Heute Abend trifft unser Nationalteam unter Übergangstrainer Willi Ruttensteiner in Baku auf Aserbaidschan. Die Mannschaft von Berti Vogts liegt im FIFA-Ranking derzeit auf Rang... Mit zwei Legionären ins Duell mit Österreich: Das ist die Mannschaft von Aserbaidschan!

Heute Abend trifft unser Nationalteam unter Übergangstrainer Willi Ruttensteiner in Baku auf Aserbaidschan. Die Mannschaft von Berti Vogts liegt im FIFA-Ranking derzeit auf Rang 97, ex aequo mit Saudi-Arabien und damit zwanzig Plätze hinter der ÖFB-Auswahl. Die letzten beiden Länderspiele bestritt das Team erfolgreich: Auf einen 3:2-Erfolg gegen Kasachstan folgte immerhin ein 1:1 gegen Belgien.

Das Team aus Vorderasien ist jedoch weitestgehend unbekannt. Berti Vogts berief für das Länderspiel gegen Österreich zwei Legionäre ein und ließ in den letzten Monaten stets mit einem 4-2-3-1 oder Abwandlungen davon spielen. So praktizierte das Team gegen Deutschland (1:3-Heimniederlage) ein 4-1-4-1, in einem Testspiel gegen Mazedonien (0:1-Heimniederlage) ein 4-4-1-1. Die Chefrollen in der Mannschaft sind klar verteilt, ebenso wie die Grundausrichtung. Aserbaidschan setzt auf Laufstärke, taktische Disziplin und Kampf, wird auch heute gegen Österreich versuchen durch diese Tugenden ins Spiel zu finden.

Starker Torhüter

Der Torhüter des Teams ist Kamran Agayev (25), der mit 27 Länderspielen in den letzten drei Jahren als unumstrittene Nummer Eins zu bezeichnen ist. Der Keeper von Vizemeister Xazar-Lankaran gilt als starker Rückhalt, der bereits in Spielen wie dem 1:3 gegen Deutschland einen guten Job machte. Abwehrchef der Aserbaidschaner ist der 68-fache Teamspieler Rashad Sadigov (29), der aufgrund seiner früheren Auslandsengagements bei den türkischen Vereinen Kayserispor, Kocaelispor und Eskisehirspor als einer der erfahrensten Spieler des Teams gilt. Der 29-Jährige ist zwar nur 177cm groß, gilt aber als guter Zweikämpfer und Organisator, der aber auch Probleme mit höherem Tempo bekommen kann. Neben ihm darf man Vurgun Hüseynov (23) erwarten, der sich erst vor kurzem im Nationalteam etablieren konnte, sich in seinen ersten Spielen allerdings sehr nervös und fehleranfällig präsentierte.

Freiburg-Legionär als Außenverteidiger

Einer der großen Hoffnungsträger des Teams ist der in Deutschland geborene Ufuk Budak (21), der für die zweite Mannschaft des SC Freiburg spielt und im August im Nationalteam debütierte. Auch gegen Österreich ist ein Einsatz des Linksverteidigers wahrscheinlich, auch wenn er auf dieser Position mit Elnur Allahverdiyev (27) einen durchaus etablierten Konkurrenten hat. Allahverdiyev spielte zuletzt in der Meisterschaft für Xazar-Lankaran stark, muss dafür aber auf eine sehr schwache EM-Qualifikation zurückblicken. Beim 1:1 gegen Belgien spielte Allahverdiyev links, beim 3:2 über Kasachstan war es Budak. Auf der rechten Abwehrseite ist Mahir Sükürov (28) gesetzt, der 53 Länderspiele auf dem Buckel hat und beim aserbaidschanischen Klub Qabala, der vom englischen Ex-Internationalen Tony Adams trainiert wird, gesetzt ist. Sükürov spielte im Vorjahr noch in Russland für den heutigen Mäzen-Klub Anzhi Makhachkhala, bei dem nach den jüngsten Investitionen in Superstars kein Platz mehr für den routinierten, offensiv starken Verteidiger war.

Sehr defensives Mittelfeld

Der defensivste Mittelfeldspieler ist Rail Malikov (25), der letzte Saison mit Neftchi Baku Meister in Aserbaidschan wurde und eigentlich ein gelernter Innenverteidiger ist. In Rückwärtsbewegung nimmt er quasi die Position eines altmodischen Vorstoppers ein. Der 37-fache Teamspieler ist allerdings kein Spieler, den man als alleinigen defensiven Mittelfeldspieler aufbieten sollte – er braucht auf der defensiven Position einen Nebenmann. Dieser Nebenmann könnte der dynamische, laufstarke Rahid Amirguliyev (22) sein – ein Spieler, den man schon mal öfter überspielen muss, um endgültig an ihm vorbeizukommen. Vor einigen Jahren halt Amirguliyev als Shootingstar des aserbaidschanischen Fußballs, im Alter von 17 Jahren wurde er in der Liga bei seinem Klub Xazar-Lankaran, übrigens aktueller Tabellenführer, Stammspieler, ein Jahr später debütierte er im Nationalteam. Sein Konkurrent auf dieser Position ist Neftchi-Baku-Mittelfeldspieler Ruslan Abisov (23), der körperlich robuster ist als Amirguliyev, allerdings laufschwächer.

