Mit einem weiteren Sieg – und dieses Mal gar zuhause – katapultierten sich die oftmals hart kritisierten Austrianer unter ihrem umstrittenen Trainer Ivica Vastic... Die Austria bleibt dran: Der 2:1-Sieg gegen die Admira und wie er zustande kam!

Mit einem weiteren Sieg – und dieses Mal gar zuhause – katapultierten sich die oftmals hart kritisierten Austrianer unter ihrem umstrittenen Trainer Ivica Vastic an die Spitze der Rückrundentabelle. Mit einer guten Leistung strafte man die Kritiker Lügen und gewann knapp mit 2:1 gegen eine starke Admira, welche etwas Pech hatte und sich nicht von ihrer cleversten Seite zeigte. Trainer Kühbauer kritisierte die Präzision im letzten Spielfelddrittel und hatte damit durchaus einen Punkt, es war aber nicht die einzige Ursache für diese Niederlage. Die Veilchen hatten „nur“ zwei Torchancen mehr, konnten allerdings bei ihren Versuchen mehr Gefahr entfachen, was allerdings nicht nur an der Austria lag. Die Admira hatte in der Defensive Probleme sich nah genug am Gegner zu positionieren und gleichzeitig verschob man nicht aggressiv genug Richtung Ball, um diese Schwäche wettzumachen.

Um ohne situative Verteidigung (sprich: Mischung aus Mann- und Raumdeckung) zu agieren, muss man eines der beiden Extreme in Perfektion beherrschen. Ob eine extrem enge Manndeckung ohne Nachlässigkeiten oder eine stark aggressive und ballorientierte Raumdeckung, in der Theorie sind sie nicht zwingend besser als eine angemessene situative Verteidigung – doch wenn bei letzterem zu oft die wichtigen einzelnen Komponenten fehlen, so wird sie total ineffektiv. Perfekt zeigte sich dies bei den Gegentreffern, wo die gegnerischen Spieler mehr oder weniger unbedrängt zum Abschluss kamen. Beim ersten Treffer hatte Kienast sehr viel Zeit, um seinen Kopfball zu versenken, beim zweiten war es ein hervorragender Schuss Gorgons, der perfekt saß. Jedoch hatte auch er übermäßig Zeit, um sich den Winkel auszusuchen, den Torhüter und seine Position zu sehen sowie ohne Störung in seinem Gleichgewicht abzuschließen. Bezeichnend, dass der Treffer Admiras aus der wohl einzigen Situation fiel, wo einer ihrer Spieler ebenfalls eine solche Freiheit genoss: nämlich bei einem ruhenden Ball, ein wundervoll direkt verwandelter Freistoß von Toth.

Wechselwirkung der jeweiligen Formationen

Die Austria begann mit ihrem klassischen 4-4-1-1, in welchem ein Mittelstürmer, in diesem Falle Kienast, sich als robusterer Zielspieler ganz vorne positionierte. Im Englischen auch als „target man“ bekannt, fungiert der vorderste Stürmer als Anspielstation für Befreiungsschläge und er soll die immer wichtiger werdenden „zweiten Bälle“ auf nachrückende Spieler zurücklegen. Im 4-4-1-1 kann dies durchaus ein essentieller Bestandteil der mannschaftstaktischen Ausrichtung sein, beispielsweise wenn der hängende Stürmer sich bei gegnerischem Ballbesitz weit in der eigenen Hälfte positioniert. Man erlaubt dann der Mannschaft etwas mehr Zeit beim Aufrücken. Die zweite wichtige Aufgabe des „target man“ ist das Halten des Balles an vorderster Front und die Abnahme von Flanken sowie hohen Bällen, was bei Kienast die Hauptaufgabe ist. Die Veilchen spielen im Normalfall einen flexiblen Stil in der Offensive, der sowohl ein schnelles Spiel über die Flügel als auch Angriffe über das Zentrum in verschiedensten Geschwindigkeiten ermöglichen soll. Dafür ist es von eklatanter Wichtigkeit, dass man einen dynamischeren und technisch versierten Part vor der Viererkette im Mittelfeld hat – natürlich Stankovic – und vorne den bereits erwähnten Kienast, welcher sich in der Rückrunde durchaus in der Lage zeigte, mit nach hinten zu arbeiten und sich fallen zu lassen, um Bälle zu erhalten.

