In dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder  taktischer Feinheiten genau untersucht... Toranalyse zur 23. Runde der tipp3-Bundesliga | Boskovic, Schütz

Taktik, Theorie, TaktikboardIn dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder  taktischer Feinheiten genau untersucht und analysiert werden. In der Toranalyse zur 23. Runde nimmt abseits.at die Treffer von Branko Boskovic (Rapid Wien) und Daniel Schütz (Wacker Innsbruck) unter die Lupe.

SK Rapid Wien – SK Sturm Graz 1:0, Branko Boskovic (29. Minute)

Das Comeback von Branko Boskovic im Derby gegen die Wiener Austria verlief wechselhaft. Eine halbe Stunde lang war er im Spiel des Rekordmeisters zwar äußerst präsent, sah dann aber Gelb-Rot. Bei seinem zweiten Heimspiel nach der Rückkehr sorgte der Montenegriner für positivere Schlagzeilen, als er seine Mannschaft gegen den SK Sturm Graz in Führung schoss. Der Angriff hatte seinen Ursprung an der Mittellinie.

Der ballführende Deni Alar wird von den Grazern grundsätzlich gut angepresst. Allerdings sichern sie die potenziellen Anspielstationen nicht ab – vor allem auf die Zentralachse haben sie keinen Zugriff. Zunächst fehlt der Druck gegen Terrence Boyd (grün), für den Nikola Vujadinovic (rot) gewesen wäre. Über den Mittelstürmer kommt Rapid schließlich ins Zentrum zu Boskovic (gelb) und Steffen Hofmann (blau).

Auch hier übt Sturm in Ballnähe gut Druck aus. Boyd nimmt sich zwar Ball schlampig mit, wird attackiert und kann nur mit Mühe auf Boskovic weiterleiten. Auch dieser wird, wie man im obigen Bild sieht, sofort in einem Zweikampf verwickelt. Doch auch hier fehlt der nötige Nachdruck – explizit ist an dieser Stelle jener gegen Hofmann gemeint. Die Viererkette zieht sich zwar richtigerweise kompakt zusammen, allerdings gewährt man dem Rapid-Kapitän, den Ball zwischen den Linien anzunehmen. Eine höhere Stellung der Abwehr bzw. ein schnelleres Herausrücken von Michael Madl (schwarz) hätte dem vorgebeugt. So können die Grün-Weißen ihren Angriff fortsetzen und verlagern auf die linke Seite zu Guido Burgstaller.

Der Kärntner wird von Linksverteidiger Markus Katzer (weiß) hinterlaufen und dieser kann anschließend querlegen. Im Abwehrzentrum hat Sturm indes eine Unterzahl aufgerissen. Da Madl zuvor Hofmann attackierte, steht Vujadinovic gegen zwei Rapidler, Boskovic und Boyd, alleine. Zudem ist der Sturm-Verteidiger die ganze Zeit auf den Ball fokussiert, wodurch erster schließlich problemlos einschieben kann. Einziger Schönheitsfehler: Boskovic und Boyd standen bei der Hereingabe im Abseits.

FC Wacker Innsbruck – SC Wiener Neustadt 1:0, Daniel Schütz (8. Minute)

Der FC Wacker Innsbruck setzt seinen Aufwärtstrend weiter fort. Nachdem die abstiegsbedrohten Tiroler in der letzten Runde den SV Mattersburg schlugen, folgte nun der nächste Sieg gegen einen direkten Konkurrenten. Im Tivoli wurde der SC Wiener Neustadt dank eines Treffers von Daniel Schütz 1:0 bezwungen.

Nach einem Abschlag von Keeper Szabolcs Safar erobern die Innsbrucker im Gegenpressing den zweiten Ball. Christopher Wernitznig (weiß) rückt dabei vom Flügel ein und attackiert den Wiener Neustädter schon bei der Ballannahme. Dadurch kann dieser das Leder nicht kontrollieren und es landet bei Alexander Hauser (schwarz). Durch das Einrücken von Werrnitznig wird zudem der Rechtsverteidiger der Niederösterreicher, Dennis Mimm (rot) herausgezogen, was in der Folge – wie man später sehen wird – entscheidenden Charakter haben sollte.

Hauser dribbelt mit Tempo nach vorne. Die Wiener Neustädter sind bemüht ihn einzukesseln, öffnen dadurch in ihrem Rücken im Zentrum aber einen großen Raum. Hier macht sich das Wacker dadurch zunutze, dass Hauser nach einem Doppelpass mit Carlos Merino (blau) genau in diesen Raum vorstößt.

Hier sieht man, dass Hauser mit seinem energischen Lauf von links hinten bereits weit in die gegnerische Hälfte vorgedrungen ist. Für die Wiener Neustädter ist der Angriff ab diesem Zeitpunkt nur mehr schwer zu verteidigen. Verantwortlich dafür ist das Verhalten von Roman Wallner (grün), der als Mittelstürmer auf die Seiten ausgewichen ist, und Schütz (gelb). Die beiden machen das Spiel extrem breit und strecken es so entscheidend. Die Abwehr der Niederösterreicher verhält sich prinzipiell richtig. Sie ziehen sich zusammen, wollen die Mitte zumachen. Allerdings hätten die Wiener Neustädter mit einem vierten Spieler – eben vorher erwähnten Mimm – mehr Breite um auch auf Pässe auf die Seiten druckvoll reagieren zu können. So sind sie beim Pass von Hauser auf Schütz quasi machtlos. Der Mittelfeldspieler überwindet Tormann Jörg Siebenhandl und bringt sein Team dem Klassenerhalt drei Punkte näher.

Bildquelle: http://www.laola1.tv/

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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