Ein attraktiver Trainerposten der tipico Bundesliga steht wieder zur Verfügung. Oliver Glasner räumte diesen freiwillig, um eine Liga darunter anzudocken und zugleich eine unerwartete... Die SV Ried auf Trainersuche: Wer folgt auf Oliver Glasner?

Stefan Reiter (SV Ried)Ein attraktiver Trainerposten der tipico Bundesliga steht wieder zur Verfügung. Oliver Glasner räumte diesen freiwillig, um eine Liga darunter anzudocken und zugleich eine unerwartete Trainersuche der SV Ried zu eröffnen. Wer die Lösung dieser sein könnte, beleuchtet Pascal Günsberg für abseits.at.

Es war ein Paukenschlag in Fußball-Österreich, für den Oliver Glasner Montagfrüh sorgte, als endgültig publik wurde, dass der 40-Jährige der SV Ried den Rücken kehrt und ab Juni beim Lokalrivalen LASK, eine Etage tiefer, als Cheftrainer sowie Sportdirektor anheuern soll. Besonders hart traf dieser Paukenschlag aber seinen Innviertler Herzensklub, den er nun – ein Jahr nach dem Aus von Michael Angerschmid und der Installation Glasners – in eine abermalige, diesmal aber höchst unfreiwillige Trainersuche stürzt.

Punkteschnitt 1,23

Oliver GlasnerNach zwei Jahren beziehungsweise 99 Spielen als Assistenztrainer Roger Schmidts in Salzburg nahm der frühere Innenverteidiger im Sommer 2014 seinen ersten Posten als Cheftrainer an – wo, wenn nicht in Ried, wo er schon in seiner aktiven Laufbahn 18 Jahre kickte. Nach holprigem Start kamen die Innviertler ab November immer besser in die Gänge und steuern nun Platz sechs an. Ohne etwas mit dem internationalen Geschäft, aber auch dem Abstieg, zu tun gehabt zu haben. Glasner, der nach 35 Bundesliga-Runden bei einem Punkteschnitt von 1,23 hält, startete in die Saison mit der Vision von aggressivem Angriffspressing und schnellem Umschaltspiel, wie zuvor zwei Jahre in Salzburg zelebriert, ausgeführt zumeist in einem 4-2-3-1-System. Nach lediglich zwei Siegen in den ersten 13 Runden folgten nicht nur einige taktische Änderungen, sondern auch die Rückkehr zur in Ried bewährten Dreierkette, die mehr Erfolg fand, aber wohl dennoch keine Fortsetzung in Linz finden wird. Wer hingegen die Rieder Erfolgsgeschichte fortsetzt, ist noch ungewiss, wenngleich es an Kandidaten nicht mangelt.

Heimo Pfeifenberger

Heimo PfeifenbergerWo auch immer ein Trainerstuhl in Österreichs beiden Bundesligen frei wird, ist der Name des Salzburgers nicht fern. Seit Mitte November, als er sich vom SC Wiener Neustadt einvernehmlich trennte, ist der 48-Jährige, der zuvor auch auf der Trainerbank des SV Grödig saß, am Markt. Der frühere Stürmer entwickelte sich als Trainer der Niederösterreicher sehr positiv und machte nicht nur selbst Fortschritte, sondern behauptete sich mit dem SCWN auch zwei Saisonen en suite in der höchsten Spielklasse. Nach einem suboptimalen Start in die dritte Spielzeit beerbte ihn Helgi Kolvidsson. Pfeifenberger lies seine Mannschaft meist in einem 4-2-3-1-System auflaufen, bewies zu Saisonbeginn mit dem Experiment der Dreier- bzw. Fünferkette aber auch Mut und taktische Rafinesse, die dem Rieder Defensivkonzept nicht fern erschien. Dass er nicht nur Abstiegskampf gewohnt ist, beweist seine Grödiger Vergangenheit, die ihn 2010 zum Meister der Regionalliga West krönte. Mit einem sechsten sowie einem siebenten Platz hielt er sich auch in der zweiten Leistungsklasse gut. Es ist anzunehmen, dass Rieds Manager Stefan Reiter ein Gespräch mit Pfeifenberger suchen wird – womöglich fällt er nicht in die Kategorie der allgegenwärtigen „modernen Konzepttrainer“, die wohl auch Oliver Glasner vertritt, sehr wohl aber in jene der akribischen und ehrlichen Arbeiter, die sich in Ried zweifellos behaupten könnten.

Peter Schöttel

Peter SchöttelEbenfalls Trainer des SC Wiener Neustadt war Peter Schöttel, der nach ebenso zweimalig geschafftem Klassenerhalt gar zum SK Rapid wechselte, seit nun mehr über zwei Jahren allerdings ohne Trainerjob am Markt ist und sich mit Expertenjobs in TV- und Printmedien fußballfit hält. Mit Oliver Glasner verbindet ihn nicht nur die einstige Position des Innenverteidigers, sondern auch außergewöhnliche Vereinstreue, spielte Schöttel schließlich von 1986 bis 2002 ausschließlich in der Kampfmannschaft Rapids. Beides wird wohl kein Kriterium in der Rieder Trainersuche sein, sehr wohl aber ein smartes und kompetentes Auftreten, das der 48-Jährige zweifellos besitzt. Taktisches Können würde er unabhängig von seiner Fußballabstinenz ebenso mitbringen, wenngleich er bei Rapid an einer stagnierenden spielerischen Weiterentwicklung und ausbleibendem Erfolg scheiterte. Zuletzt wurde er immer wieder als neuer Trainer bei einem Verein der sky go Erste Liga gehandelt, zuletzt ausgerechnet beim LASK. Vielleicht könnte ihn die Tatsache, dass er dort gegen Oliver Glasner den Kürzeren zog, nun eine Liga höher hieven, bei der SV Ried sind es wohl dennoch nur Außenseiterchancen, die er auf den Trainerposten hat.

