In der Sommerpause gab es einige Abwanderungsgerüchte um Peter Pacult; einerseits, weil dieser – mal wieder – erzürnt darüber war, dass Präsident Edlinger nicht... Pacult, eine grün-weiße Ära: Neue Assistenztrainer und „Das Wunder von Birmingham“ – Teil 4

In der Sommerpause gab es einige Abwanderungsgerüchte um Peter Pacult; einerseits, weil dieser – mal wieder – erzürnt darüber war, dass Präsident Edlinger nicht sonderlich viel Geld für neue Spieler investieren wollte und andererseits hatten einige deutsche Vereine, unter anderem der 1. FC Kaiserslautern die Fühler nach dem Meistertrainer der Hütteldorfer ausgestreckt. Als aber Pacult rund einen Monat völlig überraschend seinen Co Trainer und den Tormanntrainer auswechselte, war für alle klar dass er auch in dieser Saison Rapid Trainer bleiben würde (zur Freude vieler Anhänger).

Anstelle von Zoran „Zoki“ Barisic und Peter „Tiger“ Zajicek kamen mit Leopold Rotter und Manfred Kohlbacher zwei komplett unterschiedliche Charaktere zu Rapid. Während Barisic und Zajicek sowohl bei den Fans als auch innerhalb der Mannschaft sehr beliebt waren, kamen mit Rotter und Kohlbacher zwei eher ruhige und weniger impulsive Assistenztrainer. Dieser Tausch wurde auf Wunsch von „PP“ vollzogen, über seine genauen Beweggründe kann man nur mutmaßen. Außerdem wollte Pacult auch seinen Einfluss innerhalb des Vereins stärken indem er den Trainerstab nach seinen Wünschen umformte. Da man aber auch mit Hilfe von „Zoki“ und „Tiger“ unter Pacult bisher sehr erfolgreich war, stieß Pacult mit dieser Entscheidung bei vielen auf Unverständnis.

TRAUMSTURM VERLÄSST RAPID

Nicht nur auf dem Trainersektor, auch im Kader gab es einige Umstellungen. Mit Jimmy Hoffer und Stefan Maierhofer wurden beide erfolgreichen Stürmer der letzten Saison um gutes Geld verkauft, trotz Aussagen von Sportdirektor Hörtnagl vor der Saison, dass nur einer der beiden gehen dürfte. Gerüchten zufolge kam der Last-Minute-Transfer von Maierhofer zu den Wolverhampton Wanderers am 31. August auch deshalb zu Stande, weil dieser sich immer öfter mit Trainer Pacult angelegt hatte und somit einen schweren Stand hatte. Zudem hätte man auch fast Nikica Jelavic an Sturm Graz verloren, doch im letzten Moment scheiterte der schon von Grazer Seite als fix vermeldeter Transfer.

Von den Millionen aus dem Hoffer Transfer wurde fast gar nichts reinvestiert – man müsse „Altlasten“ tilgen hieß es von Vereinsseite. Ablöse wurde nur für Verteidiger Ragnvald Soma, Nikica Jelavic und für den direkten Maierhofer Ersatz Hamdi Salihi bezahlt. Zudem kamen ablösefrei Mario Konrad und Milan Jovanovic – zwei weitere Spieler, die man durchaus als Transferflops in der Ära Pacult/Hörtnagl bezeichnen kann.

AUFTAKTNIEDERLAGE IN MATTERSBURG

Da das Heimspiel gegen Sturm Graz aufgrund des Jubiläumsspiels gegen den Liverpool FC verschoben werden musste, startete Rapid wie so oft in den letzten Jahren mit einem Auswärtsspiel, und wie so oft wurde dieses nicht erfolgreich bestritten. In Mattersburg schafften die Grün-Weißen mit nur neun Mann (Ausschlüsse von Pehlivan und Maierhofer) sogar noch den Ausgleich durch Markus Heikkinen, kurz darauf schlugen die Burgenländer aber erneut zu und konnten das Spiel mit 2:1 gewinnen. Stimmen wurden laut, dass die schlechte Leistung unter anderem wegen den Ereignissen vor der Saison zustande gekommen sein musste, immerhin war es nur sehr selten ruhig bei Rapid in der Vorbereitungszeit.

