Guardiola zeigte einige neue und interessante Ansätze gegen den Derby-Gegner aus Franken. Im Heimspiel spielt Bayern flexibel und extrem dominant. Eine Detailanalyse der ersten... Bayerns unbefriedigender Start gegen den 1.FC Nürnberg: Eine Detailanalyse der ersten zehn Minuten

FC Bayern München Logo 2Guardiola zeigte einige neue und interessante Ansätze gegen den Derby-Gegner aus Franken. Im Heimspiel spielt Bayern flexibel und extrem dominant. Eine Detailanalyse der ersten zehn Minuten.

Allgemeines

Die Bayern begannen das zweite Heimspiel der Saison mit Götze und Thiago im Mittelfeld anstelle von Kroos und Müller. Man wollte spielerisch und fast schon verspielt zwischen die gegnerischen Linien kommen, und rechnete mit einem recht defensiv eingestellten Gegner. Das Mittel zum Zweck, die Nürnberger zu  knacken, die in einem recht klassischen und sehr tiefen 4-4-2 spielten, sollten zunächst Überladungen im rechten Halbraum und aggressives Gegenpressing sein. Dabei spielte Bayern generell eher aus den Positionen heraus, man konnte aber erkennen, dass es mehrere Formationen gab. Abhängig vom Verhalten Lahms, Alabas und der beiden Achter Götze und Alcantara ergaben sich mehrere Grundstellungen auf dem Platz.

Eine Dreierkette – nicht nur im Spielaufbau

Besonders auffällig: die veränderten Rollen in der Viererkette der Bayern. Boateng und Lahm spielten dabei sehr unterschiedliche Rollen im Vergleich zum Spiel gegen Frankfurt, wohingegen Alaba das zeigte, was man schon in den Spielen zuvor von ihm gesehen hatte: Enge und tiefe Grundstellung im Spielaufbau, dynamisches Vorderlaufen Riberys und eher eingerückte Stellungen in die Halbräume um mehr Zugriff auf den Gegner zu bekommen.

Dahingegen fand sich Lahm öfter im zentralen Sechserraum, was zur Folge hatte, dass Bayern mit den wechselnd und manchmal sogar zusammen sehr tief spielenden Alcantara und Schweinsteiger, eine brutale Spielstärke im Zentrum hatte und Nürnberg nie Zugriff auf diese Bereiche bekam. Es ergab sich dann im Spielaufbau oftmals ein 3-2-Block, der gegen die beiden Nürnberger Stürmer Ginczek und Drmic spielte. Im Spielaufbau gab es also eine situative Doppelsechs, davor oft eine Doppelzehn.

Bayerns rechter Flügel als Hauptangriffsseite

Bei den Bayern sah man zu Beginn vor allem ein Schema: Den Ball so zirkulieren zu lassen, dass der Gegner wegen der schieren Masse an Spielern das Zentrum zustellen muss, um dann das Spiel zu verlagern. Ein Beispiel: Vom mehrmals nach links abkippenden Alcantara wurde der Ball im Halbraum gehalten, oder ins Zentrum und dann von dort auf den immer wieder weit mit Ball am Fuß aufrückenden Boateng gespielt. Lahm besetze das Zentrum, öffnete so die Seite und konnte seine Pressingresistenz in engen Situationen ausspielen, wenn es darum ging, die Seite zu wechseln. Boateng trieb den Ball so weit wie möglich, erzeugte allerdings wieder enge Situationen, die Bayern wunderbar überladen konnte.

Der Überlademechanismus

Grund dafür, dass zumindest das Besetzen der linken Nürnberger Seite mit vielen Spielern so gut klappte, war der, dass durch die Positionierung der Bayern im Spielaufbau wenige Laufwege nötig waren.  Götze und Lahm, bzw. Schweinsteiger mussten einfach nur aus dem Zentrum, das sie vorher überluden auf die Seite ausweichen – zu Robben, der die Breite gab und zu Boateng, der in die Situation dribbelte und so mögliche Mannorientierungen aufhob.
Verschob Bayern weit auf diese Seite, kam gelegentlich auch noch Mandzukic dazu.  Alcantara und Alaba rückten ein, um eine Spielverlagerung zu ermöglichen, aber auch um Zugriff auf die Aktion zu behalten.

Das Abkippen gewisser Spiele in die oder kurz vor die Dreierkette im Spielaufbau passierte nicht aus dem Grund, um die Mannorientierung des Nürnberger Pressings aufzulösen – wie noch gegen Frankfurt – sondern um den Überlademechanismus zu begünstigen. So konnte recht einfach eine Überzahlsituation im Zentrum zu einer Überzahlsituation am Flügel gemacht werden.

Obwohl wir uns bisher fast nur der rechten Bayern Seite widmeten, kamen die Münchner natürlich auch über die Seite Riberys nach vorne. Dort waren die Angriffe dann aber generell dynamischer, und es bildeten sich immer wieder Dreiecke zwischen Alaba, Ribery und dem ballnahen Achter Alcantara.

Vertikalspiel

Möchte man die ersten zehn Minuten kurz zusammenfassen, kann man sagen: Bayern wechselt zwischen verschiedenen Systemen, am ehesten zwischen dem 3-4-3 und dem 3-3-4, baut stark auf Kurzpassspiel und verlagert das Spiel oft. Was auch noch erwähnenswert ist, ist die Tatsache, dass zumindest rein optisch viele Vertikalpässe gespielt werden, um eben mehr vertikale Verbindungen zu schaffen.

Dazu passen  auch die Formationen und manche Verhaltensweisen der Spieler: Boateng schafft vertikale Verbindungen durch enorm weite Dribbelwege. Alaba, manchmal auch Schweinsteiger und Alcantara zeigen lange Tiefensprints. Doppelsechs und Doppelzehn begünstigen auch ein schnelles Spiel durch die Schnittstellen der gegnerischen Abwehr. Und auch Götze zeigte mehrmals Laufwege, die das Spiel nach vorne verbinden sollen – er wurde auch sehr häufig zwischen den Linien angespielt, verlor aber oft den Ball wieder.

Das Spiel wurde von vielen Zuschauern in der ersten Halbzeit und bis zur Auswechslung von Götze und Alcantara deshalb als so unbefriedigend empfunden, weil Bayern stark versuche, zwischen die Linien zu kommen und mit Nadelspielern wie eben Götze und Alcantara diese engen Situationen zu lösen, die dann ja zwangsläufig entstehen. Ziel sollte vermutlich sein, solche Situationen durch die Klasse einzelner Spieler zu lösen, und dann wieder Verlagerungen einzubauen – eines der Grundelemente des TikiTaka. Wegen teilweise mangelnder Abstimmung – gerade Götze hatte in einigen Situationen keine ordentlichen Abstände zum Ball und stand manchmal ungünstig in Situationen – wirken die ersten Minuten dann vielleicht optisch etwas schwach.

Tobias Robl, abseits.at

Tobias Robl

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