In dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder taktischer Feinheiten genau untersucht... Toranalyse zur 5. Runde der tipico Bundesliga 2014/2015 | Bruno, Schwegler, Royer

Daniel Royer - FK Austria WienIn dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder taktischer Feinheiten genau untersucht und analysiert werden. In der Toranalyse zur 5. Runde nimmt abseits.at die Treffer von Massimo Bruno, Christian Schwegler (beide Red Bull Salzburg) und Daniel Royer (Austria Wien) unter die Lupe.

Admira Wacker Mödling – FC Red Bull Salzburg 0:1, Massimo Bruno (24. Minute)

Auch nach fünf Spielen thront Red Bull Salzburg ohne Punkteverlust an der Tabellenspitze. Auswärts gegen Admira Wacker Mödling setze sich der an der einen oder anderen Position verändert Titelverteidiger unaufgeregt, aber souverän mit 3:0 durch. Einer der Rotationsspieler war Massimo Bruno, der auch einen sehenswerten Treffer erzielte. Aber nicht der Abschluss, sondern die Entstehung steht im Rahmen dieser Toranalyse im Mittelpunkt.

Admira will hier nach einem Ballgewinn den Ball klären, wird aber Opfer des Salzburger Gegenpressings, das sehr strukturiert abläuft. Zwei Spieler üben Druck auf den Ballführenden aus, der Rest sorgt für die nötige Rückendeckung. So rückt beispielsweise Valentino Lazaro (weiß) etwas ein, während Naby Keita (schwarz) sich um Lukas Thürauer (rot) kümmert. Der 19-Jährige Neuzugang bei Salzburg spielte, wie bereits andernorts ausgeführt, in einer sehr interessanten Rolle, die hier sichtbar wird.

Keita positioniert sich hoch, lässt sich aber nicht von Thürauers Lauf wegziehen, aus zwei Gründen. Einerseits bewegt sich der Admiraner sehr schlecht. Er läuft hinter dem Salzburger vorbei und visiert die rechte Außenbahn an. Für den Ballführenden ist ein entsprechender Pass, vor allem wenn man den Druck, den er spürt, berücksichtigt, kaum zu bewerkstelligen. Andererseits weiß Keita die sichere Rückendeckung der hochstehenden Abwehr hinter sich bzw. ist es einer der Grundsätze des Salzburgers Spiel den Druck gegen den Ball hochzuhalten. Allerdings in einem kontrollierten Maße. Würde Keita nicht so abwartend und strategisch intelligent agieren, hätte er es bei der Verarbeitung des schlechten Klärungsversuchs deutlich schwerer.

Hier sieht man nun die aus dem Ballgewinn entstandenen Szene und den Unterschied zwischen dem Pressing der Admira und jenem der Salzburger zuvor. Die Niederösterreicher agieren viel ballorientierter, gehen geschlossenen in das Zielgebiet des Keita-Passes. Zudem bewegen sich auch die Salzburger in Ballbesitz besser. Zum einen rückt Marcel Sabitzer (blau) ebenfalls etwas ein. Dadurch unterstützt er seinen angespielten Mitspieler, sollte dieser den Ball nicht sauber verarbeiten können. Die Admira würde sofort in eine weitere Gegenpressingaktion der Salzburger verwickelt werden. Auch Lazaro würde von hinten nachstoßen können. Andererseits sieht man, dass sich Bruno (gelb) schon zu diesem Zeitpunkt in die Tiefe orientiert und dadurch später viel Platz hat.

Admira Wacker Mödling – FC Red Bull Salzburg 0:2, Christian Schwegler (50. Minute)

Salzburgs Gegenpressing gegen Admira hektische Bewegungen in Ballbesitz – die Zweite. Auch beim 2:0 waren die Bullen ihren Gegner im Kopf den einen oder anderen Schritt voraus und setzten gut nach.

