Hinzu kam ein Fehler bei Sturm, denn sie versuchten gelegentlich in ihrem Abwehrpressing zu viel Druck auszuüben. Dabei verließ einer der Spieler die Viererkette und wich nach vorne, was aber zu Löchern führte. Anstatt mehr Druck auszuüben, wurde ein Loch geöffnet, in welches gespielt werden konnte.

Fazit

Keine grandiose Partie von beiden Seiten, doch die Grazer waren überlegen und konnten mit ihrem asymmetrischen und beweglichen System einen weiteren Erfolg verbuchen. Die Rieder zeigten sich zwar besser als in einigen anderen Saisonspielen, doch konnten nicht so aufspielen wie noch in der vergangenen Woche.

Rene Maric, www.abseits.at

Rene Maric

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