Die Wiener Austria hat erneut auf dem Transfermarkt zugeschlagen und rüstet nach der enttäuschenden Saison 2014/2015 weiter auf. Diesmal sicherten sich die Veilchen die... Ein knallharter und routinierter Zerstörer: Das ist Austria-Neuzugang Ognjen Vukojevic

FK Austria Wien - Wappen mit FarbenDie Wiener Austria hat erneut auf dem Transfermarkt zugeschlagen und rüstet nach der enttäuschenden Saison 2014/2015 weiter auf. Diesmal sicherten sich die Veilchen die Dienste von Ognjen Vukojevic, der bis 2017 unterschrieb. In diesem Artikel stellt abseits.at den Neuzugang vor und beleuchtet seine Stärken und Schwächen.

Die Stimmung der Fans ist nach der Verpflichtung von Vukojevic durchaus gut, immerhin ist dieser 54-facher Nationalspieler und kann auch auf Klubebene viel Erfahrung aufweisen. Sechs Jahre schnürte der Kroate seine Schuhe für Dynamo Kiew, trug dort abschnittsweise sogar die Kapitänsbinde und lief 17 Mal in der Champions League. auf Im letzten Jahr war er an Dinamo Zagreb ausgeliehen, wo er jedoch nur sporadisch zum Zug kam.

Kompromissloser und gewissenhafter Abräumer

Eingeplant ist Vukojevic bei der Wiener Austria wohl mehr oder weniger als Nachfolger von James Holland, der den Verteilerkreis nach Jahren verlässt. Ebenso wie der Australier hat auch Vukojevic seine Stärken im Defensivbereich. Der 31-Jährige gilt als Rackerer und kann ein enorm unangenehmer Gegenspieler sein; gerade wenn es darum geht, jemanden gezielt aus dem Spiel zu nehmen. Vukojevics Einsatz- und Laufbereitschaft ist vorbildhaft, seine Zweikampfführung sehr aggressiv.

Insbesondere im Duell gegen den Mann antizipiert er gut, rückt kompromisslos mit ihm mit und gewinnt so viele „Schnittzweikämpfe“. Daneben sticht vor allem seine Konstanz heraus. Vukojevic ist kein Spieler, der während den Spielen seines Teams besonders hervorsticht, sondern vielmehr ein sachlicher Arbeiter. Das bedeutet auf der anderen Seite allerdings genauso, dass man von ihm selten haarsträubende individuelle Fehler sieht.

Gruppentaktische Schwächen und kaum Flexibilität

Die Probleme in seiner Spielweise sind vielmehr im Zusammenhang mit dem gesamttaktischen Verhalten der Mannschaft zu finden. So gibt es an seinem frühen Annehmen von Zweikämpfen zwar im Kontext der Manndeckung bzw. des Ziels, einen speziellen Gegenspieler zu neutralisieren, nicht viel auszusetzen, jedoch führt dies dazu, dass Vukojevic oft nicht positionstreu spielt – auch dann, wenn sich seine Mitspieler im Raum positionieren. Dies kann vor allem deshalb zur Instabilität führen, weil er im strategisch wichtigen Sechserraum zuhause ist.

Auch wenn sein Team im Ballbesitz ist, erkennt man Vukojevics strategische Schwächen, was auch den Hauptunterschied zu Holland zeigt. Dieser war gerade unter Peter Stöger durch sein gutes Leiten im Pressing sowie seiner guten Positionierung im Aufbauspiel ein wichtiger Faktor für den Meistertitel 2013. Bei Vukojevic kam es sogar ab und zu vor, dass er seine eigenen Mittspieler länger in seinen Deckungsschatten stellte.

Während Holland unter Gerald Baumgartner sogar als Achter eingesetzt wurde – und dies im Rahmen seiner Möglichkeiten solide machte -, ist dies bei Vukojevic undenkbar. Neben der taktischen, fehlt dafür auch die individuelle Qualität im Passspiel. Ab und an half er in der Innenverteidigung aus, dies jedoch vermutlich auch nur aufgrund seiner hohen individuellen Defensivqualitäten.

Negative Entwicklung in den letzten Jahren

Dass die Spielweise von Vukojevic mittlerweile nicht mehr zeitgemäß ist, lässt sich auch an seinen Einsatzzeiten in den letzten Jahren ableiten. Mit Oleg Blokhin saß lange Zeit ein Trainer alter Schule auf der Bank, für den die Vukojevics Attribute durchaus wichtig waren. Mittlerweile übernahm jedoch  mit Sergiy Rebrov ein jüngerer Coach. Nur vier Ligaspiele machte der Kroate unter dem 40-Jährigen ehe er in seine Heimat verliehen wurde. Dort kam er auch nicht wieder in Tritt und konnte sich nicht gegen Arijan Ademi, einem ähnlichen, aber jüngeren Spieler, durchsetzen.

Ebenso verlor Vukojevic seinen langen kaum umstrittenen Stammplatz im Nationalteam. Bei der EM 2012 stand er unter Slaven Bilic noch in jedem Spiel in der Startelf, unter dessen Nachfolger Igor Stimac wurde die Kritik immer lauter und als mit Niko Kovac ein noch modernerer Trainer kam, war rutschte Vukojevic endgültig aus der Stammformation. Obwohl er bei der WM 2014 der einzige defensiv ausgerichtete Mittelfeldspieler im Kader war, kam er auf keine einzige Spielminute.

Ein (notwendiger) Führungsspieler?

Trotz seiner beschränkten Einsatzmöglichkeiten ist es nicht ausgeschlossen, dass Vukojevic bei der Wiener Austria eine Führungsrolle einnehmen wird können. Zwar ist gerade bei einem Spielertyp wie ihm das Leistungsvermögen recht stark von der physischen Verfassung abhängig, andererseits ist fraglich, ob bzw. wie stark sich seine strategischen Mängel in der österreichischen Liga, wo es gruppentaktisch ebenfalls Schwächen gibt, auswirkt. Die teaminterne Konkurrenz ist dabei ebenso überschaubar.

Ein nicht unwesentlicher Faktor dürfte bei dieser Verpflichtung auch die Routine gewesen sein. Immerhin verlassen die Austria mit Holland, Manuel Ortlechner, Florian Mader oder Daniel Royer Spieler, die über viel Erfahrung verfügen. Zudem könnte auch Thorsten Fink zu einem Fan des Kroaten werden. Über Tomas Rincon – beim HSV von Fink betreut und ein durchaus ähnlicher Spieler wie Vukojevic – sagte der Neo-FAK-Trainer einst, er sei „ein Spieler, der mich überrascht hat. Er hat das Herz am rechten Fleck, ist ein echter Fighter, mit ihm kann ich mich identifizieren.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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