Wer ist eigentlich Florian Grillitsch? Hierzulande ist der 18-jährige Neunkirchener noch nicht vielen ein Begriff, doch in Deutschland erarbeitet sich der offensive Mittelfeldspieler, der... Der nächste österreichische Stern in Bremen: Florian Grillitsch im Interview

Werder BremenWer ist eigentlich Florian Grillitsch? Hierzulande ist der 18-jährige Neunkirchener noch nicht vielen ein Begriff, doch in Deutschland erarbeitet sich der offensive Mittelfeldspieler, der auch als Stürmer und am Flügel aufgeboten werden kann, langsam aber sicher einen Ruf. In den ersten fünf A-Jugendspielen der laufenden Saison für Werder Bremen erzielte er neun Tore. Wir trafen uns mit dem U19-Nationalspieler.

abseits.at: Florian, du scheinst ja wie am laufenden Band zu treffen. Sag, was ist dein Geheimnis?

Florian Grillitsch: Eigentlich gibt es da kein Geheimnis. Meine neuen Kollegen haben mich in Bremen super aufgenommen. Das hat mir natürlich enorm geholfen. Ich versuche einfach mich und meine Stärken in die Mannschaft einzubringen. Dass es in den ersten Spielen bereits so gut geklappt hat ist umso schöner.

abseits.at: Du hast noch in der vergangenen Saison in Österreich gespielt. Schildere uns doch mal, was die Unterschiede sind? Fällt es einen österreichischen Jungspieler schwer, in Deutschland Fuß zu fassen? Ist das Umfeld professioneller?

Florian Grillitsch: Ja, ich habe meine fußballerische Ausbildung fünf Jahre lang in der Fußball-Akademie St.Pölten in Niederösterreich genossen und dort von der U15 bis zur U18 Nachwuchs-Bundesligameisterschaft gespielt. In der vergangenen Saison wurden wir österreichischer Bundesmeister vor renommierten Vereinen wie Austria Wien oder Red Bull Salzburg. Ich glaube, dass das Leistungsniveau der Topvereine im Nachwuchsbereich in Österreich durchaus mit dem Juniorenbereich in Deutschland vergleichbar ist. Das Hauptaugenmerk der österreichischen Ausbildung wird auf Technik und Taktik gelegt, das mir bei der Umstellung sehr zu Gute gekommen ist. Der große Unterschied zu Österreich liegt auf jeden Fall darin, dass hier in Deutschland zusätzlich der athletischen und physischen Komponente große Wichtigkeit zugemessen wird.

Natürlich bedarf es einer gewissen Anpassung und Adaptierung, ohne aber dadurch seinen eigenen, individuellen Spielstil aufzugeben. Anfänglich habe ich mir auch ein wenig schwer getan, aber mittlerweile geht es immer besser damit. Die Möglichkeiten, die man hier bei Werder Bremen vorfindet sind schon toll.

abseits.at: Du bist mit deinen 18 Jahren dem nächsten Karriereschritt nahe. Was ist dein nächstes unmittelbares Ziel und welches dein langfristiges?

Florian Grillitsch: Also mein langfristiges Ziel ist sicher einmal für Werder Bremen in der Bundesliga aufzulaufen. Da ich ja noch bei den A-Junioren spielberechtigt bin, möchte ich mich mit guten Leistungen für die U23 empfehlen und dort auf dementsprechend viele Einsatzzeiten kommen.

abseits.at: Mit Michael Lercher ist ein weiterer Österreicher in deinem Team. Wie gut verstehst du dich mit ihm? War es für dich leichter, Fuß zu fassen, weil mit Michael ein weiterer Österreicher mit dabei ist?

Florian Grillitsch: Ich kenne Michi mittlerweile schon ziemlich gut. Er hat mir anfangs enorm geholfen, da ich absolut keinen kannte, da ist es schon „bequem“ wenn man einen weiteren Österreicher an seiner Seite hat.

abseits.at: Mit Sebastian Prödl und Zlatko Junuzovic spielen zudem zwei weitere Österreicher in der Kampfmannschaft. Holst du dir manchmal von ihnen Tipps ab?

Florian Grillitsch: Ich durfte Anfang September bei den Profis mittrainieren und da habe ich Sebastian Prödl kennengelernt. Er hat mich gleich zur Seite genommen, mir einige Tipps gegeben und mir seine Hilfe angeboten. Zlatko Junuzovic habe ich noch nicht persönlich kennengelernt.

Aber mit Richard Strebinger, der auch im Profikader steht, habe ich im gleichen ÖFB-Landesausbildungszentrum trainiert und gespielt. Ihn kenne ich schon sehr lange, zumal er in der näheren Umgebung von mir aufgewachsen ist. Ich hätte nicht gedacht, dass Richard und ich einmal im Ausland dem gleichen Verein angehören.

abseits.at: Der Österreicher-Boom in der deutschen Bundesliga hält an. Aktuell spielen insgesamt 75 Österreicher in deutschen Ligen. Kannst du dir diesen Boom erklären? Woran könnte es liegen? Sind Österreicher etwa in der Kabine derartige Spaßkanonen?

Florian Grillitsch: Klar sind die Österreicher für ihren Humor bekannt. Ich glaube aber nicht, dass man ausschließlich als österreichische Spaßkanone in die deutsche Bundesliga kommt. Da kommt es eher auf fußballerische Qualität, die richtige Mentalität und Persönlichkeit an. Die guten Erfahrungen mit Österreichern in den letzten Jahren wirken sich eben positiv aus.

abseits.at: Als welchen Spieltyp siehst du dich? Auf welcher Position fühlst du dich am wohlsten und hast du auch ein Vorbild, dem du nacheiferst?

Florian Grillitsch: Also ich sehe mich ein wenig wie Mesut Özil, ich habe ihn schon seit seiner 1. Saison bei Werder verfolgt und man sieht ja wie weit er es geschafft hat, er hat alles was ein Weltklassespieler haben muss. Daraus lässt sich schließen dass ich mich im offensiven Mittelfeld am wohlsten fühle, da ich hier viele Freiheiten im Spiel habe.

abseits.at: Was sind deine Stärken und woran musst du noch arbeiten?

Florian Grillitsch: Auf jeden Fall muss ich noch körperlich zulegen damit ich noch stabiler und robuster werde. Meine Stärken sind der Torabschluss, die Übersicht im Spiel und die Antizipation, würde ich meinen.

abseits.at: Zum Abschluss möchte ich dir alles Gute für die Zukunft wünschen und dich gleichzeitig bitten, eine kurze aber nette Anektodte aus deinem bisherigen Fußballerleben loszuwerden!

Florian Grillitsch: Ich erinnere mich gerne an den Cordial Cup, ein international besetztes C-Jugend-Turnier, dass im Mai 2009 im Raum Kitzbühel stattfand. Unter den 40 teilnehmenden C-Jugend-Mannschaften aus ganz Europa befanden sich auch die Nachwuchsmannschaften deutscher Bundesligisten, unter anderem auch vom FC Bayern München, Borussia Dortmund oder 1.FC Kaiserslautern. Ich durfte mit meinen 13 Jahren bei den Jahrgangsälteren der AKA St.Pölten daran teilnehmen. Im Finale vor 1.500 Zuschauern standen wir dann gegen Borussia Dortmund am Platz. Die Gegenspieler aus Dortmund waren durchwegs um einen Kopf größer, doch das Finale hat die AKA St.Pölten mit 1:0 gewonnen – Torschütze war der kleinste und jüngste Spieler am Feld – nämlich ich.

Benjamin Doppler, abseits.at

Benjamin Doppler

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