Am vergangenen Wochenende traten zwei junge Rapid-Spieler aus dem Hintergrund hervor. Einer mit Ansage, einer etwas überraschender. abseits.at beleuchtet Flügelflitzer Philipp Schobesberger und Rechtsverteidiger... Pavelic und Schobesberger: Zwei grün-weiße Aufsteiger unter der Lupe

Philipp Schobesberger - SK Rapid WienAm vergangenen Wochenende traten zwei junge Rapid-Spieler aus dem Hintergrund hervor. Einer mit Ansage, einer etwas überraschender. abseits.at beleuchtet Flügelflitzer Philipp Schobesberger und Rechtsverteidiger Mario Pavelic im Detail und erklärt, was den beiden fehlt, um Leistungsträger in Grün-Weiß zu werden.

Mario Pavelic gehört bereits seit Herbst 2013 zur Kampfmannschaft des SK Rapid. Sein Debüt für die „Erste“ gab der junge Burgenländer beim 3:1-Heimsieg über Asteras Tripolis zu Beginn der Saison 2013/14. Im Oktober gab Pavelic auswärts in Wiener Neustadt, das auch am kommenden Wochenende Rapids Gegner ist, sein Startelfdebüt.

Kaum Konkurrenz für Pavelic

Eher aus Mangel an Alternativen ist Mario Pavelic 2014/15 bei den Hütteldorfern gesetzt. Das große Verletzungspech Michael Schimpelsbergers spielte dem filigranen Rechtsverteidiger in die Karten. Wenn Zoran Barisic seinem Schützling eine Pause gönnen wollte, brachte er den routinierten Thomas Schrammel auf rechts und stellte Stefan Stangl auf die linke Abwehrseite. In zwei Dritteln der Spiele hieß Rapids Rechtsverteidiger allerdings Mario Pavelic.

Technisch stark, physisch ausbaufähig

Der 21-Jährige passt gut in die grundlegende Spielidee von Zoran Barisic. Pavelic ist ein filigraner, technisch starker Defensivspieler, der bei den einstigen Rapid Amateuren (mittlerweile „SK Rapid II“) auch im defensiven Mittelfeld zum Einsatz kam. In der Bundesliga fehlt es ihm auf dieser Position allerdings an physischer Stärke. Kurz vor seinem 16.Geburtstag wechselte Pavelic von Neusiedl/See in die U18 Rapids und wie viele andere Spieler brauchte er lange, ehe er sein großes Potential auch in der Kampfmannschaft zeigen durfte. Momentan stehen 28 Bundesligaspiele auf seiner Habenseite.

Zu wenig Konkretes

Was für den jungen Eisenstädter spricht ist seine solide Technik und eine hohe Ball- und Passsicherheit – auch auf engem Raum. Pavelic ist mit einer Passquote von 79% und knapp 71% in der gegnerischen Hälfte einer der passsichersten Außenverteidiger der Liga. Allerdings ist hier primär von einfachen, ballsichernden Pässen die Rede. Pavelic ist eine gute Anspielstelle, stellte aber nur selten einen Überraschungsfaktor im Spiel Rapids dar. Neben dem obligatorischen, haarsträubenden Quer-Fehlpass, den Pavelic praktisch einmal pro Spiel dabei hat, fehlte häufig die Präzision in letzter Instanz. In der gesamten Saison bereitete Pavelic nur 15 Torschüsse vor. Zum Vergleich: Austrias Markus Suttner servierte 34 Torchancen, der außergewöhnlich aktive Altacher Andreas Lienhart sogar 58 (allerdings in 2.238 Spielminuten; Pavelic steht hier bei 1.493).

Körperlich besser und zwingender: So wird Pavelic zum Leistungsträger

Die Zweikampfquote Pavelic‘ ist durchschnittlich, die Quote der gewonnenen Luftduelle leicht unterdurchschnittlich. Alleine die Statistiken zeigen also, was Pavelic noch braucht, um zu einem echten Leistungsträger zu werden: Das ohnehin schon gute Passspiel muss konkreter, zielgerichteter werden. Seine Teilnahme am Offensivspiel Rapids muss noch wesentlich zwingender sein, wie er es beim 4:0-Heimsieg über Grödig bereits vorzeigte. Aber speziell körperlich muss ein großer Sprung getan werden, sodass Pavelic ebenso präsent und fordernd werden kann, wie sein Kollege Thomas Schrammel auf der linken Seite.

