In dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder taktischer Feinheiten genau untersucht... Toranalyse zur 31. Runde der tipico Bundesliga 2014/2015 | Soriano, Sulimani

Jonathan Soriano (Red Bull Salzburg)In dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder taktischer Feinheiten genau untersucht und analysiert werden. In der Toranalyse zur 31. Runde nimmt abseits.at die Treffer von Jonatan Soriano (Salzburg) und Benjamin Sulimani (Admira) unter die Lupe.

SV Scholz Grödig – FC Red Bull Salzburg 0:1, Jonatan Soriano (24. Minute)

Mit einem 3:0-Auswärtssieg beim SV Grödig konnte Red Bull Salzburg die Tabellenführung auf zehn Punkte ausbauen. Einen Großteil dieses Erfolgs geht auf das Konto von Jonatan Soriano, der zwei Tore selbst erzielte und das dritte vorlegte. Das 1:0 resultierte aus einem Fehlpass der Grödiger, der vom Pressing der Bullen provoziert wurde. Abgesehen von diesem individuellen Fehler agierte Tomi Correra in dieser Aktion taktisch jedoch sehr gut. Deshalb wollen wir es uns genauer ansehen.

Die Salzburger locken den Gegner in dieser Situation in eine Pressingfalle. Sie stehen geschlossen hoch und positionieren sich so, dass Tomi (schwarz) nur eine Passoption bleibt, die man dann selbst aber schnell unter sehr großen Druck setzen und letztendlich den Ball erobern kann. Hier ist dies Robert Völkl (weiß), der inmitten von zahlreichen Salzburgern steht, aber wohl nicht das technische Rüstzeug hat, um sich aus einer anschließenden Drucksituation befreien zu können.

Erwähnt sei an dieser Stelle auch das gute Pressingverhalten von Soriano (gelb). Der Spanier hat einerseits Timo Brauer (rot) in seinem Deckungsschatten, belauert aber gleichzeitig den Pass auf den rechten Innenverteidiger, sodass dieser als Anspielstation für den Ballführenden wegfällt. Es bedarf also einer passenden Weitsicht, um diese Situation zu lösen und den Ball länger im eigenen Team zu halten. Tomi besitzt diese strategische Fähigkeit, wie man anschließend sieht.

Tomi täuscht den erwartenden Pass auf Völkl an, woraus die Situation für ihn schlagartig besser wird. Man beachte zum Beispiel, wie schnell sich die Salzburger um diesen zusammenziehen – insbesondere das Zurückrücken von Soriano. Dadurch hat Tomi ein freies Sichtfeld um eine Verlagerung zu spielen. Möglich wäre prinzipiell auch ein kurzer Pass auf Brauer, der sich jedoch unpassend bewegt und weiterhin teilweise im Dunstkreis von Soriano steht.

Würde Brauer in der gleichen Position wie davor stehen, müsste Tomi nicht den schweren direkten Wechselpass – er muss hier aus dem Stand mehr oder weniger über die gesamte Breite des Platzes spielen einen präzisen, gehobenen Pass spielen – versuchen. Erschwert wird das ganze durch die gute Antizipation von Valentino Lazaro (blau), der den Fehlpass abfängt und das Tor einleitet.

Admira Wacker Mödling – SV Josko Ried 1:0, Benjamin Sulimani (28. Minute)

Die Admira dürfte mit dem 1:0-Sieg am vergangenen Wochenende einen großen Schritt in Richtung Klassenerhalt gemacht haben, liegt nun drei Punkte vor Schlusslicht Wiener Neustadt und hat das klar bessere Torverhältnis. Das spielentscheidende Tor wollen wir im Folgenden analysieren, da man aufseiten der Admira eine für sie in dieser Saison unübliche Pressingresistenz und Übersicht erkennen konnte, womit die Schwächen der Rieder Formation gut attackiert wurden.

Hier sieht man die markanten Punkte der Rieder 3-5-2-Grundordnung. Die beiden Spieler auf den zentralen Halbpositionen im Mittelfeld spielen höher als der Sechser Michele Polverino (weiß) und stellen mit den Stürmern ein situatives 3-3-3-1 her. Die beiden Flügelverteidiger stehen sehr breit, weshalb Polverino auf der Zentralachse viel Raum alleine abdecken muss. Die Rieder versuchen daher oft, den Gegner in eine Richtung zu leiten und dorthin kompakt zu verschieben bzw. eine Überzahl herzustellen. Dadurch soll größtmöglicher Druck auf den Ballführenden erzeugt werden, sodass der Ball nicht in die Zone kommt, wo man in Unterzahl ist.

In dieser Szene hat zunächst kein Team klare Kontrolle über den Ball und es entsteht ein Gegenpressing-Schlagabtausch. Die Rieder verengen hier den Raum um Benjamin Sulimani (gelb) sehr schnell, da dieser die nächstliegende Anspielstation für den Ballführenden ist. Polverino verschiebt schnell nach außen, Stefan Lainer (grün) rückt antizipativ ein und Thomas Reifeltshammer (rot) geht nach vorne. Dazu kommt noch zusätzlicher Druck von den rückwärtspressenden Riedern.

Ein Pass auf Sulimani würde also mit hoher Wahrscheinlichkeit in einem Ballverlust der Admira enden. Philipp Malicsek (schwarz) behält hier jedoch die Übersicht, schlägt einen technisch sauberen Haken und dreht damit sein Sichtfeld in den ballfernen Raum, den Ried nicht besetzt und wo Konstantin Kerschbaumer (blau) viel Platz hat. Dieser spielt anschließend einen Steilpass auf Sulimani, der seinem Bewacher enteilt und den umjubelten Siegtreffer erzielt.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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