Der Abstieg soll in Mattersburg kein Thema sein. Damit dem so sein wird, setzt die sportliche Leitung auf Kontinuität und versuchte sich nur punktuell... Kaderanalyse SVM – Das burgenländische Nationalteam will weiter rauf

Der Abstieg soll in Mattersburg kein Thema sein. Damit dem so sein wird, setzt die sportliche Leitung auf Kontinuität und versuchte sich nur punktuell zu verstärken.

 

 

Die Schlussmänner 

Die Nummer eins im Burgenland ist Urgestein Thomas Borenitsch (31). Der bullige Tormann, den während der letzten Saison Knieprobleme eine Hand voll Spiele kostete, ist seit zwölf Jahren beim Verein und hatte zuletzt wenig Konkurrenz. Seine Position ist nicht gänzlich unumstritten, die Leistungen des Schlussmanns sind als solide, mit wenigen Ausreißern nach oben zu beschreiben. Ein großes Manko ist aber, dass er pro Saison einige Aussetzer hat. Zwar kann er diese mit Routine wettmachen und zeigte sie in den letzten Monaten weniger, in den wichtigen Partien gegen die Mannschaften aus benachbarten Tabellenregionen sollten diese aber nicht passieren.

Seine erste Vertretung heißt Markus Böcskör (29) und dieser ist den meisten Fußballfans hauptsächlich deshalb ein Begriff, weil er ein Jahr bei den Kaizer Chiefs unter Vertrag stand. Nach dieser Saison 2008/09 kam er über die Veilchen zurück ins Burgenland und erspielte sich beim SC/ESV Parndorf einen Vertrag beim lokalen Aushängeschild. Im Gegensatz zu noch vor ein paar Jahren, als es eher üblich war, eine Nummer eins, einen Routinier und einen Nachwuchstormann zu haben, vertraut Lederer seit je her auf zwei Torhüter in etwa demselben Alter.  Vom Gegentorschnitt nehmen sich Borenitsch und Böcskör recht wenig.

Als Back Up wurde nun, nachdem David Schartner zum SV Grödig abgegeben wurde, Markus Kuster (18)  von den Amateuren geholt. Ein Einsatz ist aber sehr unwahrscheinlich. Borenitsch und Böcskör sind nicht herausragend gut, nicht herausragend schlecht, ob Kuster sie in dieser Spielzeit unter Druck setzen kann, bleibt offen.

Die Verteidiger  

Der Abwehrchef der Burgenländer wird in seiner achten Saison Adnan Mavrac (30) sein. Der bosnische Teamspieler, der bis auf ein „Auslandsjahr“ in der Spielzeit 2010/11 bei Westerloo in Belgien seit 2002 für die Mattersburger kickt, ist ein abgebrühter Kicker, den so bald wenig aus der Ruhe bringt. Den Platz neben ihm hätten gerne Alexander Pöllhuber (27) und Nedeljko Malic (24). Beide sind deutlich über 1 Meter 90 groß und richtige Türme in der Abwehr, mit allen Vor- und Nachteilen die ein solches Gardemaß mit sich bringt. Philipp Steiner (25) biss sich relativ spät über die Ostliga und die Amateure in den Kampfmannschaftskader, ist aber kleiner und schneller. Martin Rodler (23), der vor der letzten Saison von Hartberg kam, ist noch eine zusätzliche Absicherung mit Perspektive und ist ein guter Kompromiss zwischen Innenverteidiger mit Lufthoheit und einer gewissen Spritzigkeit.

Wer mit 20 Jahren schon über 50 Einsätze bei den Profis verbuchen kann, muss notgedrungen talentiert sein. Linksverteidiger Lukas Rath ist U20-Nationalteamspieler mit viel Potential und schon einiger Erfahrung. Damit aus ihm ein zweiter Christian Fuchs wird, muss er allerdings offensiver noch durchschlagskräftiger sein. Seine Konkurrenz auf der linken Abwehrseite ist Pöllhuber, die Sicherheitsvariante. Läuft alles normal, wird 2012/13 Raths große Durchbruchsaison. Auf der rechten Abwehrseite gibt es einen jüngeren, noch erfahreneren Mann, der wenig Störfeuer zu erwarten hat: Patrick Farkas (19). Der U21-Teamspieler absolvierte seine vierte Saison bei den Profis und hat schon 80 Bundesligaspiele am Buckel. Bei ihm gilt selbiges wie bei Rath: Etwas mehr Power nach vorne, dann schafft er den endgültigen Durchbruch. Mit Philipp Erhart (18) wurde ein weiteres Talent als Ersatz für das Talent hochgezogen.

Innen Lufthoheit, außen rennen – so lässt sich die Abwehr des SVM zusammenfassen. Die Innenverteidigung bekommt Probleme, wenn es sehr schnell geht, die Außenpracker liefern noch zu wenig Zählbares nach vorne. Damit ergibt sich ebenso wie bei den Tormännern eine solide Abwehr mit Defiziten bei der Geschwindigkeit innen und dem Offensivspiel außen.

