In dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder  taktischer Feinheiten genau untersucht... Toranalyse zur 14. Runde der tipp3-Bundesliga | Schicker, Zulj, Sandro, Kienast

Robert Zulj (SV Ried)In dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder  taktischer Feinheiten genau untersucht und analysiert werden. In der Toranalyse zur 14. Runde nimmt abseits.at die Treffer von Robert Zulj (SV Ried), Sandro (SV Ried), Rene Schicker (Admira Wacker) und Roman Kienast (Austria Wien) unter die Lupe.

SK Rapid Wien – Admira Wacker Mödling 0:1, Rene Schicker (12. Minute)

Obwohl Admira Wacker Mödling am Samstag gegen den SK Rapid Wien fast eine Halbzeit lang in Überzahl war, konnten die Niederösterreicher beim Rekordmeister keinen Punkt mitnehmen. Aufseiten der Grün-Weißen überragte Steffen Hofmann, bei der Admira zeigte Rene Schicker mit zwei Toren auf, trotz ungewohnter Position. Er spielte nämlich als Stürmer. Mit seinem ersten Treffer wollen wir diese Toranalyse beginnen.

Nach einer missglückten Flanke der Gäste kommt Hofmann an der Seitenlinie an den Ball. Die Admira geht sofort ins Gegenpressing und setzt mannschaftlich geschlossen nach. So wird der Ballführende umgehend von einem Spieler attackiert, während zwei andere auf Brian Behrendt (rot), der die offensichtliche Anspielstation ist, rücken. Auch die anderen beiden ballnahen Admira-Spieler bewegen sich stärker zum Ort des Geschehens als ihre Gegenspieler. Ein Ballverlust für Rapid ist daher die logische Konsequenz.

Rapid agiert im Umschaltspiel deutlich schwächer. Aufgrund dessen, dass man nicht energisch genug Richtung Ball verschob, steht man zu weit weg von Stephan Auer (blau), weswegen dieser flanken kann. Auch die Positionen der beiden Innenverteidiger sind diskutabel, denn sie stehen zu nahe beieinander. Am Verhalten von Mario Sonnleitner (orange) gibt es nur wenig auszusetzen. Er orientiert sich in die Tiefe, würde im Falle eines Steilpasses für die nötige Rückendeckung von Christopher Trimmel (schwarz) sorgen.

Christopher Dibon (weiß) steht jedoch die gesamte Situation über im leeren Raum, kann in keine Richtung aktiv am Spiel teilnehmen. Wie man im ersten Bild erkennen kann orientiert sich Linksverteidiger Thomas Schrammel (grün) nach vorne um in weiterer Folge am Offensivspiel teilnehmen zu können. Dibon hätte sich demnach nach dem Ballverlust nach hinten orientieren müssen, da Schicker (gelb) in seinem Rücken freisteht. So kommt Schrammel trotz Sprint gegen den 29-Jährigen zu spät.

SV Josko Ried – FC Wacker Innsbruck 2:0, Robert Zulj (53. Minute)

Auch das zweite Tor, das wir analysieren, geht auf ein starkes Gegenpressing zurück. Vor allem aufgrund dessen sowie des sehr guten Umschaltspiels steht die SV Ried aktuell auf dem zweiten Tabellenplatz. Beim 4:0-Sieg gegen Wacker Innsbruck wurden gleich drei Tore unmittelbar nach Ballgewinnen erzielt.

Die Tiroler kommen nach einem Freistoß der Oberösterreicher in Ballbesitz und wollen einen Konter setzen. Allerdings sieht man im obigen Bild, dass es ihnen von den Riedern sehr schwer gemacht wird. So läuft Clemens Walch (schwarz) umgehend den Ballführenden an. Sein ursprünglicher Gegenspieler Daniel Schütz (rot) wird von zwei Mitspielern übernommen. Trotzdem wird dieser angespielt und Oliver Kragl (blau) spielt nach dem zu erwartenden Ballgewinn einen präzisen Steilpass. Obwohl die Rieder gut gegenpressen, hätte es für die Innsbrucker einen Ausweg gegeben.

Anstatt auf Schütz zu spielen, hätte man auch einen Diagionalpass auf die linke Seite spielen können. Entweder direkt oder über Thomas Bergmann (weiß). Dessen Gegenspieler macht zwar von hinten Druck auf ihn, mit einer schnellen Weiterleitung hätte man sich aber vom Druck durchaus lösen können. Ein weiteres Manko der Tiroler in dieser Situation ist die schlechte Ordnung hinter dem Ball. Die vier Spieler orientieren sich nicht aneinander, was Robert Zulj (gelb) ausnutzt. Während sich die Tiroler blind nach vorne und auf die Seite bewegen verzögert er und kann anschließend auf das Tor zulaufen.