Schobesberger gegen Grödig Mann des Spiels

Der Mann des Spiels gegen den SV Grödig war allerdings der ein halbes Jahr jüngere Philipp Schobesberger. Vier Tage nach seinem 21.Geburtstag gelang ihm gegen die kriselnden Salzburger sein erstes Bundesligator. Der große Vorteil des jungen Oberösterreichers ist, dass er eine Antithese zu den anderen Flügelspielern im Rapid-Kader darstellt. Somit kommt der merkliche Aufschwung des 21-Jährigen nicht von ungefähr.

Völlig anderer Spielertyp

Florian Kainz und Louis Schaub sind die etatmäßigen „Flügel“ in Rapids 4-2-3-1. Als Flügelspieler kann man die stark einrückenden Akteure aber nicht bezeichnen, zumal sie eher als technisch versierte Spieler gelten, die nicht unbedingt Läufe zur Grundlinie, sondern parallele Läufe im Zwischenlinienraum suchen. Auch für Konterattacken sind Kainz und Schaub nur bedingt die Idealbesetzungen. Dahinter gibt es mit Andreas Kuen einen weiteren Spielertyp, der jedoch ein halbes Jahr ausfällt und mit Dominik Starkl eine nicht gerade systematisch agierende Hybridlösung, die die nötige Durchschlagskraft immer wieder vermissen lässt.

Flinkes Schlitzohr

Und dann wäre da noch Philipp Schobesberger. Der beidbeinige Flügelspieler gilt als Schlitzohr – sowohl auf, als auch abseits des Platzes. Er ist in einer Rapid-Mannschaft, die oft für das Fehlen von „Typen“ kritisiert wird, einer, der unerwartete Dinge machen und für Überraschungsmomente sorgen kann. Sein größtes Plus ist dabei seine Schnelligkeit, die ihn zu einem idealen Konterspieler macht, was man gegen hochstehende Mannschaften wie Red Bull Salzburg und Schalke 04 bereits beobachten konnte.

Mit dem Kopf durch die Wand

Seine unorthodoxen, instinktgeprägten Laufwege reißen aber auch die Ordnung in tiefstehenden Teams immer wieder auseinander, wie man es gegen Grödig sah. Durch seine kurzen schnellen Sprints und der in Rapids derzeitigem Spiel untypischen Ader, mit dem Kopf durch die Wand zu wollen, holte er bereits zwei Elfmeter heraus und sorgte immer wieder für Feuer in der gegnerischen Abwehrreihe. Nach einem knappen halben Jahr ist Philipp Schobesberger in der Bundesliga angekommen und normalerweise muss Zoran Barisic ihn in den nächsten Partien von Beginn an bringen. Ein dezentes Luxusproblem ist hier natürlich nicht zu verleugnen.

Offensive auf Defensive: Umschaltspiel noch schwach

Doch Rapids 7er hat natürlich auch einige Mankos. Sein größtes Problem ist nach wie vor sein Defensivverhalten. Was in Pasching in der Regionalliga noch durchging, kann in der Bundesliga Spiele kosten. Vorne stehen zu bleiben, anstatt von Offensive auf Defensive umzuschalten, ist im flotteren Bundesligafußball ein No-Go. Wenn Schobesberger es jedoch schafft, seine Kräfte noch besser zu dosieren und nach missglückten Offensivaktionen auch wieder schnell hinter den Ball zu kommen, hat er das Zeug für einen Stammspieler, einen Leistungsträger und eventuell sogar für einen Publikumsliebling, zumal er das historisch gewachsene Rapid-Spiel viel eher verkörpert, als Kainz oder Schaub.

Wenn Huspek kommt, wird’s schwerer

Viel Zeit bleibt ihm jedoch nicht, denn im Sommer stößt mit Philipp Huspek ein ebenfalls beidbeiniger, ähnlicher Spielertyp zum SK Rapid. Aktuell punktet Schobesberger durch die Art und Weise, wie er ein Spiel anlegt, die ihn von seinen internen Konkurrenten deutlich unterscheidet. Ab kommendem Sommer wird man seine Leistungen allerdings am gleichgepolten Huspek messen – und der ist bereits viel weiter als der Cupsieger von 2013. Wenn Huspek da ist, muss Schobesberger schon gefestigter und „kompletter“ sein, als er es jetzt ist – andernfalls wird es ab Sommer 2015 eher schwerer als leichter.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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