Das Mittelfeld 

Fünf Tore, fünf Vorlagen in 31 Spielen – so sieht eben die Statistik aus, wenn einer wie Manuel Seidl (23) bei Mattersburg kickt. Der Mann in der Schaltzentrale der Grünweißen ist trotz seines Alters sehr erfahren und versucht, seine Rolle auf der Sechs spielerisch anzulegen, sprich modern zu interpretieren. Seidls einziges Manko ist sein Gemüt, er muss noch auffälliger werden. Nachdem Ivan Parlov (Appolon Limassol) und Stefan Ilsanker (RB Salzburg) abgegeben wurden, entstand neben ihm eine Lücke, die Florin Lovin (30) schließen könnte. Der Rumäne erfing sich nach einer gut zweijährigen Schaffenspause im letzten halben Jahr beim KSV und soll die erfahrene Stütze des Teams sein. Mattersburg-Urgestein Michael Mörz (32) kann ebenfalls in der Zentrale aushelfen. Mit Manuel Prietl (20) wurde ein schon recht erfahrener junger Mann vom TSV Hartberg geholt, Peter Hawlik (20) von den Amateuren feierte in der abgelaufenen Saison sein Debüt in Runde 36, dieses möchte Christian Gartner (18), der auch vom SVM II hochgezogen wurde, feiern.

Im rechten Mittelfeld, eine Position, die auch Farkas einnehmen kann, agierte zumeist Alois Höller (23). Der flotte Rechtsaußen sorgt durch schnelle Vorstöße immer wieder für Gefahr, auch wenn er noch torgefährlich sein könnte. Dominik Doleschal (23) kehrt erst gerade wieder in den Kader zurück. Der talentierte Spieler ist seit Februar 2011 dauerverletzt. Zunächst verpasste er ein halbes Jahr wegen einer Hüftverletzung, im Comebackspiel in der RLO gegen den Wiener SK Anfang September des letzten Jahres riss dann das Kreuzband. Man vertraut dem Eigengewächs aber, mit Ronnie Spuller (31) gibt es noch schnelle Routine auf der rechten Außenbahn.  Die linke Seite teilen sich Michi Mörz, der flinke Ex-Hartberger Wilfried Domeraud (23) und Marvin Potzmann (18). Vor allem Letzterer zeigte immer wieder auf und ist trotz seiner Jugend eine echte Alternative, auf ihn hält sein Trainer große Stücke.

Im Grunde genommen ist das Mittelfeld ein ausgewogener Mix aus Routine und Jugend, allerdings fehlen ein bisschen die Mit- bis Endzwanziger, die einerseits frisch und andererseits gesettelt sind. Mit Lovin holte man einen routinierten Ersatz zum Spielordnen, auf rechts spricht viel für Höller, links für Potzmann die Unbekümmertheit, für Mörz die Routine.

Der Sturm 

Ilco Naumoski (29) blieb seinen Mattersburgern wieder treu und möchte als hängende Spitze den Jungen Sicherheit geben. Die Wichtigkeit seiner Person sei durch eine Sache unterstrichen: So gut wie immer, wenn er nicht konnte, stellte Lederer auf einen Einmannsturm um. Dennoch muss der Mazedonier sein Visier wieder besser einstellen, sechs Tore waren wohl die entscheidenden zu wenig, vier, fünf mehr und der SVM steht weiter oben. Ganz vorne ist Patrick Bürger (25) gesetzt. Der Stürmer besticht durch Treffsicherheit, auch wenn er einem grandiosen Herbst mit acht Toren nur noch vier folgen ließ. Als quasi Solospitze ist er aber immer torgefährlich, fing sich gegen Ende der Saison und es wird viel davon abhängen, wie oft er ins Schwarze trifft. Immerhin hält Nationalteamcoach Marcel Koller einiges von dem Oberwarter, bei den Tests im Juni durfte er Nationalteamluft schnuppern. Als im Grunde genommen einziger Ersatz für die zwei Stürmer gibt es noch Thorsten Röcher (21). Der Kicker, der im Winter 2011 von Gloggnitz aus der Gebietsliga kam und am 19. Februar 2011 für die Burgenländer debütierte, ist ein Mann, dem die Zukunft gehört. Lederer schwärmte damals von Röchers technischen Fähigkeiten und möchte ihn, nach vier Toren und vier Vorlagen in 752 Einsatzminuten in der letzten Saison, weiter ins Team integrieren. Als Gedankenexperiment gilt: Hält er seinen Scorerschnitt, so würde er in 36 Runden alle 34 Minuten an einem Tor beteiligt sein…

Der Sturm der Burgenländer ist gut besetzt, aufgrund der mangelnden Kadertiefe sollten Verletzungen aber möglichst vermieden werden. Mit Mörz steht auch nur ein Spieler im Kader, der in einem Fünfermittelfeld hinter einem einzigen Stürmer Akzente setzen kann. Auch wenn die Einkäufe weitgehend abgeschlossen sind, wird sich hier noch etwas tun können. Bei einem 4-4-2 mit nur drei echten Stürmern in eine Saison zu gehen, könnte ansonsten als fahrlässig ausgelegt werden. Des Weiteren ist nicht ausgeschlossen, dass Bürger und Naumoski gehen könnten. Beide standen schon im Fokus verschiedener inländischer und ausländischer Vereine, allen Beteuerungen zu bleiben zum Trotz, könnte hier noch etwas zu tun sein.

Georg Sander, abseits.at

Georg Sander

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