SV Josko Ried – FC Wacker Innsbruck 3:0, Sandro (83. Minute)

Im Kontrast zu den obigen Beispielen, in der die jeweilige Mannschaft gruppentaktisch sehr gut auftrat und zu Balleroberungen kam, wollen wir uns nun eine Szene ansehen, in der dies nicht der Fall ist. Auch aufgrund dieser taktischen Mängel ist Wacker Innsbruck seit 13 Pflichtspielen ohne Sieg und ist trotz des Punkteabzugs gegen Admira Wacker Mödling noch nicht frei von Abstiegssorgen.

Hier sieht man, dass die Tiroler zwar zu dritt nah beim Ball stehen, allerdings die Bindung zu bzw. Unterstützung durch die anderen Mannschaftsteile fehlt. So steht der linke Mittelfeldspieler extrem breit, weshalb ein direktes Zuspiel auf Sandro (gelb) möglich wäre. Hinter der ersten Pressinglinie klafft zudem ein großes Band zur Verteidigung, in dem Zulj (grün) viel Platz hat und ebenfalls anspielbar wäre. In Anbetracht dieser Umstände wählt Kragl (blau) sogar die schwierigste Lösung, in dem er am heranspringenden Tiroler vorbeidribbelt.

Nachdem der Deutsche an seinem Gegenspieler vorbei ist, sieht man die üblichen Abläufe im Rieder Umschaltspiel. Sie besetzen sowohl die linke als auch die rechte Seite – hier: Zulj bzw. Sandro – sowie die Zentralachse – hier Rene Gartler (schwarz) und Wach (weiß). Die vier drängen mit ihren direkten Läufen zum Tor die gegnerische Viererkette nach hinten, weswegen Kragl ohne Druck nach vorne kommt. In dem Moment, in dem die Tiroler beschließen zu attackieren, kommt der Pass raus auf Sandro, der den Angriff präzise abschließt.

SC Wiener Neustadt – FK Austria Wien 0:1, Roman Kienast (8. Minute)

Nach dem verlorenen Derby übte Austria-Coach Nenad Bjelica große Kritik an der Einstellung mancher seiner Spieler und kündigte Konsequenzen an. Im Spiel gegen den SC Wiener Neustadt baute er sein Team an einigen Positionen um. Unter anderem musste Philipp Hosiner auf der Ersatzbank platznehmen. Ersetzt wurde der formschwache Torschützenkönig von Roman Kienast, der beim 3:0-Sieg alle drei Tore erzielte. Das erste wollen wir uns im Detail ansehen.

Man sieht hier, dass Wiener Neustadt kompakt vor dem eigenen Sechszehner steht. Sie üben dadurch aber keinen Druck auf den Ball aus. Also bricht der rechte Sechser aus der Mittelfeldkette aus und geht nach vorne. Allerdings schließen seine Kollegen das dadurch entstandene Loch nicht, was das Hauptproblem der Niederösterreicher ist. Insbesondere Kristijan Dobras (rot) müsste weiter einrücken, da in seiner unmittelbaren Umgebung kein Gegenspieler ist. Des Weiteren erkennt man das flexible Spiel der Wiener Austria, die trotzdem alle wichtigen Zonen besetzt hält.

Thomas Murg (blau) rückt in den freien Halbraum, Tomas Simkovic (weiß) orientiert sich von seinem nominellen Gegenspieler Dobras weg in die Spitze. Dort sorgt er aufgrund seiner engen Position an Kienast (gelb) für Zuordnungskonflikte innerhalb der gegnerischen Innenverteidigung. Für die Breite sorgen Marin Leovac und Daniel Royer (schwarz). Die beiden verhindern dadurch, dass sich die beiden Ketten zusammenziehen.

Mit einem einfachen Haken geht der ballführende Wiener an seinem Gegenspieler vorbei und kann auf Murg passen, woraufhin die obige Situation entsteht. Die anfängliche, gute Ordnung der Wiener Neustädter ist nun dahin. Manuel Wallner (grün) ist aus der Abwehrkette herausgerückt, steht gegen drei Veilchen jedoch auf verlorenem Posten und wird per einfachen Doppelpass ausgespielt. Dies ist auch möglich, da die beiden Außenspieler weiterhin konsequent die Breite halten und die beiden äußeren Verteidiger aus dem Zentrum ziehen.

Der Steilpass auf Murg ist dadurch leicht zu bewerkstelligen. Dass der anschließende Querpass erst über einen Wiener Neustädter bei Kienast landet, mutet zwar zufällig an; die Tatsache, dass dieser in der Mitte alleine gegen zwei Gegenspieler stand, zeigt aber auch, dass ein Gegentor nur schwer zu verhindern war.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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