Im zweiten Teil dieser Serie blicken wir auf die Spieler des deutschen Rekordmeisters. Sie sind es, die den erfolgreichen Spielstil erst ermöglicht haben. Der... Der FC Bayern unter Pep Guardiola – Die Spieler (2)

Franck Ribery - FC Bayern MünchenIm zweiten Teil dieser Serie blicken wir auf die Spieler des deutschen Rekordmeisters. Sie sind es, die den erfolgreichen Spielstil erst ermöglicht haben. Der FC Bayern verfügt über ein wahrhaftiges Starensemble.

Das Tor besetzt beim FCB mit Manuel Neuer der Keeper der deutschen Nationalauswahl. Er zählt weltweit zu den besten seines Fachs, da er sowohl in den klassischen Torhüterdisziplinen ausgezeichnet agiert, als auch lange Pässe antizipiert und das Spiel eröffnen kann. Früher übertrieb er es manchmal mit diesen Elementen, doch mittlerweile hat er die richtige Balance erreicht. Sein furchtloses Herauslaufen aus dem eigenen Tor, um Steilpässe abzufangen, hat ihm schon viel Kritik eingebracht. Wenn er deswegen ein Gegentor verschuldet, blamiert er sich damit. Doch er hat so auf unscheinbare Art schon zahllose Torchancen im Ansatz erstickt. Seine Fähigkeiten sind für die Bayern wichtiger, als es zunächst scheint.

Drei Top-Innenverteidiger

In der Innenverteidigung verfügen die Bayern über drei Topspieler, obgleich Holger Badstuber aufgrund einer Verletzung lange ausfällt. Er ist mit einer akzeptablen Grundgeschwindigkeit ausgestattet, antizipiert gut und überzeugt mit einer exzellenten Spieleröffnung. Aber es bleibt fraglich, ob er sich von der Reruptur seines Kreuzbandes vollständig erholen kann.

Dante besticht neben seiner Technik vor allem durch seine Robustheit und Kopfballstärke. Seine diagonalen Pässe hinter die Abwehrlinie sind eine echte Waffe, die das Spiel der der Außenstürmer begünstigt. Allerdings ist er im klassischen Defensivspiel nicht so fehlerresistent wie sein Partner Jerome Boateng.

Obwohl dieser von den Medien immer noch als Störfaktor verklärt wird, hat er sich zum absoluten Leistungsträger gemausert. Er schlägt flache und hohe Pässe präzise mit beiden Füßen, ist schnell und im Zweikampf kaum zu überwinden. Damit verbindet Boateng alle Attribute, die einen modernen Innenverteidiger ausmachen, auf höchstem Niveau.

Lahm „intelligentester Spieler“

Die rechte Abwehrseite ist normalerweise das Terrain von Philipp Lahm. Er ruft seine Leistung mit unvergleichlicher Konstanz ab, weshalb man ihn sogar als weltweit Besten auf seiner Position auswählen könnte. Er verhält sich im Zweikampf extrem geschickt und nutzt sein bravouröses Stellungsspiel, um Pässe abzufangen. Durch seine hervorragende Ballbehandlung kann er immer wieder ins Zentrum laufen oder gar direkt im defensiven Mittelfeld beginnen. Guardiola adelte ihn als intelligentesten Spieler, den er je trainiert habe.

Alaba als Offensiver in der Defensive

David Alaba verteidigt die linke Seite. Er führt nicht nur seine Zweikämpfe geschickt und verfügt über ein sehr gutes Stellungsspiel, sondern setzt mit seiner Dynamik und seinem klaren Passspiel auch offensiv Akzente. Da er früher in offensiveren Gefilden unterwegs war, ist seine Technik hervorragend. Zudem hat er sich einen gefährlichen Distanzschuss angeeignet, der phasenweise an Cristiano Ronaldo erinnert.

Rafinha wurde in der Hinrunde viel Einsatzzeit gewährt. Vom Spielertyp ähnelt er Lahm, wenngleich er nicht die gleiche Konstanz, Defensivstärke und Spielintelligenz aufweist.

Javi Martinez oder Schweinsteiger?

Im Mittelfeld muss sich Guardiola der Qual der Wahl stellen, da das vielfältige Spielermaterial unzählige Adjustierungen zulässt. Javi Martinez hebt sich von seinen Kollegen insbesondere wegen seiner eminenten Kopfballstärke und Robustheit ab. Des Weiteren behält er selbst unter Gegnerdruck die Nerven, das gegnerische Pressing auszumanövrieren. Ob seiner Antizipation fungiert er zudem als essentielle Komponente des eigenen Pressings.

Schweinsteiger ist nicht so pressingresistent, dafür aber kreativer, zudem spielt er exzellente Spielverlagerungen und bewegt sich sehr intelligent. Er kann das Zentrum absichern, weicht aber zusätzlich situativ auf den Flügel aus oder lässt sich fallen. Damit balanciert er permanent das Kollektiv aus.

