Mit der Relegation endete die 53. Bundesliga-Saison – und nicht nur Horst Heldt hat sich zum Abschluss ein kaltes Getränk verdient.  Wer war der... „Ich fahr‘ nach Hause und hau‘ mir die Hucke voll.“ – Der Rückblick zur Bundesliga–Saison 2015/16

BundesligaMit der Relegation endete die 53. Bundesliga-Saison – und nicht nur Horst Heldt hat sich zum Abschluss ein kaltes Getränk verdient.  Wer war der beste Spieler?, Welches Team war die größte Überraschung? und worüber entbrannten die hitzigsten Diskussionen? Die Rückschau beantwortet diese und andere Fragen.

Der Spieler der Saison

Henrikh Mkhitaryan sorgt nicht nur beim Scrabble für strahlende Gesichter. Der Armenier von Borussia Dortmund war ein Garant dafür, dass die Mannschaft von Thomas Tuchel in Sachen Punkte die beste Saison der Vereinsgeschichte hinlegte. Mit 15 Torvorlagen führt er die Bundesliga in dieser Kategorie an und erzielte zusätzlich 11 Saisontore, was ihm den dritten Platz in der Scorerwertung einbringt. Nach einer eher schwachen Saison 2014/15 unter Jürgen Klopp, hat der 27-jährige unter Tuchel sein Mojo wiedergefunden. Kein Spieler hat dem Spiel seiner Mannschaft in dieser Saison dermaßen seinen Stempel aufgedrückt, wie Mkhitaryan.

Entdeckung der Saison

Eigentlich sah der Plan der Dortmunder vor, Julian Weigl in dieser Saison langsam an das Niveau der Bundesliga heranzuführen. Dass der 20-Jährige über einen Haufen Talent verfügt, war schon bei seinem Ex-Verein 1860 München zu erkennen, wo er zum jüngsten Kapitän der Vereinsgeschichte avancierte. Mit welcher Abgeklärtheit und Souveränität er aber letztendlich reüssierte, konnte sich Thomas Tuchel wohl nicht mal in seinen kühnsten Träumen vorstellen. Bereits vor der Saison war Weigl aus dem defensiven Mittelfeld des BVB nicht mehr wegzudenken und spielte sich sogar in den vorläufigen EM-Kader von Jogi Löw.

Trainer der Saison

In dieser Kategorie führt eigentlich kein Weg an Dirk Schuster von Darmstadt 98 vorbei. Die Leistung eines Trainers wird letztendlich daran gemessen, wie hoch der Ertrag im Vergleich zu den personellen und strukturellen Möglichkeiten steht – und der Klassenerhalt ist mit einem Verein, mit den Möglichkeiten der „Lilien“, der höchstmögliche Ertrag. Anders ausgedrückt: Von möglichen 100 Prozent ist der Ligaverbleib bei 150 Prozent anzusiedeln. Chapeau, Herr Schuster!

Größte Positiv-Überraschung der Saison

Eigentlich kann hier ein zu eins der Text über Dirk Schuster eingefügt werden. Mit dem Klassenerhalt schaffte der SV Darmstadt 98 eine der größten Sensationen der jüngeren Bundesliga–Vergangenheit. Ebenfalls in dieser Liste: der Aufstieg der „Lilien“ in die 2. Liga, nach Relegations-Wahnsinn gegen Bielefeld, sowie der folgende Aufstieg in Liga eins. Wenn die Gebrüder Grimm noch unter uns weilen würden, fänden sie in Darmstadt genug Stoff, um ihren Märchen noch ein paar Weitere hinzuzufügen.

