Im Sonntagsspiel empfing Red Bull Salzburg die Wiener Austria und wollte mit einem Sieg den Rückstand auf den aktuellen Tabellenführer verkürzen. Vor rund 15.000... Zentrales Umschaltspiel dominiert – Salzburg und Austria trennen sich torlos

Im Sonntagsspiel empfing Red Bull Salzburg die Wiener Austria und wollte mit einem Sieg den Rückstand auf den aktuellen Tabellenführer verkürzen. Vor rund 15.000 Zuschauern in der Red Bull Arena trennten sich die beiden Teams in einem höhepunktarmen Spitzenspiel 0:0, bei dem in erster Linie das zentrale Umschaltspiel ins Auge stach.

Der amtierende österreichische Doublesieger musste in der letzten Runde eine empfindliche 1:3-Niederlage bei der SV Ried hinnehmen, aufgrund derer der Rückstand auf die Wiener, die mit derselben Torverteilung Mattersburg schlugen, auf fünf Punkte anwuchs. Versprochen hat man sich von diesem Spiel deshalb viel. Gemessen an dieser Erwartungshaltung war der Ausgang allerdings enttäuschend.

Dibons Startelfdebüt und Sorianos Blitzcomeback

Aufseiten der Gastgeber gab es verglichen mit der letztwöchigen Niederlage zahlreiche Veränderungen. Die Innenverteidigung musste Trainer Roger Schmidt aufgrund der Sperre von Franz Schiemer und der Kniebeschwerden von Martin Hinteregger komplett umstellen. So kam Christopher Dibon zu seinem Startelfdebüt für die Bullen und postierte sich neben Isaac Vorsah, der selbst gerade von einer Verletzung zurückkam.

Weiters konnte Schmidt auch wieder auf Kevin Kampl im Mittelfeld zurückgreifen, was hinsichtlich der Flexibilität des Slowenen sehr wichtig war, denn der 22-Jährige nahm eine Schlüsselposition ein. Am überraschendsten war aber die schnelle Genesung von Jonathan Soriano, denn der Torjäger zog sich erst kürzlich einen Bänderriss im Knöchel zu. Mit seiner Hereinnahme wechselte Sadio Mané wieder auf den rechten Flügel, was zusammen mit der Aufstellung von Christoph Leitgeb und Valon Berisha als Doppelacht, die stärkste Offensivbesetzung bedeutete.

Kreatives FAK-Zentrum

Auch FAK-Coach Peter Stöger musste empfindliche Ausfälle verdauen, denn mit Kaja Rogulj und James Holland fehlten zwei Stabilisatoren in der Defensive aufgrund von Sperren. Ersetzt wurden die beiden von Lukas Rotpuller und Florian Mader, dessen Hereinnahme eine offensive und ballbesitzorientierte Spielweise implizierte. Denn davor positionierten sich mit Alexander Gorgon, Marko Stankovic, Dare Vrsic und Tomas Jun durchgehend offensivausgerichtete Mittelfeldspieler.

Von der dadurch entstandenen 4-1-4-1-Formation erwartete sich Stöger, dass sie oft in ein 4-3-3 übergeht und der Gegner angetrieben vom passstarken Mittelfeld unter Druck gesetzt wird. Allerdings konnten die Spieler seine Erwartungen nicht erfüllen, wodurch Stürmer Philipp Hosiner meist in der Luft hing. Er ließ sich zwar ein ums andere Mal zurückfallen oder wich auf die Seite aus, wurde dabei allerdings von Dibon energisch verfolgt und quasi aus dem Spiel genommen.

Beide Teams ballsicher

Zwar funktionierte die Anbindung des Angreifers über weite Teile der Begegnung nicht, dennoch sah man den Gästen an, dass sie einen klaren Plan beim Herausspielen verfolgten. Selbst unter höchsten Druck, der auf das gute Gegenpressing der Salzburger zurückzuführen ist, schlugen die Veilchen den Ball nicht blind ab, sondern kombinierten sich aus diesen heiklen Situationen erfolgreich heraus – ein Zeichen, wie selbstbewusst die Favoritner derzeit sind.