In weiterer Folge konnte sich Rapid aber stabilisieren und mit einem immer stärker werdenden Nikica Jelavic, sowie einem Branko Boskovic, der von einer Verletzung zurückkehrte, legte man eine Serie von acht ungeschlagenen Spielen hin und präsentierte sich immer wieder in Torlaune gegen schwächere Gegner. Dies rückte allerdings etwas in den Hintergrund, denn ein besonderer internationaler Erfolg überflügelte die nationalen Ergebnisse.

JELAVIC ELIMINIERT ASTON VILLA

Nach einem überzeugenden Weiterkommen gegen den albanischen Vertreter Vllaznia Shkodra (Gesamtscore 8:0) und einer Zitterpartie gegen APOP Kinyras (4:3 nach Verlängerung) warteten alle Rapid-Fans gespannt auf die Auslosung für die Playoff-Runde, wo die letzte Hürde auf dem Weg Richtung Europa League Gruppenphase bekannt gegeben wurde. Und das Losglück war Rapid eigentlich nicht hold – mit Aston Villa bekam der Rekordmeister einen Gegner zugelost, der sportlich gesehen weit über Rapid zu stellen war. Doch jedes Spiel beginnt bei 0:0 – auch wenn das Ergebnis im Hinspiel nur 17 Sekunden lang hielt.

Denn Nikica Jelavic erzielte per Kopfball nach Maßflanke von Christopher Drazan sofort nach Anpfiff der Partie den Siegestreffer gegen die Mannschaft aus Birmingham, wo eine Woche später über 1500 Rapid-Fans erneut durch den Kroaten in Ekstase versetzt wurden. In Minute 76 verwertete Jelavic seine zweite Großchance an diesem Abend und trotz der 1:2-Niederlage schaffte Rapid den Einzug in die Gruppenphase, dank der Auswärtsstorregel. Der Flughafen war bei der Ankunft der Rapidler gesteckt voll, die Spieler wurden enthusiastisch empfangen und gefeiert – genau wie Trainer Peter Pacult. Trotz der oft verschmähten „Doppel-6“ im Hinspiel und mit Konrad im Sturm sowie einer eher langsamen Viererkette im Rückspiel (Dober – Patocka – Soma – Katzer) gelang seinen Mannen das „Wunder von Birmingham“ und die meisten Anhänger waren heilfroh, dass „PP“ im Sommer nicht nach Deutschland wechselte sondern weiter den österreichischen Rekordmeister betreute. Zu dieser Zeit haben sich die führenden Fanklubs des Block West Kritik anhören müssen von den anderen Teilen der grün-weißen Fangemeinde, und zwar weil Pacult noch immer nicht besungen wurde aufgrund seiner Austria-Vergangenheit (die etwa bei Josef Hickersberger nie ein Problem für die Fans war).

Der Erfolg gab Pacult also – mal wieder – Recht. Die Mannschaft wirkte trotz des Verlustes von Zoran Barisic weder verunsichert noch gehemmt, auch in der Bundesliga setzten die Hütteldorfer ihren Erfolgslauf fort und konnten mit nur zwei Niederlagen in 19 Spielen an der Tabellenspitze überwintern – zwei Punkte vor Topfavorit Red Bull Salzburg. Auch von einer Doppelbelastung war nichts zu merken, die Mannschaft wirkte den gesamten Herbst über topfit, ein Verdienst von Konditionstrainer Canestrini.

HAPOEL TEL AVIV ZEIGT GRENZEN AUF

Aber zurück zur Europa League – das erste Gruppenspiel werden die Rapid Fans so schnell nicht mehr vergessen. Der Hamburger SV wurde im ausverkauften Happel Stadion, welches entgegen vieler Meinungen im Vorhinein eine unglaubliche Stimmung seitens der Rapid Fans erlebte, mit einer 3:0-Packung nach Hause geschickt. Pacult ließ wie so oft gegen starke Gegner mit einem 4-5-1-System spielen und dieses funktionierte an diesem denkwürdigen Abend ideal, auch weil Yasin Pehlivan wohl seine beste Leistung im Rapid-Dress zeigte und Rapid mit Nikica Jelavic nun den idealen Stürmer für diese Formationen in seinen Reihen hatte. Nach einem 1:1-Remis bei der heimstarken Mannschaft von Celtic Glasgow (inklusive „Peter Pacult“-Fanchören) träumten viele Rapid Fans schon von mehr als nur der Gruppenphase – immerhin war man nach zwei Spielen Tabellenführer und jetzt kam es zur Doppelrunde gegen den vermeintlich schwächsten Konkurrenten – Hapoel Tel Aviv.

