In dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder  taktischer Feinheiten genau untersucht... Toranalyse zur 13. Runde der tipp3 Bundesliga | Boyd, Abraham, Hosiner

In dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder  taktischer Feinheiten genau untersucht und analysiert werden. In der Toranalyse zur 13. Runde nimmt abseits.at die Treffer von Terrence Boyd (Rapid Wien), Tomas Abraham (Wacker Innsbruck) und Philipp Hosiner (Austria Wien) unter die Lupe.

SK Rapid Wien – Red Bull Salzburg 2:0, Terrence Boyd (47. Minute)

Etwas überraschend gewann der SK Rapid Wien im Sonntagsspiel gegen Red Bull Salzburg 2:0. Während das erste Tor durch einen präzisen Freistoß von Kapitän Steffen Hofmann fiel, geht das zweite vor allem auf eine Einzelleistung des an diesem Tag überragenden Guido Burgstaller zurück.

Ausgangspunkt des sechsten Bundesligators von Terrence Boyd war ein Einwurf nahe der Mittellinie. Im obigen Bild sieht man, dass die Bullen eigentlich Herr der Lage sind. Man hat sowohl in unmittelbarer Nähe ein klare vier-zu-zwei-Überzahl (grün), als auch einen Extraspieler im Abwehrzentrum (weiß). Weiters sind auch im Mittelfeld die Salzburger Spieler in Schlagdistanz zu ihren grün-weißen Pendants.

Entscheidend ist das direkte Duell von Burgstaller gegen Andreas Ulmer, in dem der Rapidler die Oberhand behält. Aufgrund der personellen Majorität hätte eigentlich ein weiterer Salzburger Ulmer Rückendeckung geben und ihn für so einen Fall absichern müssen. Im vorliegenden Szenario ist das aber nur bedingt möglich, da Christoph Leitgeb zum Ball hingeht und sich Martin Hinteregger an Deni Alar orientieren muss, daher nicht blind rausrücken kann (weiß). Die richtigen Wege sind gelb skizziert. Eine weitere Möglichkeit wäre gewesen, dass Leitgeb in einem durch hinter Ulmer sprintet und nicht auf halben Weg abbremst.

Aufgrund der oben erwähnten Fehlstellung konnte Burgstaller freistehend flanken. In der Mitte rückte Isaac Vorsah aus Angst um einen Pass auf Alar ein, während Florian Klein den Ernst der Lage zu spät entdeckt – fatal gegen einen starken Kopfballspieler wie Boyd.

SV Mattersburg – FC Wacker Innsbruck 1:1, Tomas Abraham (43. Minute)

Unter Roland Kirchler geht es mit dem FC Wacker Innsbruck weiter bergauf. Wie schon am letzten Spieltag waren es auch gegen den SV Mattersburg Standardsituationen, die über den Ausgang des Spiels entschieden. Zwar gingen die Burgenländer nach einer solchen in Führung, Wacker-Kapitän Tomas Abraham brachte sein Team aber kurz vor der Pause wieder zurück ins Spiel. Im nachfolgenden Bild sieht man die Zuteilung bevor der Eckstoß ausgeführt wurde.

Mattersburg ahnt, dass der Ball auf den kurzen Pfosten geschlagen wird, dementsprechend postieren sich Patrick Bürger und Ilco Naumoski (weiß). Zusätzlich achten sie auf das Geschehen in der Mitte, wo es eine klare Mann-zu-Mann-Zuordnung gibt, aufgrund derer sich Alois Höller und Florin Lovin gegenseitig im Weg stehen (gelb). Der Rumäne orientiert sich an Marco Kofler (blau), während Höller dem späteren Torschützen Abraham (rot) zugeteilt ist. Die beiden Innsbrucker haben gerade Laufwege – Kofler lang, Abraham kurz –, die Mattersburger müssen kreuzen und verlieren dadurch die entscheidende Zeit. Außerdem steht in weiterer Folge Bürger passiv am Fünfmeterraum herum und kommt gegen den explosiven Abraham ebenfalls zu spät. Nicht die einzige unglückliche Szene des Stürmers in der Defensive, sorgte doch ausgerechnet sein Eigentor für den 1:2-Endstand.

FC Admira Wacker Mödling – FK Austria Wien 0:1, 4:5 & 4:6, Philipp Hosiner (2., 90. & 94. Minute)

Zum Abschluss soll nicht ein einziges Tor explizit untersucht werden, sondern die Spielweise des Protagonisten, die sich in der Ähnlichkeit der Treffer widerspiegelt. Mit drei Toren war Philipp Hosiner der überragende Akteur der „individuellen Fehlerorgie“, aus der sein aktueller Verein Austria Wien gegen seinen Ex-Verein Admira Wacker als Sieger hervorging.

Bereits in der zweiten Minute brachte der Eisenstädter sein Team in Führung, indem er einen Rückpass von Peter Pöllhuber abfing und nach einem Haken trocken abschloss. Entscheidend dafür war neben dem schlechten Zuspiel des Admiraners die Antizipation von Hosiner. Dieses tordirekte Denken zeichnet ihn aus und verhalf ihm zu zwei weiteren Toren.

Auch das 5:4 folgte auf einen schweren individuellen Fehler– Bernhard Schachner köpfte relativ unbedrängt in den Laufweg seines Ex-Kollegen –, den Hosiner verwertete. Auf den ersten Blick könnte man meinen, die Viererkette würde sich hier vollkommen falsch verhalten, tatsächlich aber ging dem verunglückten Kopfball Schachners eine Kerze eines Niederösterreichers voraus. Eine derartige Fehlerkette der aktiven Spieler macht es für die passiven enorm schwer sich richtig zu positionieren. Die Roten hatten sich offensichtlich zum Gegenpressing auf den zweiten Ball formiert, während Hosiner als einziger auf eine Bogenlampe antizipierte.

Beim letzten Treffer des Torfestivals wurde Hosiners Zug zum Tor ebenfalls gut sichtbar, denn als einziger suchte der 23-Jährige schon früh den Weg ins Abwehrzentrum. Der Kopfballtreffer rundete die Glanzleistung des Stürmers perfekt ab und markierte den Schlusspunkt in einem denkwürdigen Spiel.

Bildquelle: http://www.laola1.tv/

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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