Im Fußball geht es eng zu. Manchmal entscheiden kleinste Details. Dabei kann es sich beispielsweise um ein Tor in der 90. Minute in einem... Marko Arnautovic gegen Markus Rosenberg oder wie viele Tore muss ein Stürmer schießen?

Im Fußball geht es eng zu. Manchmal entscheiden kleinste Details. Dabei kann es sich beispielsweise um ein Tor in der 90. Minute in einem Heimspiel gegen die TSG 1899 Hoffenheim handeln. Das eine damit gerettete Pünktchen könnte in dieser äußerst knappen Saison den Ausschlag geben, ob Werder Bremen international spielt oder nicht. In diesem Spiel fehlte Topscorer Claudio Pizarro, seine Nebenmänner heißen Marko Arnautovic und Markus Rosenberg. Abseits.at begibt sich auf Spurensuche, welcher der beiden tatsächlich wertvoller ist.

Nummer eins: Pizza

15 Tore, sieben Vorlagen – Claudio Pizarro (33) war an gut 63 Prozent der Treffer des SV Werder Bremen beteiligt. Um das Schnäppchen von gerade einmal zwei Millionen Euro kehrte er 2008 an die Weser zurück. Arnautovic kam ein Jahr später um kolportierte 6,2 Millionen Euro und hatte davor ein Jahr lang so gut wie gar nicht gespielt. Markus Rosenberg (29), kam Anfang 2007 von Ajax Amsterdam um drei Millionen Euro nach Bremen,

Der Schwede kehrte im Sommer von Racing Santander zurück und meldete sich mit zwei Treffern gegen den 1. FC Kaiserslautern zurück. Zuvor hatte er in 33 Spielen neun Tore in der Primera Division erzielt. In 36 Spielen für die Weserstädter erzielte der Wiener in der Premierensaison fünf Tore, bereitete vier vor. Pizarro benötigte für seine 14 Tore und sechs Vorlagen nur 29 Spiele. In dieser Saison kommt „Arni“ auf gerade einmal fünf Tore. Die andere Nummer zwei im Sturm, Markus Rosenberg, erzielte ebenfalls fünf Tore, bereitete vier weitere vor. Während der Schwede dazu 20 Spiele und 1293 Einsatzminuten brauchte, verbuchte der Österreicher seine Treffer in 814 Minuten. Interessant: Bei addierten Scorerpunkten ist Pizarro alle 70 Minuten an einem Tor direkt oder indirekt beteiligt, Rosenberg und Arnautovic je alle 162 Minuten.

Annäherung an die Materie Stürmer

Der Stürmer wird in der allgemeinen Wahrnehmung an seinen Toren gemessen. Ein gutes Beispiel findet sich in Österreich. Christian Mayrleb netzte nach seiner Rückkehr von Sheffield Wednesday seit 1998 nur in der Saison 2005/06 weniger als zehn Ligatore. Journalisten verleihen solchen Spielern dann gerne Attribute wie „eingebaute Torgarantie“. Pizarro netzte 2006/07 das letzte Mal, seit er 1999 nach Deutschland kam, weniger als zehnmal – einzige Ausnahme war die Spielzeit 2007/08, als er bei Chelsea war. Dank der heutigen Datenflut und auch dank der Tendenz weg vom reinen Strafraumstürmer gibt es aber für Insider auch andere Indizien. So gibt es neben der Scorerwertung, die die Position des Stürmers deutlich aufgewertet hat, mehrere Indikatoren, ob ein Stürmer gut ist.

