Sieben potentielle Stammspieler hat die Wiener Austria in der aktuellen Transferperiode bereits verpflichtet. Dennoch liest man immer wieder davon, dass die Veilchen weiterhin auf... Marko Kvasina, der unkonventionelle Brecher – oder: Braucht die Austria wirklich noch einen Stürmer?

FK Austria Wien - Wappen mit FarbenSieben potentielle Stammspieler hat die Wiener Austria in der aktuellen Transferperiode bereits verpflichtet. Dennoch liest man immer wieder davon, dass die Veilchen weiterhin auf der Suche nach einem Neuzugang sind. Genauer: ein Stürmer soll kommen. Doch benötigen sie diesen wirklich?

Ich glaube“, so Thorsten Fink im Rahmen von Sport und Talk aus dem Hangar-7 auf ServusTV, „Marc Janko hat mit seinem Wechsel zu Basel einen Fehler gemacht.“ Der Neo-FAK-Coach hätte den ÖFB-Teamstürmer gerne in Violett gesehen. Als weiterer Neuzugang wird aktuell Claudio Pizarro, einstiger Mitspieler von Fink beim FC Bayern, kolportiert.

Alle Facetten im Kader vertreten

Keine Frage, der elegante Peruaner wäre, trotz seiner bald 37 Jahre ein Bereicherung für die Bundesliga und könnte mit seinen herausragenden Fähigkeiten auch der Austria weiterhelfen. Er vereint individuell alle Eigenschaften des Stürmerspiels und verhält sich obendrein taktisch genial. Andererseits sind diese Facetten allesamt im Kader der Austria bereits vertreten. Philipp Zulechner konnte zwar in seinem ersten halben Jahr kaum jemanden vollends überzeugen, zeigte aber in vielen Szenen seine guten Qualitäten im Pressing und überaus intelligente Ballmitnahmen. Mit Lary Kayode hat die Austria dann im Mai einen sehr dynamischen und technisch starken Angreifer ins Boot geholt.

Mehr als ein Strafraumstürmer

Für die physische Komponente in der Offensive sorgte in der letzten Saison – neben dem von den Amateuren beförderten, aber wenig effizienten Alexander Frank – Marko Kvasina. Trotz seiner Jugend war der 18-Jährige wohl nach Omer Damari der beste violette Angreifer in der letzten Spielzeit. Immerhin drei Tore und zwei Assists verbuchte er in seiner Debütsaison in der Bundesliga. Hinzukommen weitere drei Toreinleitungen in der Liga und ein Tor im Cup-Viertelfinale. Aufgrund seiner Körpergröße von 1,94m ist man geneigt, den Nachwuchsteamspieler sofort als klassischen Brecher abzustempeln. Doch er hat auch andere Qualitäten.

Erste Schritte als unkonventioneller Zehner

Sein Startelfdebüt für die Veilchen gab Kvasina unter Gerald Baumgartner im Spiel gegen Altach. Dabei wurde er aber nicht als Mittelstürmer eingesetzt, sondern er agierte hängend hinter Zulechner. Die Formation wurde dabei sehr flexibel interpretiert, wechselte zwischen 4-2-3-1, 4-4-1-1 und 4-1-4-1. Verantwortlich dafür war unter anderem der große Aktionsradius von Kvasina. Er band im Zentrum Gegenspieler oder positionierte sich für Kurzpasskombinationen im Zwischenlinienraum. Andererseits zeigte er aber auch gute, nachstehende Sprints hinter die Abwehr. Klarerweise wurde er auch mit langen Bällen gesucht und legte diese gut ab. Auch in den darauffolgenden Spielen füllte er diese Rolle aus.

Hohe Arbeitsrate und kombinationssuchend

Die große Athletik war wohl ein wichtiger Grund dafür, dass Kvasina sich schnell in der Bundesliga zurechtfand. Unter allen Stürmern mit mindestens 500 Einsatzminuten gibt es nur fünf, die eine bessere Zweikampfquote als er (45,6%) aufweisen können. Bezüglich der gewonnenen Luftduelle gibt es mit Louis Ngwat-Mahop überhaupt nur einen, der prozentuell mehr gewonnen hat als Kvasina (49%). Noch besser steht er bei den Balleroberungen dar. Würde man Takumi Minamino und Louis Schaub, die von Opta als Stürmer geführt werden, nicht als solche berücksichtigen, würde Kvasina mit deren 2,79 pro 90 Minuten die Rangliste anführen.

Einen Überlick über die wichtigsten Statistiken im Vergleich zu den anderen Stürmern der tipico Bundesliga gibt diese Grafik. Neben den erwähnten herausragenden physischen Werten sticht Kvasina überraschenderweise im kombinativen Bereich heraus. Knapp 39 Pässe spielt er pro 90 Minuten. Dies ist ein Indiz für die oben getroffene These der hohen Arbeitsrate. Auch das vergleichsweise geringe Schussvolumen (1,54 Versuche pro 90 Minuten) deuten darauf hin, dass er häufig als Zuarbeiter agierte. Die Chancenauswertung ist mit 18,8% zwar nicht optimal, aber immerhin besser als jene von zum Beispiel Marco Djuricin und Denis Thomalla.

Leistungsträger bei der U19-EM

Klarerweise fehlt Kvasina in fast allen Bereichen noch Erfahrung und etwas Qualität, um die großen Erwartungen der Austria-Fans nach den beiden letzten Saisonen dauerhaft zu schultern. Andererseits würde sich gerade die Konstellation mit Kayode und Zulechner als primäre Stürmeroptionen anbieten, um den nächsten Entwicklungsschritt zu setzen. In seinem Jahrgang zählt Kvasina nämlich als großer Hoffnungs- und Leistungsträger. Mit fünf Toren in der Qualifikation schoss er das U19-Team zur Endrunde. Dort hatte er gleich im ersten Spiel eine sehr gute Möglichkeit, als er sich im Konter am Strafraum gut löste. Die nächste Chance auf das erste Turniertor gibt es am Donnerstag gegen Griechenland.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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