Cavadov als bester Fußballer des Teams

Den beiden defensiven Mittelfeldspielern vorgelagert ist der routinierte Aleksandr Chertoganov (31), ein 40-facher Teamspieler und Mittelfeldstratege, der in der Ukraine geboren wurde und aktuell für Qabala spielt. Er soll die Schnittstelle zwischen Defensive und Offensive herstellen, die früher Ex-Rekordnationalspieler Aslan Karimov herzustellen versuchte, allerdings ein wesentlich defensiverer, unmoderner zentraler Mittelfeldspieler war. Im rechten Mittelfeld ist seit neuestem Afran Ismayilov (22) gesetzt. Interessanterweise ist der Flügelspieler bei seinem Klub Qarabaq nicht gesetzt, im Nationalteam seit fünf Spielen schon. Allerdings war er dort aufgrund von schwachen Leistungen auch jeweils der erste „Auswechsler“. Mit Gefahr über die rechte Seite ist also kaum zu rechnen. Anders sieht dies auf der linken Seite aus: Dort spielt nämlich mit Vaqif Cavadov (22) der wohl beste Fußballer des Teams. Der mittlerweile 36-fache Teamspieler debütierte im Alter von 16 Jahren im Nationalteam, spielte damals für die Jugend von ZSKA Moskau. Nach einem dreijährigen Gastspiel in der aserbaidschanischen Liga für Qarabaq wechselte Cavadov (oft fälschlicherweise als Javadov bezeichnet) zum FC Twente, wo er allerdings kein Pflichtspiel absolvierte. Mittlerweile spielt er in der russischen Premier Liga mit Volga Nizhni Novgorod gegen den Abstieg, ist bei seinem Klub allerdings nur Ersatzspieler. Im Team ist Cavadov gesetzt…

Aufstrebender Aliyev Solospitze

Die Solospitze im System von Berti Vogts ist Rauf Aliyev (22), ein hart arbeitender Angreifer, der in den letzten Jahren zu viele Chancen vergab, mittlerweile allerdings ein regelmäßiger Torschütze für Klub und Nationalteam ist. In den letzten beiden Länderspielen gegen Belgien und Kasachstan traf Aliyev je einmal. Es waren seine ersten beiden Länderspieltore, mit Sicherheit aber nicht seine letzten, zumal man in letzter Zeit eine neu entdeckte Dominanz des 22-jährigen Offensivmannes im Strafraum beobachten konnte. Er sucht sehr schnell den Abschluss und gilt bei 183cm Körpergröße auch als kopfballstark. Sein Ersatzmann wäre der in Serbien geborene Branimir Subasic (29), der jedoch aufgrund von Verletzungspech im Sommer noch nicht hundertprozentig auf der Höhe ist. Fußballerisch wäre der 24-fache Teamspieler mit Sicherheit eine Bereicherung für das Team, sein Einsatz von Beginn an ist jedoch unwahrscheinlich.

Noch kein Treffer gegen Österreich

Das aserbaidschanische Nationalteam konnte gegen Österreich in bisher drei Aufeinandertreffen noch kein Tor erzielen. Bei zwei Niederlagen und einem Unentschieden lautet die Tordifferenz 0:5. Die heimische Liga konnte sich in den letzten Jahren durchaus weiterentwickeln und auch wenn die Klubs im Europacup keine nennenswerten Erfolge feiern konnten, war keiner der internationalen Teilnehmer Kanonenfutter für seine Gegner. Das Nationalteam bleibt in letzter Zeit dennoch stecken, zumal die Klubs immer mehr Legionäre kaufen, selbst stärker werden, dennoch zu wenige Aserbaidschaner einsetzen. Meister Neftchi Baku hat neun Legionäre angestellt, davon vier Brasilianer, die allesamt Stammspieler sind. Im Angriff hat das Team mit dem mittlerweile 33-jährigen Emile Mpenza auch einen ehemaligen Star von internationalem Format. Der Kader von Vizemeister Xazar-Lankaran zählt elf Legionäre, ebenso wie die Teams von Qabala und Kapaz Ganca. Die aserbaidschanischen Talente kommen zu wenigen Spielen, werden zudem (noch) nicht so professionell ausgebildet, dass sie schon in sehr jungen Jahren die Aufmerksamkeit größerer internationaler Klubs auf sich ziehen. Die Fußballexporte der 14- bis 18-Jährigen sind daher ebenfalls rar – vier junge Aserbaidschaner spielen in Deutschland, einer in England für die Reserveelf des FC Everton.

Fast nur ausländische Torjäger in der Liga

Ein Sinnbild dafür wie schwierig es für aserbaidschanische Fußballer ist, in ihrer eigenen Liga Fuß zu fassen, ist ein Blick auf die Torschützenliste der vergangenen Saison 2010/11. Unter den 18 besten Torschützen (Spieler mit fünf Saisontoren oder mehr) sind nur zwei Einheimische. Torschützenkönig wurde der Georgier Giorgi Adamia vor dem Usbeken Bakhodyr Nasimov und dem Brasilianer Flavinho…

Voraussichtliche Aufstellung von Aserbaidschan: Agayev – Sükürov, Sadigov, Hüseynov, Allahverdiyev – Malikov, Abisov – Ismaiylov, Chertoganov, Cavadov – Aliyev.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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