Neben der heimischen tipico-Bundesliga und der deutschen Eliteliga ist wohl keine Spielklasse für Marcel Koller derart interessant wie die 2. deutsche Bundesliga. Schließlich tummeln... Pohjanpalo zerlegt ‚Lilien‘: Schwere Zeiten für Düsseldorf-Legionär Erwin Hoffer

Erwin "Jimmy" Hoffer (ÖFB, Eintracht Frankfurt)Neben der heimischen tipico-Bundesliga und der deutschen Eliteliga ist wohl keine Spielklasse für Marcel Koller derart interessant wie die 2. deutsche Bundesliga. Schließlich tummeln sich dort in zahlreichen Klubs (potentielle) Nationalteamakteure, denen es genau auf die Beine zu schauen gilt. Auch in der 41. Saison reißt der Boom rund um die Liga nicht ab, die extrem ausgeprägte Ausgeglichenheit verleiht der 2. deutschen Bundesliga ihren Reiz.

Pohjanpalo klar effektivster Stürmer der Liga – Hoffer hat das Nachsehen

Joel Pohjanpalo – der 20-jährige finnische Nationalteamspieler ist definitiv der Akteur des vergangenen Spieltages und Mann der Stunde in der 2. deutschen Bundesliga. Die Leihgabe von Bayer Leverkusen verstärkt das Team von Oliver Reck. Der Stürmer ist Jimmy Hoffers direkter Konkurrent um die Position der Solospitze in der vom Trainer favorisierten 4-2-3-1-Formation. Die beiden Angreifer stellen keinen konträren Part zum jeweils anderen dar, so wie einst Hoffer an der Seite des großgewachsen, bulligen Stefan Maierhofer, sondern verkörpern denselben Spielertypus. Sowohl der 27-jährige Österreicher als auch Pohjanpalo versuchen sich ins Kombinationsspiel der Düsseldorfer einzubinden, lassen sich aber bei weitem nicht so oft ins Mittelfeld fallen wie zum Beispiel die Bochumer Tormaschine Simon Terodde. (20,63 bzw. 22,5 gegenüber 35,78 durchschnittliche Ballkontakte).

Zieht man allerdings in Betracht, dass der Finne diesen Wert, bedingt durch seine bisherige Jokerrolle, mit wesentlich weniger Einsatzzeit erreichte, wird deutlich: er investiert etwas mehr ins Kombinationsspiel als Hoffer. Augenscheinlich wird dies auch anhand der Partie gegen den 1. FC Heidenheim, als Pohjanpalo bei seinem 30-minütigen Einsatz mit 19 Ballkontakten einen mehr aufwies, als Hoffer in der gesamten ersten Stunde des Spiels.

Jedoch gebietet es sich natürlich, bei derartigen Vergleichen, das Momentum der Begegnung zu berücksichtigen. Dieser relativ hohe statistische Wert des Jungspunds kommt nicht zuletzt auch deshalb zustande, weil die Fortuna nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich des 1. FCH ihre Offensivbemühungen noch einmal verstärkte, die Schlagzahl erhöhte. Der Joker erzielte schließlich das siegbringende 3:2.

Ein Faktor belegt ungeachtet so mancher Parallele allerdings eindrucksvoll, warum die Wahl Recks im nächsten Spiel fast nur auf Pohjanpalo fallen kann: Der Youngster besticht mit gnadenloser Effektivität, hält nun bei sechs Saisontoren, für die er nur 13 Chancen benötigte. Daraus folgt, dass es Pohjanpalo alle 52 Minuten in des Gegners Gehäuse klingeln lässt. Mit diesem statistischen Topwert lässt er die effizientesten Bundesligastars Okazaki, Elyounoussi und Lewandowski weit hinter sich. Wenn es läuft, dann läuft’s!

Zum Vergleich: Hoffer münzte zwölf Gelegenheiten in drei Volltreffer um. Er dreht alle 164 Spielminuten zum Torjubel ab.

Natürlich profitierte der Angreifer von Patzern der gegnerischen Defensive, doch auch der Ex-Rapidler erzielte seinen Doppelpack gegen Aue unter freundlicher Mithilfe der Erzgebirgler.

Pohjanpalo hat schon gezeigt, dass er auch hervorragende Jokerqualitäten aus dem Hut zaubern kann, traf als Kurzarbeiter bisher zweimal.

Ein Nachweis, den Hoffer bislang noch nicht erbringen konnte, in zwei Wochen gegen St.Pauli wird er womöglich wieder Gelegenheit dazu bekommen…

Darmstädter Defensivverbund mit rabenschwarzem Tag und katastrophalen Eigenfehlern

Die Darmstädter Hintermannschaft machte es dem 20-jährigen Finnen aber auch nur allzu leicht, die Viererkette erwischte einen rabenschwarzen Tag. Allen voran der Nebenmann von Kapitän Sulu in der Innenverteidigung, der routinierte und zweitligaerfahrene Romain Brégerie, stand völlig neben sich. Neben 17 geglückten Zuspielen standen in 45 Minuten acht Fehlpässe zu Buche, das entspricht einer Fehlerquote von 32 %. Bedenkt man, dass dieser hohe Wert in lediglich einer Spielhälfte zustande gekommen ist, kann aus Sicht des 28-Jährigen getrost von einem Tag zum Vergessen gesprochen werden.