Nur die Israelis und ihr Trainer Eli Gutmann hatten etwas dagegen. Mit sehr schnellen Spielern wurden die Schwächen von Rapid gnadenlos aufgedeckt – sowohl in Tel Aviv als auch im Happel Stadion konnte Rapid nur anfänglich mithalten. Insgesamt setzte es zwei verdiente Niederlagen und einen Gesamtscore von 1:8. Die langsame Viererkette war hier die Achillesferse Rapids – Gutman und seine Mannschaft wussten das und nutzten diese Schwächen effizient aus. Die Frage die sich hier stellt ist Folgende: Wenn Rapid schon von den schnellen Offensivspielern der Israelis im Hinspiel überrannt wird und fünf Tore kassiert, wieso läuft man dann im Rückspiel mit genau derselben Viererkette auf? Wieso nicht schnellere Spieler zumindest auf den Außenverteidigerpositionen starten lassen? Wenn auch Tel Aviv augenscheinlich mehr Qualität besaß als die Mannschaft des SK Rapid, aber zumindest im Heimspiel wäre mit einer anderen Aufstellung mehr möglich gewesen.

Nachdem in Hamburg trotz ca. 8000 mitgereisten Rapid Fans kein zweites „Wunder“ erreicht und beim Abschlussspiel in Wien gegen Celtic Glasgow eine 3:0-Führung leichtfertig aus der Hand gegeben wurde, standen unter dem Strich am Ende doch nur fünf Punkte und der letzte Platz in der Gruppe. Das Abenteuer Europapokal war für diese Saison beendet, und Rapid erreichte viel mehr als erwartet, dennoch wäre mehr möglich gewesen und vor allem hätte man wichtige Punkte sammeln können um in den nächsten Jahren harte Brocken wie Aston Villa zu vermeiden.

BLAMABLES CUP-AUS IN KÄRNTEN

Nach einer ruhigen Transferperiode im Winter konnte Rapid den Erfolgslauf des Herbstes nicht fortsetzen: Aus den ersten vier Spielen holte man nur drei Punkte (unter anderem gegen Kapfenberg, Wr. Neustadt und den LASK). Die Leistungen wurden erst wieder besser als Boskovic vermehrt im Zentrum zum Einsatz kam. Dennoch wurde die Meisterschaft in diesen ersten Runden verspielt, zwar hatte man noch am letzten Spieltag in Mattersburg die Chance auf den Meistertitel, doch die Schützenhilfe von Sturm Graz und Ried blieb aus und so musste sich Rapid mit Platz 3 hinter Red Bull und der Wiener Austria begnügen, trotz einem neuen Punkterekord von 73 Punkten.

Das negative Highlight des Frühjahrs war aber eindeutig das Ausscheiden aus dem ÖFB-Cup. Im Viertelfinale musste Rapid zu Fixabsteiger Austria Kärnten – jeder rechnete mit einem Aufstieg ins Halbfinale und der großen Chance, endlich wieder den Cup nach Hütteldorf zu holen. Trotz zwischenzeitlicher 2:1-Führung verlor man am Ende mit 2:3 und der Traum vom Cupsieg war geplatzt. Anschließend stand Pacult einer kleinen, ausgewählten Gruppe von verärgerten Fans in der Kabine Rede und Antwort.

Der starke Herbst inklusive Einzug in die Gruppenphase der Europa League war Grund genug für die Rapid-Verantwortlichen, den Vertrag von Peter Pacult erneut zu verlängern, diesmal gleich um zwei Jahre. Wieso „PP“ von diesem Vertrag nicht einmal ein Jahr erfüllen konnte und wie es Rapid erneut gelang, Aston Villa auszuschalten, lest ihr im fünften und letzten Teil.

Kristof Kovacs, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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