Der FC Bayern besiegte im DFB-Pokal-Halbfinale den VfL Wolfsburg mit 6:1 und fährt somit am 1.Juni zum Pokalfinale nach Berlin. Dass die Bayern in... Bayern etabliert sich langfristig in der Weltklasse: Ein Vergleich mit dem finanziell potenten VfL Wolfsburg

Bayern MünchenDer FC Bayern besiegte im DFB-Pokal-Halbfinale den VfL Wolfsburg mit 6:1 und fährt somit am 1.Juni zum Pokalfinale nach Berlin. Dass die Bayern in Deutschland derzeit das Maß aller Dinge sind, ist offensichtlich – die Münchner haben heuer die historische Chance auf den Titel-Hattrick. Gerade aufgrund des gestrigen Gegners ist die Deutlichkeit des Halbfinalsieges ein interessantes Thema.

In der Liga liegt der FC Bayern unglaubliche 44 Punkte vor dem VW-Klub aus Niedersachsen. Dies ist deshalb eine beeindruckende Statistik, weil der VfL Wolfsburg nach den Bayern das zweithöchste Budget aller deutschen Klubs hat. Ähnlich wie Red Bull Salzburg verfügen die Wolfsburger über ein „flüssiges“ Budget. Wenn Geld gebraucht wird, fragt man beim potenten Hauptsponsor an und dieser springt gerne ein. Jeder Punkt kostet Wolfsburg über eine Million Euro…

Zahlreiche Transfers…

Man möchte nun meinen, dass der aktuelle Tabellendreizehnte der deutschen Bundesliga angesichts dieses großen finanziellen Potentials besser da stehen sollte. Von sportlicher Nachhaltigkeit kann man beim VfL allerdings nicht sprechen. Der Verein verändert seine Personalpolitik immer wieder, kauft phasenweise wild ein und verkauft diejenigen, die nicht möglichst schnell spuren bald wieder. Alleine im Zuge der laufenden Saison investierte man über 20 Millionen Euro für die Käufe von Perisic (Dortmund), Fagner (Vasco da Gama), Naldo (Werder Bremen), Dost (Heerenveen), Pogatetz (Hannover) und Pilár (Hradec Kralove).

…und damit einhergehende Leihgeschäfte und Abgänge…

Dass Wolfsburg, hauptsächlich aufgrund des Mandzukic-Transfers zu den Bayern, dennoch ein Transferplus erwirtschaftete ist nicht so wichtig. VW buttert ohnehin genug in den Klub, Wolfsburg ist nicht unbedingt verpflichtet, große Transfereinnahmen zu erzielen. Noch irrer agierte der Klub im Laufe der Saison 2011/12: Der VfL zahlte für 14 Spieler Ablösesummen! Fast 50 Millionen Euro kosteten die Verpflichtungen von Rodríguez, Felipe, Sissoko, Sio, Vieirinha, Medojevic, Hasani, Jirácek, Jönsson, Cale, Träsch, Russ, Ochs und Klich.  Nur 1 ½ Jahre später wurden bereits acht dieser 14 Spieler an andere Klubs verliehen, weil sie in Wolfsburg binnen kürzester Zeit auf dem Abstellgleis standen, zwei Spieler sind überhaupt nicht mehr beim Klub, nur drei der 14 Kicker spielen in der aktuellen ersten Elf der Wolfsburger eine Rolle.

…stehen Kontinuität gegenüber

Eine Kosten-Nutzen-Rechnung, die nicht stimmen kann. Betrachtet man die Wolfsburger Transfers in den Saisonen 2010/11 und 2009/10 findet man noch mehr befremdliche Namen, die binnen kürzester Zeit keine Rolle mehr bei den Wölfen spielten. Kontinuität ist beim deutschen Meister von 2009 aktuell ein Fremdwort und somit hilft auch der finanzstärkste Partner im Hintergrund nichts. Wie es wirklich geht, zeigt momentan der einzige deutsche Klub, der noch reicher ist als der VfL Wolfsburg. Die Bayern leben eine langfristig orientierte Personalpolitik aus punktuellen Transfers und dem Einbau von eigenen Nachwuchsspielern.

Leistungsträger aus dem eigenen Nachwuchs

Der FC Barcelona wird als DER Vorzeigeklub Europas – zumindest was Philosophie, Nachwuchsarbeit und Nachhaltigkeit angeht – immer wieder für die Einbindung von Eigenbauspielern gelobt. In der aktuellen Mannschaft der Katalanen finden sich etwa Namen wie Puyol, Busquets, Iniesta, Xavi oder Messi, die allesamt aus „La Masia“ stammen. Die nächste Generation steht mit Spielern wie Thiago Alcantara, Tello und Montoya ebenfalls bereit. Was oft übersehen wird, ist, dass auch die Bayern sich immer stärker an dieses System angleichen: Spieler wie Badstuber, Lahm, Schweinsteiger, Müller oder auch Alaba stammen allesamt aus der B-Elf der Bayern und prägen die Spielweise des neuen deutschen Meisters nachhaltig.

Punktuelle Verstärkungen dürfen gutes Geld kosten

Die Spieler, die von den Bayern dazu geholt werden, um Mannschaftsteile punktuell zu verstärken, dürfen gerne etwas mehr kosten. So zahlte der FCB für Javi Martinez stolze 40 Millionen Euro, Mandzukic kostete 13 Millionen und der kleine Xherdan Shaqiri, der gestern gegen Wolfsburg groß aufspielte, war den Bayern fast 12 Millionen wert. Ebenso geschehen in der Vorsaison: 22 Millionen Euro für Neuer, 14 Millionen für Boateng. Die Bayern zahlen viel für einzelne Spieler, wissen aber punktgenau welche Spieler sie brauchen und in welcher Situation es besser ist, die Jugend zu stärken, um Stars von Morgen nach ihren Vorstellungen zu formen. Wolfsburg kauft und „probiert“ möglichst viele Spieler, hofft auf einen Glückskauf – und hat keinen einzigen Leistungsträger im aktuellen Kader, der die Nachwuchsmannschaften des VfL durchlief.

Bayern holte enorm auf Barcelona auf

Es ist nicht nur die Finanzkraft, die den FC Bayern so stark macht, sondern auch die clevere Herangehensweise an personelle Entscheidungen, obwohl man ähnlich prassen, probieren und wieder feuern könnte, wie es die Wolfsburger machen. Diese Nachhaltigkeit unterscheidet den FC Bayern vom Rest der Fußballwelt und nach jahrelanger harter Arbeit, vor allem auf strukturellem und planerischem Gebiet, etablieren sich die Bayern soeben als Nummer Zwei hinter dem erfolgreichsten europäischen Klub der letzten Jahre, dem FC Barcelona. Man darf sich darauf gefasst machen, dass die wirtschaftlich gesunden und sportlich enorm intelligent agierenden Bayern in den nächsten Jahren immer eine tragende Rolle im internationalen Klubfußball spielen werden.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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