Der FC Liefering ist drauf und dran, den Meistertitel in der Sky Go Erste Liga einzufahren. Sieben Runden vor Schluss liegt man sechs Punkte... Dynamik pur: Darum ist der FC Liefering in der Sky Go Erste Liga auf Titelkurs

FC Liefering Wappen LogoDer FC Liefering ist drauf und dran, den Meistertitel in der Sky Go Erste Liga einzufahren. Sieben Runden vor Schluss liegt man sechs Punkte vor dem SV Mattersburg. Aufsteigen darf man jedoch nicht, da man de facto das Amateurteam von Red Bull Salzburg ist. Dementsprechend ist auch der Spielstil ausgelegt, das heißt: aggressives Pressing, viel Umschaltmomente und jede Menge Dynamik. abseits.at blickt in diesem Artikel auf die Hintergründe und Ursachen für den Erfolg.

Die Maßnahmen von Red Bull sind für viele sehr umstritten. Doch so groß die Kritik – vor allem von Fußball-Romantikern – ist, so unbestritten ist der positive Einfluss auf die taktische Weiterentwicklung im österreichischen Fußball. Einerseits bringt man neue taktische Trends ein, andererseits entspringen der Akademie immer wieder große Talente. Die Nachwuchsnationalteams werden geradezu überschwemmt.

Riesiger 45-Mann-Kader im Schnitt 19,3 Jahre alt

Das aktuellste Beispiel der Salzburger Talentschmiede ist Konrad Laimer, den Adi Hütter als Prototyp des angestrebten Spielstils sieht und der trotz seiner Jugend taktisch sehr weit ist. Auch die 20-jährigen Felipe Pires und Benno Schmitz fanden in der laufenden Saison den Weg in die Bundesliga, wo sie sich auf Anhieb gut zurechtfanden. Die nächsten vielversprechenden jungen Spieler stehen schon in den Startlöchern.

Insgesamt standen in der laufenden Spielzeit bereits 45 verschiedene Spieler auf den Spielbögen der Lieferinger – eine unglaublich hohe Zahl. Noch kurioser ist das Durchschnittsalter von lediglich 19,3 Jahren. Nicht umsonst bezeichnete Ralf Rangnick den FC Liefering als Quasi-U19-Mannschaft. Die Jugend der Spieler bringt ohne Frage Risiken mit sich, insbesondere hinsichtlich der Erfahrung. Andererseits nutzen die Lieferinger die besonderen Vorteile von jungen Spielern sehr gezielt aus.

Dynamik als Mittel gegen individuelle Mängel

Einerseits sind junge Spieler noch sehr lernfähig, was für das angestrebte umschaltfokussierte Spiel sehr wichtig ist. Der Reiz, sofort nach Ballverlusten nachzusetzen, kann dementsprechend leichter gesetzt werden als bei Spielern, die jahrelang einer anderen Spielphilosophie nachgingen. Dass die taktischen Abläufe dabei meist nicht einwandfrei, teilweise sogar richtig chaotisch sind, ist in der Sky Go Erste Liga weniger ein Problem.

Lieferings Balleroberungen (Dreiecke) und Fouls (Fünfecke) gegen den SV Horn

Die Gegner sind meist individuell, vor allem in puncto Technik, schwach. Außerdem sind die Rasen der Stadien nicht selten schlecht beschaffen, was eine saubere Ballverarbeitung schwierig macht. Genau das macht sich der FC Liefering zunutze. Es spielt kaum eine Rolle, ob die erste Pressingwelle abgesichert ist oder nicht, der hohe ballnahe Druck reicht aus, um den Gegner vom Ball zu trennen.

Neben dem Impuls, offensiv zu handeln, braucht es für das aggressive Spiel der auch entsprechend schnelle und wendige Spieler. Auch hier bieten junge Spieler meist Vorteile. Die Spieler, die Liefering bzw. Red Bull verpflichtet, haben meist ein ähnliches Profil, sind eher klein und dynamisch. Sie agieren kleinräumig, das heißt sie bieten sich dem Ballführenden nahe an und spielen fast ausschließlich kurze Pässe. Andererseits sind sie auch beweglich genug um unpräzise Pässe vom Gegner „wegzuspitzeln“, wo größerer Spieler aufgrund ihrer körperlichen Veranlagung zu statisch wären.

Ein nicht zu vernachlässigender Punkt ist zudem die höhere Fitness und geringere Verletzungsanfälligkeit von jungen Spielern. Die Folge dieser Kombination sieht man in der nebenstehenden Grafik: Liefering hat enorm viele Balleroberungen und Fouls in der gegnerischen Hälfte. Außerdem erkennt man den Trend, den Gegner auf die Seite zu lenken, wo er aufgrund der Seitenlinie einen eingeschränkten Wirkungsbereich hat.

Physisch starke Akteure balancieren

Als Gegenpol zu den vielen dynamischen Spielern haben die Lieferinger in ihrem Kader aber auch den einen oder anderen Akteur, der für sein Alter physisch enorm weit ist. Das sind zum Beispiel die beiden Innenverteidiger. Duje Caleta–Car deutete das etwa schon bei seinen Auftritten bei den Profis an. In der Sky Go Erste Liga hat er beispielsweise die höchste Zweikampfquote aller Innenverteidiger.

Ebenfalls angeführt sei an dieser Stelle Stürmer Smail Prevljak. Auch dank seiner physischen Fähigkeiten führt der 19-jährige Bosnier die Torschützenliste mit 14 Toren aus 15 Spielen an. Ob er auch nächste Saison für den FC Liefering steht allerdings in den Sternen; einerseits wegen seiner fußballerischen Qualitäten, andererseits ist er nur ausgeliehen von – wie könnte es anders sein – RB Leipzig.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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