Die Wichtigkeit Toni Kroos‘

Die Erben Xavis und Iniestas im neuen „Tiki-Taka-Bavaria“ heißen Kroos , Thiago und Götze. Ersterer hat sich in den letzten Jahren zum Schlüsselspieler entwickelt. Letzte Saison prägte er das Spiel von der Zehn aus. Er bot sich stets für die zentralen Mittelfeldspieler an, sodass das kompakte Bayern-Mittelfeld selbst gegen Toppressing nicht auseinandergerissen wurde. Da Kroos im Spielaufbau fleißig unterstützte, kreierte Bayern im Mittelfeld Überzahl. Trotzdem erzielte er zusätzlich sechs Tore und acht Vorlagen, was er seinem phänomenalem Passspiel sowie seiner brandgefährlichen Schusstechnik verdankt. Unter Guardiola besetzt er das zentrale Mittelfeld, weshalb er zwar weniger Torbeteiligungen verbucht, aber das Mittelfeldspiel noch stärker bestimmt. Für die Struktur im Spiel des FCB ist er wohl genauso wichtig wie Schweinsteiger.

Supertalent Götze

Mario Götze kam vor der Saison dank einer Ausstiegsklausel für 37 Millionen Euro aus Dortmund, allerdings einigten sich die Beobachter, dass man das eher als „Schnäppchen“ betrachten darf. Das 21-jährige Supertalent legte vergangene Saison nicht nur acht Champions-League-Treffer auf, sondern verfügt im hochwertigen Bayern-Kader über die beste Ballbehandlung in engen Räumen. Ein winziger Spalt im gegnerischen Deckungsnetz genügt ihm, um sich dort einzunisten und sich nach Ballannahme zu drehen und den tödlichen Pass zu spielen. Doch Götze ist auch strategisch talentiert. Er kann das Spiel aus der Tiefe lenken oder mit dem Außenstürmer den Flügel überladen, sofern es die Situation erfordert. Wegen seiner Beweglichkeit und Antrittsschnelligkeit ist er für den Gegenspieler kaum zu fassen. In der Nationalmannschaft agierte er mehrmals mit mäßigem Erfolg als Mittelstürmer. Bei Bayern zeigt er sich dort flinker und weiträumiger, so dass er nicht ständig mit dem Rücken zum Tor operieren muss, was ihm weniger liegt.

Thiago als Kombination aus Götze und Kroos

Thiago Alcantara, der der berühmten Jugendschule des FC Barcelona entsprang, könnte eine ideale Kombination aus den Fertigkeiten von Götze und Kroos bilden. Er ist einerseits beweglich und herausragend in engen Räumen, anderseits ein sehr guter Stratege und natürlich mit einer exzellenten Ballbehandlung gesegnet. Leider ruft er sein volles Talent noch nicht konstant ab, da er gelegentlich leichtsinnige Fehlpässe spielt oder im Spiel phasenweise abtaucht. Deswegen blieb ihm ein  Stammplatz beim FC Barcelona verwehrt, allerdings zeigte er sich gegen Ende der Hinrunde extrem stark. Er war enorm präsent und leitete zudem viele Torchancen ein.

Topbesetzung an den Flügeln

Auf den Flügeln konkurrieren Ribery, Robben, Shaqiri und Müller um die Plätze, obgleich Müller auch schon im Sturmzentrum auftrumpfte. Ribery, der zu Europas Fußballer des Jahres gekürt wurde, glänzt durch Geschwindigkeit, Passspiel und Dribbling. Er rochiert häufig auf den anderen Flügel oder ins Zentrum. Allerdings ist der Filigrantechniker mittlerweile auch sehr robust und somit ein guter Defensivzweikämpfer. Arjen Robben verfügt über ein ähnliches Fähigkeitenprofil, allerdings ist er direkter, weniger defensivstark und mit dem rechten Fuß schwach. Dafür spielt er extrem präzise Schnittstellenpässe. Xherdan Shaqiri ist ebenfalls ein gestaltender Außenspieler. Es zieht ihn oft weit ins Zentrum, um von dort Angriffe zu initiieren, außerdem spielt er tolle „tödliche Pässe“ und Flanken. Aufgrund seiner Kreativität und Robustheit hat er auch als „falsche Neun“ überzeugt. Thomas Müllers unkonventionelle Art wurde bereits hier ausführlich beschrieben.

Unterschätzter Mandzukic

Im Sturmzentrum durfte sich meistens Mario Mandzukic beweisen. Die Stärken des Kroaten sind vor allem seine Kopfballstärke und seine enorme Ausdauer, die er nutzt, um seinen Mitspielern beständig Räume zu öffnen und den gegnerischen Spielaufbau zu stören. Claudio Pizarro dient als physisch schwächere aber technisch gute Variante, während Götze und Müller die Stürmerrolle freier interpretieren. Götze lässt sich etwas fallen und verbindet somit Mittelfeld und Sturm, Müller kann mit seinem ausgezeichneten Raumgefühl Löcher in die Abwehr reißen.

Zu den Stars gesellen sich noch große Talente wie Julian Green, Pierre-Emile Højbjerg und Mitchell Weiser. Die bayrische Auswahl ist also sowohl qualitativ als auch im Hinblick auf die Altersstruktur blendend aufgestellt.

Leonard Dung, abseits.at

Leonard Dung

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