Neben den ausführlichen Spiel- und den Toranalysen gibt abseits.at in dieser Rubrik einen kompakten Überblick über alle Spiele der letzten Runde in der tipico... Taktikboards zur 18. Runde der tipico Bundesliga 2014/2015 | Unterschiedliche Varianten des 4-6-0

Alexander Gorgon (FK Austria Wien)Neben den ausführlichen Spiel- und den Toranalysen gibt abseits.at in dieser Rubrik einen kompakten Überblick über alle Spiele der letzten Runde in der tipico Bundesliga. Wir sehen uns dabei in erster Linie Statistiken und Taktikboards an, die von der offiziellen Website der österreichischen Bundesliga bzw. vom britischen Sportdatenunternehmen Opta bereitgestellt werden.

FK Austria Wien – FC Red Bull Salzburg 2:4

Die 18. Bundesliga wurde mit einem regelrechten Spektakel eröffnet. Die Wiener Austria empfing in der Generali Arena Red Bull Salzburg, führte nach der ersten Hälfte mit 2:0, musste sich aber am Ende aber mit 2:4 geschlagen geben. Vor der Partie war vor allem die Frage, wie die Veilchen auf den krankheitsbedingten Ausfall von Torjäger Omer Damari reagieren würden, interessant.

FAK-Cheftrainer Gerald Baumgartner überlegte im Training drei Varianten und entschied sich schließlich, mit Alexander Gorgon als nominellen Stürmer zu agieren. Seinen Platz am rechten Flügel nahm Marco Meilinger ein, links spielte wie gewohnt Daniel Royer. Die Folge: die Austria spielte ohne klaren Stürmer, sondern es wurde viel rochiert. Insbesondere die Wechselwirkung zwischen Gorgon und Meilinger war stark ausgeprägt, wie man anhand der obigen Grafik sehen kann. Gorgon hatte seinen Schwerpunkt halbrechts, Meilinger spielte diagonal.

Royer agierte auf der linken Außenbahn positionstreuer, breiter und hatte verglichen mit seinen beiden Kollegen auch einen etwas höheren Schwerpunkt. Alexander Grünwald spielte von der Zehnerposition sehr variabel, stieß das eine oder andere Mal auch in die Spitze vor. So war die Grundformation der Austria im Wesentlichen ein 4-6-0 bzw. 4-2-4-0, in dem sich Grünwald und Gorgon den Zehnerraum und Halbräume teilten.

SK Sturm Graz – SV Josko Ried 3:1

In der UPC Arena trafen mit Sturm Graz und der SV Ried zwei formstarke Teams aufeinander. Besonders die Innviertler reisten mit viel Rückenwind in die Steiermark, wo es für sie aber letztlich nichts zu holen gab. Die Gastgeber gewannen nämlich verdient und ungefährdet mit 3:1, kletterten damit in der Tabelle auf Platz drei.

Ein wichtiger Baustein für diesen Sieg der Grazer war Simon Piesinger. Der 22-Jährige war im defensiven Mittelfeld omnipräsent, zeigte ein solides Passspiel, eroberte viele Bälle und war noch dazu an einige Offensivaktionen entscheidend beteiligt. Er legte zwei Torschüsse vor und zeichnete sich für drei weitere selbst verantwortlich. Ausbeute: ein Tor, ein Assist. Vor allem seine Balleroberung vor dem 1:0 unterstrichen dabei seine Qualitäten, wobei Sturm in dieser Szene kollektiv sehr gut presste.

Der Leidtragende in dieser Situation bzw. generell des starken Sturm-Pressings in der ersten Halbzeit war Denis Streker, der kaum Präsenz hatte und in der Pause vom physischeren Harald Pichler ersetzt wurde. Als Unterstützung für Streker rückten Gernot Trauner und Bernhard Janeczek immer wieder nach vorne, was für ein sehr interessantes, vertikales Heatmap-Profil sorgte. Als Vergleich ist daneben jenes von Thomas Reifeltshammer, dem linken Halbverteidiger in der Dreierkette, zu sehen.