Daraus resultierend besitzen auf den Außenbahnen Leovac und Gorgon klassische wie inverse Flügelstürmeraufgaben, sie müssen in der Lage sein, die Seite im letzten Spielfelddrittel zu beackern können, als auch Richtung Zentrum zu attackieren. Sie ermöglichen den beiden Außenverteidigern dahinter eine spielintelligente Aufgabenwahl, da sie nicht zwingend nach vorne mithelfen müssen. Ihr Spektrum in der Offensive erstreckt sich je nach der aktuellen Spielweise ihres Vordermannes. Wenn dieser zentraler als üblich agiert oder sich mit Ball auf die Schnittstellen der gegnerischen Viererkette zu bewegt, so übernehmen die Außenverteidiger zwangsläufg eine offensivere Rolle, um dem Spiel die nötige Breite zu geben. Da sie aber diese Vorstöße nur sporadisch abliefern müssen, können sie energiesparender agieren und zumeist verbleibt einer der beiden auf der Linie der beiden Innenverteidiger. Man lässt eine enge und tiefe Dreierkette entstehen, welche mit zwei Sechsern davor die Lücken in der Kette aus dem Mittelfeld heraus versperrt. Dies ist mitunter ein Grund dafür, wieso sich die beiden Sechser in ihren vertikalen Läufen zurückhalten und auf das Aufbauspiel von hinten fixieren. Insbesondere bei Holland und Mader lässt sich die Rolle eines tiefliegenden Spielmachers erkennen, während der Partner auf der Doppelsechs zumeist etwas mehr als destruktiver Sechser oder gar vertikal spielender Achter agiert.

Die Admira zeigte wie erwähnt keine schwache Partie und taktisch hatte man einige sehr gute Ideen. Die 4-2-3-1-Formation mit einer relativ tief spielenden offensiven Dreierreihe hatte als Ziel, die gegnerische Doppelsechs vom Spielgeschehen abzusperren und gleichzeitig Stankovic vorne zu isolieren. Das sollte insbesondere durch drei Schlüsselpositionen ausgeübt werden: Sabitzer und Seebacher sollten die Doppelung der gegnerischen Außenspieler ermöglichen, gleichzeitig sollte Schwab die gegnerische Doppelsechs attackieren und sich im Idealfall zwischen ihnen positionieren. Dadurch sollte der Angriffsfluss im Spielaufbau nach hinten oder zur Seite gelenkt werden, bei ersterem konnte man sich simpel und sicher positionieren, bei letzterem würde die Doppelung zutage treten und man hätte gute Chancen auf einen Ballgewinn, da einer der Sechser auf die Seite des Balles verschieben könnte. Lange Bälle durch das Zentrum – Schlüsselposition Nummer drei – waren aufgrund der fixen Doppelsechs vor Stankovic keine Option, da man hier numerisch klar unterlegen war. Diese gute Positionierung und Anpassung der Formationen sorgte für die relativ ausgeglichene Zahl an Torchancen und Ballbesitz, war aber womöglich einer der Gründe für die geringere Aktivität beim Stören des Gegenspielers. Während die Austria mehr an genauen Zuteilungen hing und sich gegen Spieler bewähren musste, welche teilweise einzeln und von weiter hinten kamen, war der Defensivblock der Admira anders gefordert: man attackierte Spieler, die es gewohnt waren und erlernt hatten, eine Ebene höher zu spielen. Dadurch, dass sie tiefer agierten, waren andere Attribute gefragt. Auf jener Höhe, die nah am Tor war und es dennoch eine gewisse Kompaktheit gab – mit Passmöglichkeiten in alle Richtungen und Spezialisierung der Spieler auf ihre Stärken in den jeweiligen Positionen. Ein marginaler Unterschied, der sich in diesem Spiel durchaus überdimensional äußerte.

RM schreibt auch für spielverlagerung.de

Rene Maric

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