Größte Negativ–Überraschung der Saison

Das schlechte Abschneiden von Wolfsburg konnte so niemand vorher sehen. Nichtsdestotrotz landeten die Niedersachsen noch auf einem gesicherten Mittelfeldplatz. Um einiges unvermittelter wurde aber wohl der VfB Stuttgart der Abstieg aus der Bundesliga getroffen. Zumal der VfB, nach schlechtem Start, zwischenzeitlich einen 12-Punkte – Vorsprung auf die Abstiegsplätze hatte. Zuletzt fügte sich aber der gesamte Verein seinem Schicksal; ein Aufbäumen gegen das scheinbar Unvermeidliche fand nicht mehr statt. Der Abstieg nach 41 Jahren Bundesliga war somit folgerichtig.

Das Missverständnis der Saison

Bereits nach der Hinrunde lag Hannover 96 auf einem direkten Abstiegsplatz – mit dem rettenden Ufer aber noch in Sichtweite. Trotzdem trennte man sich von Trainer Michael Frontzeck bzw. dieser trat nach andauernder Kritik an seiner Arbeit von selbst zurück. Als Heilsbringer verklärt, trat Thomas Schaaf zu Beginn der Rückrunde die Nachfolge an. Nach zehn (!) Niederlagen aus elf Spielen unter dem Neo-Coach von der Weser, war 96 so gut wie abgestiegen. Die Mannschaft agierte leblos; versuchte noch nicht mal zu kaschieren, dass sie gegen Schaaf spielte. Ein Missverständnis mit verheerenden Konsequenzen für beide Seiten: Hannover stieg ab und Schaaf wird man in der Bundesliga so schnell keine Mannschaft mehr anvertrauen.

Die Aufreger der Saison

Am 21. Februar 2016 ereignete sich ein Novum in der Bundesliga. Nachdem Borussia Dortmund nach einem Foul in der eigenen Hälfte den Ausführungspunkt des Freistoßes branchenüblich ein paar Meter nach vorne verlegte und, nach schneller Ausführung, den 1:0 – Siegtreffer erzielte, war Leverkusens Trainer Roger Schmidt nicht mehr zu halten. Nach heftigen Lamentieren an der Seitenlinie wurde es Schiedsrichter Felix Zwayer zu bunt: er schickte Bayer–Kapitän Stefan Kießling auf die heikle Mission, seinem Trainer die Botschaft von seiner Tribünen-Verbannung zu überbringen. Schmidt besann sich jedoch auf seine Kindergartenerfahrungen und schaltete auf stur: „Ich, auf die Tribüne? Niemals! Das soll mit der Schiedsrichter gefälligst selber sagen!“. Dies sah Zwayer wiederum nicht ein und unterbrach das Spiel – bis sich Schmidt, aufgrund des maximalen Drucks, bemüßigt fühlte, endlich auf der Tribüne Platz zu nehmen. Das Ende vom Lied: Schmidt wurde für drei Spiele gesperrt.

Fehlentscheidung der Saison

Das Spiel zwischen Köln und Hannover am 9. Spieltag wird Schiedsrichter Bastian Dankert so schnell nicht vergessen. In der 38. Minute segelte ein Ball in den Kölner Strafraum; statt mit dem Kopf, geht Hannover-Profi Leon Andreasen mit der Hand zu Ball und schlägt den Ball ins Tor. Jeder im Stadion hatte die Regelwidrigkeit gesehen  – nur die Pfeife von Dankert blieb stumm – Köln verliert 0:1. Da auch Andreasen sich nicht zu seinem Handspiel bekennen wollte, entbrannte mal wieder ein Disput über Fairness im Fußball – Lösung bis heute offen.

Foul der Saison

Johannes Geis war nach dem Spiel seines FC Schalke 04 gegen Borussia Mönchengladbach  über sich selbst schockiert. Nach der Fernsehstudie seines brutalen Tritts gegen das Knie von Gladbachs Andre Hahn, zeigte sich der Schalker sofort reumütig. Für Hahn ein schwacher Trost –  die Diagnose lautete: Fraktur des Schienbeinkopfes und ein Außenmeniskusriss; mehrere Monate Pause für den Gladbacher. Geis wurde für fünf Spiele gesperrt.

Ral, abseits.at

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