Gerald Baumgartner

Gerald BaumgartnerWie Glasner und Pfeifenberger ist auch Gerald Baumgartner Salzburger Herkunft und arbeitete ebenfalls bei Red Bull. Wie bei Schöttel war seine letzte Station ein Wiener Großklub. Aber vor allem seine Spielidee verbindet ihn mit Oliver Glasner, sind aggressives Angriffspressing und schnelles Umschaltspiel schließlich auch Kernbegriffe im Konzept des 50-Jährigen, was einerseits für ihn sprechen würde, andererseits aber auch zu bedenken gibt, dass selbst Glasner dieses Konzept entschärfen musste, um in Ried erfolgreich zu sein. Selbiges wiederfuhr Baumgartner sogar bei der Wiener Austria, die er von Juli 2014 bis März 2015 trainierte. Zuvor war der frühere Stürmer beim SKN St. Pölten (September 2013 – Juli 2014) sowie beim FC Pasching (Jänner 2012 – September 2013) tätig, ins Trainergeschäft eingestiegen ist er bei den Red Bull Juniors (Juli 2005 – Dezember 2011). Für Baumgartner entscheidend ist vor allem die Spielidee, die die SV Ried künftig verfolgen möchte. Möchte man den Stil Glasners beibehalten, kommen die Innviertler wohl kaum um den Namen des 50-Jährigen herum.

Martin ScherbMartin Scherb

Ebenfalls in St. Pölten erfolgreich, dafür sonst im Profifußball noch nicht tätig, war Martin Scherb, der von 2007 bis 2013 unglaubliche 234-mal auf der Trainerbank der Niederösterreicher Platz nahm und mit den Bundeshauptstädtern in die zweite Bundesliga aufstieg. Seit seiner Beurlaubung vor eineinhalb Jahren war er zwar nicht mehr als Trainer, sehr wohl aber, wie Schöttel, als Experte in TV- und Printmedien tätig. Der 45-Jährige stand bereits vor einem Jahr ganz oben am Rieder Wunschzettel, eine Einigung wurde medial bereits kolportiert, ehe doch Oliver Glasner als Cheftrainer der Innviertler präsentiert wurde. Nun könnte mit Verspätung das nachgeholt werden, was letztes Jahr noch scheiterte. Der Niederösterreicher gilt als taktisch klug, zudem als talentiert in Menschen- und Teamführung, was auch sein sehr professionelles und kompetentes öffentliches Auftreten bestätigt. Gegen ihn spricht jedoch die mangelnde Erfahrung im Profifußball, ausgenommen seiner Sankt Pöltener Fußballliebe in der zweiten Bundesliga. Anhand der vergangenen Rieder Trainersuche 2014, bei der Martin Scherb ein großes Thema war, ist jedoch stark anzunehmen, dass er dieses Mal sehr gute Karten auf ein für ihn besseres Ende als im Vorjahr darauf besitzt.

Walter Kogler

Walter KoglerMit den anderen genannten Trainern verglichen erst kurz wieder am Markt ist Walter Kogler, der als Einziger der Genannten auch Auslandserfahrung besitzt. Der Wolfsberger trainierte bis März über eineinhalb Jahre Rot-Weiß Erfurt und erreichte in Deutschlands dritter Liga einen Punkteschnitt von 1,37 Punkten. Über vier Jahre war der 47-Jährige zudem bei Wacker Innsbruck im Amt und führte die Tiroler zwischen Juli 2008 und Oktober 2012 zurück in die höchste Spielklasse Österreichs, wo er anschließend den sechsten sowie den siebenten Tabellenrang erzielen konnte, im Herbst 2012 aber nach nur einem Sieg aus den ersten elf Runden entlassen wurde. Der Kärntner weiß seine Mannschaften stets gut einzustellen, in Tirol meist in einem 4-1-4-1-System, in Erfurt anfangs in einem 4-4-2 und später im 4-2-3-1. Kogler leistete bei Wacker, das damals ähnliche Ansprüche genoss wie die Rieder heute, gute und anerkannte Arbeit, wusste eine Mannschaft zu formen und konstant zu punkten ohne dabei spielerisch zu glänzen. Es ist anzunehmen, dass auch sein Name im Innviertel fallen wird, einzuräumen sind ihm dennoch eher nur Außenseiterchancen.

Mit Dienstag begab sich Stefan Reiter auf Trainersuche und möchte diese bis Trainingsstart Mitte Juni abschließen. Höchstwahrscheinlich, dass diese mit einem der fünf genannten Namen abgeschlossen wird. Ebenfalls verfügbar, aber wohl nur mit einer theoretischen Chance ausgestattet sind Hans Kleer, Michael Streiter und Herbert Gager.

Pascal Günsberg, abseits.at

Pascal Günsberg

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