Es ist nicht einfach, ein Fußballspiel zu leiten. Selbst der ambitionierteste Fan, der „Foul!“ „Elfer!“ oder „Abseits!“ schreit, muss sich oftmals eingestehen, dass der... Pfeifen mit der Pfeife? – Zur Lage der Schiedsrichter in Österreich

Es ist nicht einfach, ein Fußballspiel zu leiten. Selbst der ambitionierteste Fan, der „Foul!“ „Elfer!“ oder „Abseits!“ schreit, muss sich oftmals eingestehen, dass der Schiedsrichter recht hatte. Liegt der Spielleiter daneben, weiden es die Kommentatoren aus, selbst wenn die Erkenntnis erst aus der fünften Kameraperspektive in Superzeitlupe beweisbar ist.

Dass einige Herren mit den Karten teilweise Spiele für den Beobachter absichtlich in gewisse Richtungen leiten und sich dann auf „Ermessungsspielraum“ und „Perspektiven“ berufen, soll nicht zur Debatte stehen. Es ist schlichtweg nicht beweisbar, ob Person A der Mannschaft B oder C einen Vorteil verschaffen will, egal wie fuchsteufelswild dies gerne von Trainern und auch Spielern behauptet wird. Es gilt die alte Weisheit, dass Irren menschlich ist. Und welcher Stürmer ginge denn ernsthaft zum Linienrichter und meint, er wäre im Abseits gestanden und man möge das Tor bitte aberkennen. Gerade die Fehler machen das Spiel Fußball faszinierend und meist sind es doch die Mannschaften, die sich am ehesten aufregen, die durch haarsträubende Abwehrfehler oder eklatante Torschusspanik verlieren. Doch gerade in Liga 2, der Heute-für-Morgen-Liga, herrscht derzeit der Eindruck, dass die Männer in Schwarz vor allem eines sind – arrogant.

Schiedsricher bei der Arbeit

„Referees at work“, die ausgezeichnete Dokumentation über Schiedsrichter während der Europameisterschaft 2008 in Österreich und der Schweiz, offenbarte Einblicke in eine Welt, die den meisten Fußballfans verborgen bleibt. Wer nicht das Glück hat, einen Spielleiter persönlich zu kennen, weiß meistens gar nicht, wie deren Arbeit aussieht. Die meisten Spitzenreferees, etwa auch Konrad Plautz, lange Jahre Österreichs Bester, präsentieren sich als introvertierte Männer mit starkem Gerechtigkeitssinn. In der Glamourwelt des Fußballs, die voll von Raunzern, sterbenden Schwänen und Selbstdarstellern ist, eine schwierige Aufgabe, die eigene Persönlichkeit richtig einzusetzen. In der ersten Liga gab es nun immer öfter den Vorwurf, die Referees würden sich gerne durch arrogantes Auftreten Respekt verschaffen. Die Oberösterreichischen Nachrichten baten deshalb zum runden Tisch mit Manuel Schüttengruber, Dietmar Drabek, Walter Schachner, Thomas Weissenböck und Stefan Reiter.

Arroganz oder Notwendigkeit?

Manuel Schüttengruber spricht gleich Eingangs des Interviews eine interessante Tatsache an: „Ich habe die Gelben Karten und wenn ihr mir nicht zuhört, dann zeige ich sie.“ Diese Aussage zielt auf die jungen Pfeifenmänner ab, die meist jünger sind, als die Führungsspieler der Mannschaften. Sie wollen sich Respekt verschaffen, indem die gelbe Karte recht locker sitzt. Die konsequente Regelauslegung rührt von den Beobachtern her, die die Jungreferees unter Druck setzen. In großen Spielen braucht es das berühmte „Fingerspitzengefühl“. Dieses kommt aber eben erst im Laufe der Jahre und wenn ein Foul, welches mit Gelb zu ahnden ist, nicht bestraft wird, bekommen die Spielleiter selbst Probleme. Trainer und Spieler nehmen an, dass diese harte Auslegung Arroganz darstellt. Ob dies tatsächlich so ist oder an der pädagogischen Leitung des Verbandes liegt, liegt im – Achtung! – „Ermessensspielraum“.

Österreichisches Suderantentum

Dietmar Drabek spricht einen weiteren interessanten Punkt an – das Sudern. Bei den vielen internationelen Spielen, die er leiten durfte, bemerkte er, dass diese Mannschaften fair spielen. „Nirgendwo wird mehr gejammert, als in Österreich.“ – eine starke Ansage an Spieler und Trainer, obschon zugegen werden muss, dass Österreichs Trainer nicht die einzigen sind, die regelmäßig auf einen – letzten Endes sinnlosen – Plausch zum vierten Offiziellen vorbeischauen. Die Spieler allerdings seien hier auch von Beobachterseite her in die Pflicht zu nehmen. Dienstag und Mittwoch dürfen Spieler betrachtet werden, die nach einem nicht gegebenen Foul einfach aufstehen und weiter spielen. Wie das oftmals in Österreich gehandhabt wird, darf nun jeder für sich selbst bewerten.

Neben den Besetzungen sprachen sich auch alle Teilnehmer der Diskussion für eine Hilfe für die jungen Spielleiter aus – Die Schiedsrichter über 45 sollen die jungen Männer als vierte Offizielle unterstützen. Blau Weiß Linz-Trainer Weissenböck erinnerte zum Anschluss noch an Grundsätzliches: „Man soll nicht wegen jedem Schmarrn Gelb geben.“

Georg Sander, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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