Ein Beispiel dafür war etwa die 43. Minute, als sie den Ball im linken defensiven Halbfeld behaupteten und dann per Seitenwechsel Alexander Gorgon eingesetzt wurde. Der Flügelspieler nutzte die Freiheiten am ballfernen Flügel, die vom Pressing der Bullen herrührten, um in die Mitte zu flanken, wo Andreas Ulmer nur knapp einem Eigentor entging. Aber auch die Hausherren zeigten sich – vor allem im Mittelfeld – überaus ballsicher, allerdings waren sie nicht derart unter Druck wie die Austrianer und verloren den Faden je näher sie dem Tor kamen.

Zentrales Umschaltspiel dominiert

Das Spiel lebte generell von Umschaltmomenten durch das Zentrum, was logische Gründe hatte. Beide Mannschaften agierten in dergleichen Grundformation, weswegen es im jeweiligen defensiven Mittelfeld zu eins-gegen-zwei-Situationen kam und dem Gegner so leichter der Ball abgenommen werden konnte. Zwar bot die Austria mit Mader gegenüber den Mozartstädtern, bei denen Stefan Ilsanker den Sechser gab, den spielstärkeren Spieler auf, dennoch waren sie das bessere Umschaltteam. Dies lag daran, dass es Berisha besser gelang die Verbindungen zwischen den Linien herzustellen.

Während Leitgeb und Stankovic in etwa den gleichen Schwerpunkt hatten, positionierte sich der Norweger verglichen mit Vrsic, der manchmal auch zu Hosiner aufrückte, tiefer. Dadurch konnte er Ilsanker entlasten und selbst das Spiel ankurbeln, während Vrsic und Stankovic stärker von ihren Mitspielern abhängig waren. Ein Blick auf die Statistik verdeutlicht dies: Berisha hatte nach der ersten Halbzeit 93% der Ballkontakte von Ilsanker; Vrsic (63%) und Stankovic (72%) einen deutlich niedrigeren Anteil jener von Mader.

Leitgebs Ausfall hat positive Wirkung

Dieser Effekt verstärkte sich nach der verletzungsbedingten Auswechslung von Leitgeb. Für den ÖFB-Teamspieler kam Georg Teigl, wodurch Kampl nun weiter innen zum Zug kam. Dieser verkörpert ein dynamischeres, direkteres und laufintensiveres Spiel als Leitgeb und beschäftigte Mader dadurch mehr. Folglich bekam auch Stankovic gegen Berisha mehr zu tun und die Räume im Zentrum wurden vergrößert. Die Offensive der Austria war nun noch stärker abgeschnitten und die Bälle wurden von den Bullen schneller retourniert. Zudem sorgte die offensive, linkslastige Ausrichtung von Kampl dafür, dass nun auch die Außenspieler stärker eingebunden waren.

Dies war die attraktivste und intensivste Phase des Spiels, in der die Austria mit Zweikampfhärte entgegenhielt. Sie streuten einige strategische Fouls ein und behielten in eins-gegen-eins-Duellen meist die Oberhand. Während Mané (5:7), Kampl (5:10) und Teigl (0:6) nach den ersten 45 Minuten durch die Bank auf negative Zweikampfbilanzen zurückblickten, überragte auf Gästeseite vor allem Markus Suttner, der neun seiner elf Zweikämpfe gewann.

Zähe zweite Halbzeit

In der zweiten Halbzeit zeichnete sich immer mehr ab, dass die Wiener Austria mit dem Punktegewinn offenbar zufrieden war. Die FAK-Akteure positionierten sich bewusst tief, wodurch die oben erwähnten Räume zwischen den Linien wieder zusammengezogen wurden. Aufgrund der engen Ketten waren die Red Bull-Achter isoliert und von den Außenpositionen kamen zu wenig Ideen. Zwar liefen die Außenverteidiger und Flügelspieler den gegnerischen Defensivblock immer wieder diagonal an, drehten dann aber wieder ab, passten zurück oder gaben ungefährliche Weitschüsse ab. Auch den 14 Flanken fehlte die Präzision und so stellten in der Schlussphase lediglich drei Chancen aus Standardsituationen den Tabellenführer vor Schwierigkeiten. Letztlich war es Torhüter Heinz Lindner, der mit drei Glanztaten in den letzten Minuten, den Abstand zu den Salzburgern konstant hielt.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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