Rekordnationalspieler, Herzl, Alpenmaradona. Viele Titel hat der 1968 geborene Wiener Andreas Herzog, zurzeit Co-Trainer von Jürgen Klinsmann bei der Nationalmannschaft der USA und Trainer... Kein typischer Spielmacher: Ein Rückblick auf Andi Herzogs Karriere

Andreas HerzogRekordnationalspieler, Herzl, Alpenmaradona. Viele Titel hat der 1968 geborene Wiener Andreas Herzog, zurzeit Co-Trainer von Jürgen Klinsmann bei der Nationalmannschaft der USA und Trainer der U-23. Er ist neben Hans Krankl eines der Aushängeschilder des SK Rapid, für den er insgesamt 174 Spiele und 37 Tore erzielte. Sein Vater spielte für die Admira aus Mödling, für die er selbst bald die Schuhe schnürte, ehe er mit 14 abgeworben wurde, wo er ein Jahr jünger als seine Kollegen in der U16 war. Der Mittelfeldspieler weitete seine Karriere aus, ging von Rapid 1992 zu Werder Bremen, wo er deutscher Meister und Pokalsieger wurde. Ein Jahr bei den Bayern war ihm genug, obwohl er dort den UEFA-Cup gewann. Er spielte weitere Jahre bei Bremen, bis er 2002 Deutschland verließ und zu seinem Verein, der ihm das Profigeschäft ermöglichte, zurückkehrte und ein letztes Jahr dran hing. 2004 wechselte er zu L.A. Galaxy, wo er seine Karriere ausklingen ließ.

Andi Herzog, der Spielmacher?

Andreas Herzog ist einer dieser Spieler, der die 10 trug, und damit automatisch in die Kategorie Spielmacher eingestuft wurde. Dabei war er dies eigentlich ganz und gar nicht. Zwar wurde er vor allem zu Beginn seiner Nationalmannschaftskarriere (und auch bei den Bayern) halblinks zentral im Mittelfeld eingesetzt, jedoch agierte er selten spielmachend. Vielleicht kam er bei den Bayern auch wegen der falschen Position nie so zur Geltung, wie er dies bei Bremen tat.  Er nahm kaum am Spielaufbau teil und war nicht der Ballverteiler. Herzog hatte vielmehr die Rolle als hängende Spitze inne, vor allem bei Werder Bremen konnte er seine Stärken hier am besten entfalten. Seine Schwächen im Zweikampf waren zudem hinderlich im sehr physisch geprägten mitteleuropäischen Spiel von damals, sodass er für die Bayern nicht viele besonders gute Partien im Mittelfeld absolvierte.

Dynamik und das Lösen von engen Situationen

Eigentlich ist Andreas Herzog vom Spielertyp her wahrscheinlich das Ähnlichste, was Österreich in Sachen Messi zu bieten hat. Herzog war ein richtiger Nadelspieler, der sich mit seiner hervorragenden Technik in engen Räumen gut mit dem Ball zu bewegen wusste und diese Engen immer wieder mit Mitnahmen in den Raum aufzulösen vermochte.

Bei Herzog drehte sich überhaupt alles um Dynamik, er suchte stets diese zu erzeugen und konnte dies aus unterschiedlichen Situationen heraus. Als hängende Spitze bekam er den Ball oft mit dem Rücken zum gegnerischen Tor gewandt, durch sein gutes Umblickverhalten und dem Körperkontakt mit dem Gegner spielte er diesen jedoch oft schon mit einer Mitnahme in die richtige Richtung aus. Auf diese Mitnahmen folgten oft ein, zwei dynamische Schritte und Herzog hatte einen Angriff eingeleitet und konnte mit seinen Dribblingfähigkeiten oft noch weitere Gegner stehen lassen. Durch seinen strammen Körper konnte er die Bälle gegen knochenharte Verteidiger gut behaupten.

Eine andere Art Herzogs Dynamik zu erzeugen waren Doppelpässe. Dieses Mittel wählte er vor allem wenn er halblinks im Mittelfeld spielte. Er wartete auf das Attackieren des Gegners, damit dieser Raum hinter ihn ließ. Durch einen schnellen Doppelpass bekam Herzog den Ball in diesem Raum wieder und bespielte diesen dynamisch, konnte so Geschwindigkeit für Dribblings aufnehmen und leitete so oft Toraktionen ein.

Interessant ist vor allem, dass Herzog sich selbst jedoch eher in Situationen anbot, in denen es nur wenig Tempo gab. Oft wich er sogar auf die Flügel aus um am Fuß angespielt zu werden und ließ sich dort isolieren. Dass er am Fuß angespielt wurde gab ihm stets die Möglichkeit, den Ball eng zu führen und eine Aktion des Gegners abzuwarten. Oft reichte nur ein falscher Schritt und Herzog, zuerst an der Seitenlinie stehend, nahm Dynamik auf und zog vorbei. Oft spielte er auch Pässe für in die geschaffenen Räume nachrückenden Mitspieler, dieses Stilmittel ähnelt Barcelonas „la pausa“:

Seine ebenfalls formidable Schusstechnik mit seinem starken linken Fuß machten ihn zu einem gefährlichen Freistoß und Mitteldistanzschützen, was er am 6. September 1997 eindrucksvoll gegen Schweden in der WM- Qualifikation bewies.

Fazit

Andi Herzog war kein Strippenzieher im Mittelfeld, selbst wenn dies gern so dargestellt wird. Er wäre in heutiger Zeit wahrscheinlich eine tolle Besetzung für die falsche Neun, würde wahrscheinlich aber im viel verwendeten 4-2-3-1 als Zehner hinter der Sturmspitze spielen, so wie er dies meistens auch bei Bremen im 4-4-1-1 tat. Andi Herzog wurde bei den Bayern leider falsch eingesetzt, sodass er dort nie richtig zur Geltung kam. Dies verhinderte vielleicht seinen endgültigen Durchbruch in den europäischen Spitzenfußball. Bei der WM 1998 war er dann bereits 30 Jahre alt und wurde auch aufgrund Prohaskas übertriebener Sicherheits-Strategie nur selten eingesetzt. So wurde Andi Herzog zwar einer der besten Fußballer Österreichs, blieb jedoch wahrscheinlich sogar unter seinem großen Potential.

David Goigitzer, abseits.at

David Goigitzer

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