In dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder  taktischer Feinheiten genau untersucht... Toranalyse zur 4. Runde der tipp3-Bundesliga | Zulj, Elsneg, Berisha

Robert Zulj (SV Ried)In dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder  taktischer Feinheiten genau untersucht und analysiert werden. In der Toranalyse zur 4. Runde nimmt abseits.at die Treffer von Robert Zulj (SV Ried), Dieter Elsneg (SV Grödig) und Valon Berisha (Red Bull Salzburg) unter die Lupe.

SV Josko Ried – SC Wiener Neustadt 1:0, Robert Zulj (32. Minute)

Den Beginn dieser Toranalyse stellt der erste Saisontreffer von Robert Zulj dar. Der 21-Jährige brachte die SV Ried im Spiel gegen den SC Wiener Neustadt in der 32. Minute in Führung. Dennoch reichte es für die Innviertler nicht zu drei Punkten, da Peter Hlinka in der 50. Minute für die Gäste ausglich.

Ausgangspunkt für das Tor ist Zulj (gelb) selbst. Der Angreifer will von der linken Seite flanken, jedoch wird der Versuch von Mario Pollhammer (grün) geblockt. In der Mitte scheinen die Wiener Neustädter alles in Griff zu haben. Jedem Rieder steht mindestens ein Gegenspieler gegenüber. Als zusätzliche Absicherung dienen Manuel Wallner (schwarz) und Matthias Koch (rot). Diese könnten vor allem zweite Bälle und Abpraller rund um den Elfmeterraum absichern. Dennoch wäre es in dieser Szene besser gewesen, wenn nur Wallner diese Aufgabe übernommen hätte, wie sich später herausstellen sollte.

Aufgrund der Tatsache, dass die Wiener Neustädter im Strafraum ohnehin die Majorität  hatten, wäre eine einfache Absicherung ausreichend gewesen. Entscheidender ist aber folgendes: Da sich Koch zunächst zum eigenen Tor orientierte, kann er nach dem Abpraller keinen Druck auf den Ball ausüben. Die Rieder sichern ihren Angriff gut ab und können umgehend einen weiteren Versuch starten. Aufseiten der Gäste bildet sich zudem die gewohnte Unordnung aufgrund des hohen Ballfokus aus. Auch das nutzen die Oberösterreicher gut aus – besonders auf den Außenbahnen.

Rechts lässt sich Thomas Hinum (weiß) fallen und entzieht sich so der Deckung von Christoph Martschinko (blau), der in der gesamten Szene auffällig mittig agiert. Auf der linken Seite bleibt Zulj, der nominell als Zehner bzw. hängende Spitze spielte, auch nach seinem Flankenversuch breit. Der linke Flügelspieler, Clemens Walch (orange), bindet den linken Verteidiger von Wiener Neustadt, sodass eigentlich Pollhammer den späteren Torschützen hätte übernehmen müssen. Der Mittelfeldspieler orientiert sich aber nach vorne und kann Zulj beim Kopfball nicht mehr stören.

FC Red Bull Salzburg – SV Scholz Grödig 0:1, Dieter Elsneg (38. Minute)

Nach den ersten drei Spieltagen stand der SV Grödig überraschend auf Platz zwei der Tabelle. In der vierten Runde gastierte der Aufsteiger bei Red Bull Salzburg und wollte dem Topfavoriten ein Bein stellen. In der 38. Minute gingen die Grödiger sogar in Führung, denn Dieter Elsneg traf per Fallrückzieher. Doch nicht nur deshalb lohnt es sich dieses Tor genauer unter die Lupe zu nehmen.

In den bisherigen Spielen konnte man aufseiten der Salzburger vor allem einen Fortschritt im Pressing erkennen. Es zeigt sich kompakter und ist daher gerade gegen individuell schwache Gegner – also auch Grödig – ein extrem gutes Mittel. Im obigen Bild erkennt man den Großteil der 4-1-3-2-Pressingformation, die die Salzburger so hoch wie möglich aufziehen wollen. So wird Mario Leitgeb (orange) sowohl von vorne – Kevin Kampl (schwarz) – als auch hinten – Jonathan Soriano (weiß) attackiert – und muss schnell in die Mitte spielen.

Genau dorthin wollten die Salzburger das Spiel lenken. Der Ballführende wird umgehend von allen Seiten unter Druck gesetzt. Stefan Ilsanker (rot) attackiert von hinten, Jakob Jantscher (grün) rückt vom Flügel ein. Dadurch bekommt Robert Strobl (blau) auf der linken Seite enorm viel Platz, was die Gastgeber jedoch in Kauf nehmen, da sie sich sicher sind, dass den Ball erobern.

Der ballführende Grödiger hat auch Probleme damit, das Leder ordentlich zu verarbeiten und es scheint daher auch unwahrscheinlich zu sein, dass die Gäste in dieser Szene das Prinzip des Nadelspielers bewusst ausspielten. Nichtsdestotrotz kommt der Ball auf die freie Außenbahn und der Aufsteiger kann den Vorteil, das agierende Team zu sein, ausspielen.

FC Red Bull Salzburg – SV Scholz Grödig 3:1, Valon Berisha (83. Minute)

Red Bull Salzburg ließ sich vom Rückschlag aber nicht unterkriegen und gewann die Partie letztlich doch deutlich mit 4:1. Dem zwischenzeitlichen 3:1 durch Valon Berisha wollen wir uns nun genauer widmen.

Hier sieht man, dass die Grödiger in der Abwehr aufgrund des Herausrückens von Ione Cabrera (rot) nur mehr zu dritt stehen. Das hat zur Folge, dass Kampl (blau) auf der rechten Seite enorm viel Platz hat. Linksverteidiger Strobl kann nicht rausrücken, weil er so das Zentrum für Berisha (gelb) freigeben würde und der Norweger steil geschickt werden könnte. Auch der zweite Innenverteidiger, Dominique Taboga (weiß), kann nicht beliebig weit nach links schieben, da er an seinen direkten Gegenspieler gebunden ist. So können die Hausherren das Spiel in aller Ruhe auf Kampl verlagern.

Berisha ist mittlerweile aus dem Zentrum nach halbrechts zwischen Innen- und Außenverteidiger gelaufen und hat Taboga aud dem Abwehrzentrum rausgezogen. In der Mitte hat Cabrera wieder seine ursprüngliche Position eingenommen, der Abstand zu seinem Nebenmann ist aber dennoch groß. In diesen Zwischenraum will Florian Klein (grau) gehen. Zwar scheint dieser Lauf des Rechtsverteidigers zunächst unnötig, da er nicht anspielbar wäre, jedoch öffnet er damit den Raum für den ballführenden Kampl, der erst spät von den Grödigern angegriffen werden kann.

Der Slowene zieht nach innen und nutzt die fehlende Abstimmung zwischen Taboga und Leitgeb (orange). Letzterer will offenbar ein Zuspiel auf den technisch starken Sadio Mane in seinem Rücken um jeden Preis verhindern und stellt den Passweg auf diesen zu anstatt Kampl zu attackieren. Taboga wird indes von zwei Gegenspielern beschäftigt und rückt erst spät raus. Klein bricht seinen Vorstoß ab und dreht ab, während Berisha anschließend hinter die Abwehr geht. Den Steilpass verwertet der 20-Jährige schließlich sicher.

Bildquelle: http://www.laola1.tv/

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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