Assistwertung

Ein „Striker“ oder „Centre forward“, wie es im Mutterland des Fußballs heißt, profitiert oft von den Nebenleuten. Der Ball muss manchmal dann nur noch über die Linie gedrückt, abgestaubt oder eingenickt werden. In Deutschland ist der beste Vorbereiter Franck Ribery mit sieben direkten Torvorlagen. Der Franzose schoss aber „nur“ acht Tore, während Klubkollege Mario Gomez 18 Mal traf. An Scorerpunkten liegen sie aber nur um fünf auseinander. Doch vor allem in unserem Nachbarland geht die Statistik noch wesentlich weiter. Bundesliga.de führt neben Tor- und Assistwertung auch an, wie viele Torschüsse abgegeben wurden und an wie vielen Abschlüssen ein Spieler beteiligt war.  Die direkte Beteiligung an Schüssen oder Abschlüssen einberechnet. Da ist ersichtlich, dass Gomez alle neun Minuten an einer Torraumszene beteiligt ist, Ribery alle zehn. Bei Arnautovics Bremern verhält es sich so, dass Arnautovic alle 14,2 Minuten an einer Offensivaktion mit Abschluss beteiligt ist, Rosenberg alle 10,2. Pizarro hat mit 8,6 einen besseren Wert als Gomez.

Hilft das?

Da im Fußball allerdings weder die Torschussbeteiligungen, noch die gelaufenen Kilometer gezählt werden, sondern nur die Tore, muss ein anderer Ansatz für die Wertigkeit eines Stürmers gefunden werden. Aber die Hinzunahme der Scorerwertung verzerrt zugegebenermaßen. Beim 4:1 der Weserstädter über Wolfsburg am 10. Dezember 2011 wurde das erste Tor von Sokratis Claudio Pizarro als Vorbereiter zugeschrieben. Dieser berührt den Ball allerdings kaum. Das zweite Tor bereitete eigentlich Lukas Schmitz vor, wurde aber Aleksandar Ignovski gut geschrieben. Das dritte Tor von Rosenberg entstammt einem weiten Pass von Philipp Bargfrede – diese Pässe kommen zu Dutzenden vor. Durch das starke Ballhalten gehört es aber eigentlich Rosenberg ganz alleine. Das letzte Tor wiederum schießt zwar Arnautovic, die Vorarbeit gehört diesmal aber definitiv Claudio Pizarro.

Unterscheidung nach wichtigen Toren

Hand aufs Herz: Wenn ein Spieler am Ende der Saison 25 Tore gemacht hat, schaut sich wohl kaum einer an, wann er diese gemacht hat. Hat er damit einen Punkt gerettet? Waren es hauptsächlich die Tore zum 3:0 oder zum 4:1? Wie viele Versuche brauchte er für seine Tore? Profitiert er von den starken Mitspielern? Ja, diese Fragen sind wichtig. Effektiv entscheidend sind Tore und Assists aber nach Wichtigkeit unterscheidbar. Denn auch wenn der Ball nur über die Linie gedrückt wird, dort muss auch erst hingekommen werden.  Von Arnautovic‘ Toren führten das 3:2 gegen Freiburg (5:3) zu drei Punkten, ebenso sein 1:0 gegen Hoffenheim (2:1), dazu noch sein Last-Minute-Treffer am vergangenen Wochenende zum 1:1. Macht sieben Punkte. Markus Rosenberg schoss zwei wichtige Tore beim 2:0 gegen Kaiserlautern, das 2:1 gegen Freiburg, legte Pizarros 2:1 gegen die Hertha auf, leistete beim 3:2 gegen Köln zwei Vorlagen, und legte Aranautovic‘ Treffer zum 1:1 in Hoffenheim auf. Macht zusammen 13 Zähler. Hochgerechnet auf die unterschiedlichen Einsatzzeiten ergibt das einen Punkt pro Einsatzminutenwert bei dem Schweden von 99,5 und beim Österreicher von 162,8.

Das Fazit: Dieses Match geht an Rosenberg

Gehalt und Ablösesumme außen vor gelassen, ergibt unsere Reise zur Ergründung eines Stürmerwertes zwei Dinge: Wichtige Scorerpunkte führen zu Punktgewinn, andere sind schön für die Statistik. Diese müssen mit der Einsatzzeit gegengerechnet werden. Rosenberg ist einfach konkreter, ist an den wichtigeren Toren beteiligt. Arnautovic muss seinen Punkt pro Einsatzminutenwert verbessern. Denn schießt er sieben Mal das entscheidende 1:0, hat Werder 21 Punkte. Schießt Rosenberg einmal sieben Tore, haben sie derer drei. Tore haben aber beide gleich viel…

Georg Sander, abseits.at

Georg Sander

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