Generell lässt sich anhand dieses Bildes der Unterschied zwischen dem Gegenpressing der Salzburger und den meisten anderen österreichischen Teams erkennen. Während diese, wie man beispielsweise bei der obigen Aktion der Admira gesehen hat, quasi geschlossen den Ball attackieren, wird dieser Druck bei den Bullen nur von wenigen Spielern erzeugt. Beim 1:0 waren es zwei, hier drei Spieler – jeweils ein Akteur mehr als der Gegner in Ballnähe hat.

Die anderen Salzburger kümmern sich um die Rückendeckung, sollte sich der Gegner kurzfristig befreien können. Aufgrund dieses Abwartens haben sie einen großen Handlungsspielraum und können auf verschiedenste Szenarien reagieren. Würde man „blind draufgehen“ würde man das Risiko eingehen, auf dem falschen Fuß erwischt und leicht überspielt werden zu können.

Genau diesen Vorteil macht sich Salzburg in der Folge zunutze, der Ball bleibt nämlich nicht lange in den eigenen Reihen. Admira kann ihn mit Mühe erobern, sieht sich aber sofort der nächsten Stresssituation gegenüber. Sabitzer (weiß), Lazaro (blau) und Andre Ramalho (rot) haben ihre Freiheiten genutzt und aufgrund der Ferne zum Ball rechtzeitig zur rechten Seite verschoben, wohin sich die Admira lösen. Zudem rückt auch noch Chrisitan Schwegler (gelb) von der Rechtsverteidigerposition nach. Der Schweizer ist es auch, der den Ball letztlich über die Torlinie befördert.

SK Sturm Graz – FK Austria Wien 0:1, Daniel Royer (8. Minute)

Die Wiener Austria wartet auch nach der fünften Runde auf den ersten Bundesligasieg unter Gerald Baumgartner. Gegen den SK Sturm Graz reichte es wieder nur zu einem Unentschieden – das vierte bereits – obwohl man früh in Führung ging. Probleme hatten die Veilchen besonders im Spielaufbau. Bezeichnend, dass auch das Führungstor nach einem Konter fiel.

Sturms Gegenpressing am FAK-Strafraum schlug zunächst schieg, weshalb die Austria zügig nach vorne kam und sich die obige Szene ergeben hat. Die entscheidenden Akteure sind dabei Marco Meilinger (weiß) und James Holland (blau), die den Raum für Daniel Royer (gelb) öffnen. Meilinger läuft hier mit Tempo nach vorne und bindet damit Sturms Rechtsverteidiger Aleksandar Todorovski (grün) sowie den rechten Sechser Anel Hadzic (schwarz).

Noch entscheidender bzw. verantwortlich dafür, dass der Raum für Royer dermaßen einfach geöffnet werden kann, ist das Aufrücken von Holland im Umschaltspiel. Er verlagerte zunächst von rechts nach links und ging dann in Richtung Strafraum. Dadurch ergibt sich, wie man oben sieht eine vier-zu-drei-Stellung zugunsten Sturms – genau die „richtige“ ein-Mann-Überzahl, die eine verteidigende Mannschaft anstrebt. So hat man in der Gefahrenzone eine nominelle Überzahl, aber in aller Regel am restlichen Platz noch genügend Platz um Druck auszuüben.

Aufgrund dessen, dass sich Sturm aber im defensiven Umschaltspiel befindet und einige Spieler noch weit vorne sind, fehlt hier der Zugriff. Üblicherweise würde Sturms rechter Innenverteidiger Michael Madl zur Seite herausrücken und Todorovski Rückendeckung geben. Weil Holland aber an der Gefahrenzone steht, kann Madl dies nicht tun. Todorovski kann nicht mit vollem Risiko auf den antritts- und dribblingsstarken Royer gehen, da er sonst wohl einfach überlaufen werden würde. So kann die Austria im Zwei-gegen-Zwei dank des Vertikalsprints Raum für Royer kreieren, der dann platziert abschließt.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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