Auswärts beim Wolfsberger AC wollten die Bullen einen weiteren Sieg einfahren. Für Roger Schmidt geht es nach wie vor in den nächsten Wochen darum,... Jonathan Soriano macht den Unterschied: Red Bull Salzburg gewinnt mit 2:0 beim Aufsteiger!

Auswärts beim Wolfsberger AC wollten die Bullen einen weiteren Sieg einfahren. Für Roger Schmidt geht es nach wie vor in den nächsten Wochen darum, sich mit überzeugenden Auftritten seines Teams in der Meisterschaft auf dem Trainerstuhl zu halten, nachdem das Kapitel Europa bereits beendet ist. Für den WAC ging es hauptsächlich darum, hier zuhause möglichst wenig Punkte gegen den Favoriten aus Salzburg abzugeben, was sich als eine schwere Aufgabe herausstellen sollte.

In der ersten Halbzeit waren sie jedoch die dominante Mannschaft. Sie kontrollierten den Raum und ließen nur wenige Chancen zu, während der amtierende Meister einige gefährliche Aktionen in und um des eigenen Strafraumes einstecken musste. Mit etwas Glück und besserer Chancenverwertung hätten die Hausherren in Führung gehen sollen, doch ein Kopfballtor von Soriano sorgte für das 1:0. Der Führungstreffer stellte den Spielverlauf auf den Kopf, allerdings fingen sich die Salzburger und waren nach dem Seitenwechsel die etwas bessere Mannschaft. Kurz vor Schluss traf Soriano ein weiteres Mal und entschied die Partie.

Mannorientierte Abwehrreihe bei WAC

Die Außenseiter versuchten der individuellen Überlegenheit mit einer aggressiven Spielweise in der Defensive entgegenzuwirken. Sie wollten auf diese Art und Weise ihre jeweiligen Gegenspieler früh stellen und bereits im Mittelfeld den Ball erobern. Dies funktionierte ganz gut, da die Salzburger es nicht gewohnt waren, wenn sie bereits bei der Ballannahme gestört werden. Im Normalfall stellen sich die Gegner eher etwas tiefer und versuchen dann mit Kontern in die Tiefe zu kommen. Der WAC wollte vor heimischem Publikum das Heft zumindest im Angriffsspiel selbst in die Hand nehmen und suchte die Zweikämpfe. Soriano wurde vor seinem Treffer im Mittelfeld attackiert und sofort bei der Ballannahme bedrängt. Der richtige Weg, wenn auch mit etwas Pech: denn der resultierende Standard sorgte für den Kopfballtreffer Sorianos, der die lange Halbfeldflanke verwandeln konnte.

Alles in allem war es eine mutige und interessante Spielweise, welche der WAC an den Tag legte. Sie konnten nämlich durch Rochaden nicht so einfach auseinander gebracht werden und erzeugten eine hohe lokale Kompaktheit. Dort taten sich die Salzburger schwer nach vorne zu kommen und insbesondere Jantscher und Teigl wurden einige Male von ihren Mitspielern gut isoliert. Jedoch gab es bei dieser Spielweise auch Nachteile, welche die Salzburger jedoch nicht nutzten.

Ballferne Schnittstellen geöffnet

Wegen der herausrückenden Innen- und/oder Außenverteidiger, musste die Positionen von den ballfernen Spielern der Abwehrkette gefüllt werden. Diese schoben nach innen und erzeugten die lokale Kompaktheit sowie eine numerische Überzahl in Ballnähe. Allerdings wurden dadurch Lücken auf der gegenüberliegenden Seite geöffnet, welche die Bullen jedoch nicht nutzten. Das war eines der Probleme der Salzburger in der ersten Halbzeit – Vorstöße über den Flügel wurden abgefangen und kamen postwendend zurück, während über die Mitte nicht viel ging.

Eine Idee wäre es gewesen, wenn öfter und schneller der Ball entlang der Breite zirkuliert worden wäre. Zwar versuchten sie teilweise mit Aufrücken der Außenverteidiger oder ansatzweise Schiemer eine Überzahl herzustellen, doch hierbei präsentierten sich die Akteure zu ideenlos und wenig kreativ. Alles in allem funktionierte die Spielweise des WAC gut, lediglich beim Ballbesitz haperte es. Sie zwangen die Salzburger zu Passstafetten und wurden ab der zweiten Halbzeit stärker hinten hineingedrängt. Die eigenen Konter waren schnell und vertikal, was die Zeit am Ball weiterhin verringerte – am Ende waren es nur 43% im eigenen Stadion. Durch die Unterlegenheit in der zweiten Spielhälfte kamen die Salzburger zu mehr Chancen, auch über das gesamte Spiel hinweg gesehen. Desweiteren war der Ansatz des WAC in der Offensive etwas zu simpel, um wirklich konstant Gefahr zu verursachen.