SV Scholz Grödig – Admira Wacker Mödling 5:0

Die Krise von Admira Wacker Mödling wird immer größer, denn die Südstädter sind mittlerweile seit zehn Bundesligaspielen ohne vollen Erfolg und erzielten in diesem Zeitraum nur zwei Tore. Am Samstag kamen sie in Grödig sogar mit 0:5 unter die Räder. Die Salzburger spielten, wie Sturm eine Woche davor, die Admira mit ihrem Vertikalspiel an die Wand.

Der SV Grödig spielt unter Michael Baur im Wesentlichen mit einer 4-2-3-1/4-6-0-Grundformation, die sich aber von jener der Austria, die oben gezeigt wurde, unterscheidet. Wie man anhand der obigen Heatmaps von Daniel Schütz und Philipp Huspek sehen kann spielen bei Grödig beide Flügelspieler breit. Auch der für Huspek eingewechselte Thomas Goiginger – Schütz ging dann von links nach rechts – legte seinen Schwerpunkt nahe der Seitenlinie.

Der größere Unterschied in der Interpretation des 4-6-0 zwischen Grödig und der Austria besteht aber im Verhalten des Stürmers und den Zehners. Yordy Reyna agiert im Vergleich zu Gorgon horizontal viel weiträumiger und ausweichender – ein markantes Merkmal seiner Spielweise. FAK-Zehner Grünwald ist ein Spieler, der besonders mit seinem Passspiel besticht, während Stefan Nutz ein dynamischer Akteur mit großem Aktionsradius ist. Wenn man die Heatmaps der beiden vergleicht, erkennt man, dass die Laufwege des Grödigers weiter gestreut sind, während sich Grünwald im Wesentlichen auf die zentralen Räume fokussiert. Erfolgreich waren in dieser Runde jedoch beide.

SC Wiener Neustadt – SCR Altach 2:0

Nach dem Debakel der Admira konnte der SC Wiener Neustadt zum Lokalrivalen aufschließen. Dank eines 2:0 gegen den SCR Altach sind die beiden niederösterreichischen Klubs punktegleich. Der Sieg beim Heimdebüt von Neo-Coach Helgi Kolvidsson kam gegen die formstarken Altacher überraschend, war aber durchaus verdient.

Matchwinner für die Wiener Neustädter war Kristijan Dobras, der das 1:0 selbst erzielte und den Elfmeter zum 2:0 herausholte. Der 22-Jährige hatte bereits im Frühjahr eine sehr starke Phase, in der er einige entscheidende Szenen hatte und mit seiner Dynamik als Symbol für den damaligen Philosophiewechsel stand. Nach schwächeren Spielen zum Saisonende hin und einer Verletzung zu Beginn der aktuellen Spielzeit, findet er nun zunehmend zu alter Stärke zurück. In seinen letzten drei Spielen traf er je einmal. Gegen Altach war Dobras mit seinen Dirbblings und Pässen einmal mehr ein Aktivposten, war an sechs Torschüssen direkt beteiligt.

Wolfsberger AC – SK Rapid Wien 1:1

Am Sonntag empfing der Wolfsberger AC den SK Rapid Wien. In einer unspektakulären Partie trennten sich die beiden Teams mit einem 1:1. Das dürfte vor allem den Lavanttalern schmeicheln, denn sie hatte nur zwei Schüsse auf das gegnerische Tor. Andererseits neutralisierten sie die Hütteldorfer, wie schon Red Bull Salzburg letzte Woche, sehr gut. Jedoch fokussierten sie sich im Spiel gegen Rapid auf andere Zonen.

Während Red Bull Salzburg vor allem über die Halbräume gefährlich wird, stand der WAC gegen Rapid vor einem anderen Problemen. Die Aufbaumechanismen der Grün-Weißen sind recht einfach gestrickt. Sie nehmen kaum Risiko und spielen früh auf die Seite, wo sie zwei offensiv starke Außenverteidiger und zwei Flügelspieler mit hoher individueller Klasse haben. Der WAC schaffte es aber immer wieder, Rapid auf den Seiten zu isolieren. Folglich entwickelten auch die Wiener kaum Durchschlagskraft und aufgrund der fehlenden Unterstützung für die Außenspieler verpufften viele Angriffsversuche bereits früh.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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