Sein als Rückpass zu Keeper Mathenia gedachter Ball verhungert komplett, Pohjanpalo geht dazwischen und schlägt die Einladung nicht aus. Ein derartig schlimmer Fauxpas sollte einem Mann seiner Klasse eigentlich nicht unterlaufen. Coach Dirk Schuster erlöste den Franzosen folgerichtig zur Pause.

Schon beim 1:0 war Dreifachtorschütze Pohjanpalo Nutznießer eines Abwehrfehlers, als Holland einen Pass von Bellinghausen abfängt, das Leder aber nicht unter Kontrolle bringen kann und schließlich den Zweikampf gegen Da Silva Pinto verliert.

Bitter für den jungen Darmstädter Torhüter Mathenia, der von den Vorderleuten komplett in Stich gelassen wurde – bekam seine bis dahin in Heimspielen weiße Weste, er war 371 Minuten ohne Gegentor geblieben – doch erste Flecken.

Stärke bei Standards kaschiert gewisse Defizite im Offensivspiel

Die Aufsteiger aus Darmstadt sind die Standardkaiser der Liga. Bereits sieben Treffern nach ruhenden Bällen bejubelten Kempe und Co., vor allem Corner zählen zu ihren Spezialitäten. Somit resultierte die Hälfte aller „Lilien“-Treffer aus Standardsituationen. Aus dem Spiel heraus mangelt es des Öfteren an der Präzision im Spielaufbau, nur 67,37% aller Zuspiele fanden den Weg zum gewünschten Empfänger, bei nur 1633 gespielten Pässen ein durchaus ausbaufähiger Wert. Zur weiteren Untermauerung dieser These sei erwähnt, dass Sechser Jerome Gondorf gegen die Fortuna 16 Abspielfehler unterliefen, einem Akteur, der gemäß seiner Position für gewöhnlich in der Spieleröffnung Verantwortung übernehmen sollte.

Zum Vergleich: Die in dieser Kategorie schwächsten Düsseldorfer Liendl und Bellinghausen, auch beide in ordnenden Positionen tätig, hatten zehn Fehlpässe zu verzeichnen. Dahinter folgt überraschenderweise Goalie Michael Rensing mit neun Zuspielen zum Gegner.

Natürlich gelangen zentrale Mittelfeldspieler häufiger in Besitz des Spielgeräts als eine Vielzahl ihrer Mitstreiter und werden vom Gegner zumeist als erste angepresst um eine kontrollierte, geordnete Spieleröffnung schon im Keim zu ersticken. Dass so bei der Verteilung des Leders der eine oder andere Fehler passiert, wird kaum zu vermeiden sein. Der bekannt konterstarken Reck-Elf derartig viele Bälle in die Füße zu spielen, ist trotzdem alles andere als ratsam.

darmstadt_passqualitaetAufgrund der Schwierigkeiten im Aufbau mittels Kurzpasspiel, operiert Darmstadt auch immer wieder schon im Spielaufbau mit hohen lang geschlagenen Pässen auf Sturmtank Stroh-Engel. Der 28-Jährige hat mit seinem Gardemaß von 197 cm nicht selten die Lufthoheit inne und sichert die Bälle, bis seine Mitspieler entsprechend nachrücken. Doch auch dieses taktische Mittel entfaltete gegen Düsseldorf nur wenig bis gar keine Wirkung: Von 39 lang geschlagenen Passes (vornehmlich von der linken Abwehrseite und aus dem zentralen Mittelfeld, wie unsere Grafik gut verdeutlicht) vermochte der Aufsteiger rund ein Drittel in den eigenen Reihen zu halten, die große Mehrzahl an Versuchen (hellgrün gekennzeichnet) aber hatte leichtfertige Ballverluste zur Folge.

Die sonst über die Flügel so aktiven „Lilien“ schafften es nicht, die Düsseldorfer über die Seiten zu knacken, die „Fortunen“ ließen kaum hohe Hereingaben in den Sechzehner zu. Fünf Flankenbälle, allesamt ungefährlich, stellen eine magere Ausbeute dar.

Fazit

Eklatante individuelle Fehler im Defensivverhalten, sowie ein eiskalter Pohjanpalo machen es Dirk Schusters Mannen unmöglich, gegen auswärts bärenstarke Reck-Schützlinge zu reüssieren. Da hilft selbst die überragende Zweikampfbilanz von Kapitän Sulu, er entschied 70,8% seiner Duelle für sich und brachte beachtliche 83,7% seiner Pässe an den Mann, letztlich herzlich wenig.

David Kühhas

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