Schnelles Umschalten über die Flügel

Der WAC wollte mit schnellen Angriffen über die Flügel und Flanken zum Erfolg kommen. Allerdings hatten sie hier mit nur drei Anspielstationen gegen vier Verteidiger und einen Torwart immer einen Nachteil. Weder Polverino noch Liendl rückten weit oder gar schnell genug auf, um im Rücken der Abwehr für eine weitere Option zu sorgen. Darum waren Halbfeldflanken auf Sturmtank Rivera sowie ziellose Flanken zum oder in den Strafraum, wo Kerhe oder de Paula am zweiten Pfosten wohl die gefährlichste Anspielstation waren, die einzigen Möglichkeiten. Dass sich dies gegen die Salzburger nicht rentieren würde, war in gewisser Weise zu erwarten. Sie hatten mit Schiemer und Sekagya ein kopfballstarkes Innenverteidigerduo, sowie mit Hinteregger aus dem defensiven Mittelfeld einen weiteren großgewachsenen Mitspieler. Am zweiten Pfosten wartete meist der ballferne Außenverteidiger, der sich aus Gründen der defensiven Stabilität nicht mit nach vorne einschaltete. Dies war zwar ein Mitgrund, wieso die Spielverlagerungen und das Bespielen der offenen Schnittstellen schwer möglich waren, allerdings halfen sie defensiv bei den gegnerischen Kontern.

Hinteregger lässt sich hinten hineinfallen

Ein interessanter Aspekt war die Positionierung Hintereggers im defensiven Mittelfeld, der teilweise mit Schiemer die Positionen zu tauschen schien. Mit Hinteregger vor der Abwehr als Staubsauger gab es eine 5:5-Aufteilung in Offensive und Defensive. Damit wollten sie wohl Leitgeb mehr Freiheiten geben und bei Kontern des Gegners sicher stehen. Neben dem bereits angesprochenen Aspekt des zusätzlichen Spielers bei Flanken konnte Hinteregger auch in die Abwehrkette hineinrücken, wenn jemand aus der Viererkette auf den Ball schob. So konnten Ulmer und Schwegler auf den Flügel gehen und dort den ballführenden Gegenspieler aggressiv stellen, während der Innenverteidiger in der Nähe absicherte und dessen Platz von Hinteregger eingenommen wurde.

Offensiv war es allerdings ein Fehlschlag. Hinteregger war zwar solide, doch Vorstöße wie bei Mendes da Silva waren absolute Mangelware. Jener Mendes hatte in der letzten Partie gleich zwei Tore vorbereitet und es war auch einer der Gründe, wieso sich die Salzburger lange Zeit sehr schwer taten. Letztendlich war es abermals Soriano, der den amtierenden Meister erlöst.

Soriano profitiert vom Maierhofer-losen Spiel

Ohne Maierhofer an der Sturmfront scheint Soriano förmlich aufzuleben. Er erhält nun auch die hohen Bälle, welche er dank seiner Spielintelligenz herausragend nutzen kann. Dies liegt weniger an seiner physischen Stärke, sondern hauptsächlich an einer guten Antizipation. Im Gegensatz zu seinen Gegenspielern berechnet er den Ball oftmals punktgenau bereits beim Abspiel und er rückt dann schneller auf die richtige Position, was ihm einen Vorteil verschafft. Er okkupiert die Idealposition für die Ballannahme und die Folgeaktion, bevor der Gegner den Ball perfekt einschätzen kann. Dadurch entsteht kein 50:50-Kampf um den Ball und die Idealposition, sondern Soriano hat von Anfang an gewisse Vorteile. Nicht nur sein erster Treffer resultierte aus einem Kopfball nach langem Ball, auch der zweite entstand nach einem solchen Muster. Allerdings köpfte er hier den Torwart an und verwandelte dann den Abpraller: nichtsdestotrotz eine gute Vorstellung des Spaniers nach hohen Bällen, die man ihm wohl so nicht zugetraut hätte.

Rene Maric, abseits.at

Rene Maric

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