Die deutsche Fußballliga demonstriert einmal mehr, wie eine professionelle Vergabe der medialen Übertragungsrechte auszusehen hat und sollte hier der heimischen Bundesliga als Vorbild dienen,... Vorbild für Österreich: Die Ausschreibung der DFL-Medienrechte

Die deutsche Fußballliga demonstriert einmal mehr, wie eine professionelle Vergabe der medialen Übertragungsrechte auszusehen hat und sollte hier der heimischen Bundesliga als Vorbild dienen, die bei der letzten Rechtevergabe vor zwei Jahren alles andere als einen professionellen Eindruck hinterlassen hat. Wie in Österreich, laufen auch in Deutschland die bestehenden Verträge nach der kommenden Saison aus, bei unseren Nachbarn wurden allerdings bereits jetzt die Ausschreibungsmodalitäten publik gemacht, da man die gesamte Vergabe bis Ende April abgewickelt haben möchte. Die neuen Verträge werden für vier Spielzeiten abgeschlossen.

Derzeit lukriert die DFL (dazu zählen die 1. und 2. Bundesliga) im Durchschnitt 412 Millionen Euro jährlich, diesen Betrag möchte man auf etwa 450 Millionen steigern, wobei die Hoffungen insbesondere auf dem Sektor der neuen Medien ruhen.

Dieser Tage wurden die einzelnen Rechtepakete und Vergabemodalitäten der Öffentlichkeit vorgestellt, welche auf den ersten Blick gleichermaßen durchdacht wie komplex erscheinen. Ebenfalls wurde verlautbar, dass es zu keiner Änderung der Anstoßzeitenstruktur kommen werde, abgesehen davon, dass die Spiele der 2. Bundesliga am Freitag nun erst um 18:30 und damit eine halbe Stunde später als bisher beginnen werden. Damit springt man nicht auf den Zug der Salamispieltage auf, wie man es etwa in Spanien praktiziert, wo vor wenigen Jahren noch zahlreiche Spiele der Primera División parallel am Sonntag um 17:00 stattgefunden haben, was heute nicht mehr der Fall ist, da man die Runden komplett aufgesplittet hat, um höhere Erlöse zu erzielen.

Drei Verbreitungswege und drei Pakete

Die Rechte werden für drei Verbreitungswege ausgeschrieben: Broadcast, worunter das „klassische“ Fernsehen mit den Empfangswegen Satellit, Kabel und Terrestrik fällt, Netcast I (IPTV) und Netcast II (Web- und Mobile-TV).

Für die Sparte der Liveübertragungen wurden drei Rechtepakete ausgearbeitet, die als „Gold“, „Silber“ und „Bronze“ bezeichnet werden.

Das goldene Paket enthält vier Spiele am Samstag um 15:30 (inklusive dem First-Pick-Recht), eines am Samstag um 18:30 sowie die Partie am Sonntag um 17:30. Dazu sind auch noch alle Konferenzen enthalten, was insgesamt etwa 200 Saisonspiele ergibt.

Im silbernen Paket sind pro Runde zwei Spiele enthalten, nämlich der Second-Pick am Samstag um 15:30 sowie die Begegnung am Sonntag zu selbiger Uhrzeit.

Das Bronze-Paket enthält schlussendlich das Spiel am Freitagabend bzw. wenn dieses aus terminlichen Gründen entfallen sollte, die zweite Partie am Sonntag um 17:30.

Vertikal und horizontal

Darüber hinaus werden das Paket Bundesliga-Free angeboten, das pro Jahr sieben Spiele enthält, sowie die Rechte der 2. Bundesliga für den Pay- und Free-TV-Bereich.

Unternehmen können sich sowohl die Rechte eines Pakets auf allen drei Verbreitungswegen sichern (vertikales Rechtebündel), als auch sämtliche Spiele aller Pakete auf nur einem Übertragungsweg (horizontales Rechtebündel).

Für diese einzelnen Rechtebündel wurden seitens der DFL intern Mindestpreise festgelegt. Sollte ein Interessent diese Summe überbieten, erhält er automatisch den Zuschlag. Ist dies bei mehreren Bietern der Fall oder die Grenze wird gar nicht übertroffen, kommt es zu einer zweiten Bieterrunde.

Die Internet-Sportschau

Für den meisten Diskussionsstoff sorgte im Vorfeld jedoch die Ausschreibung der Highlightrechte, da es hierbei erstmals dazu kommen könnte, dass die Spielberichte zuerst nicht im Fernsehen, sondern im Internet gezeigt werden („Internet-Sportschau“).

Seitens der DFL wurden hierfür zwei Szenarien ausgearbeitet. Das klassische entspricht der aktuellen Situation mit Highlights von 18:30 – 20:15 am Samstag  (derzeit ARD) sowie von 21:15 – 23:00 am Sonntag (derzeit dritte Programme der ARD).

Hingegen sieht das Szenario „Neue Medien“ vor, dass am Samstag die Bilder im Free-TV erst ab 21:45 laufen, während von 19:00 – 20:15 die Netcast II-Medien (Web- und Mobile-TV) die ersten Spielausschnitte zeigen dürfen. Für den Sonntag sieht dieses Szenario Bilder im Free-TV zwischen 19:00 und 20:15 vor.

Es darf mit Spannung erwartet werden, ob sich die Vereine für den bisherigen Weg entscheiden werden, der fraglos breitere Teile der Bevölkerung erreicht oder auf den Zug der neuen Medien aufspringen.

Yahoo sagt ab

Insgesamt meldeten sich rund 45 Interessenten bei der DFL, von denen nach gründlicher Überprüfung ein Drittel zum Bieterverfahren, dessen erste Runde bis zum 2. April läuft, zugelassen wurde. Darunter fallen fraglos Sky und die Telekom, die sich die Liverechte sichern wollen, dazu ARD, ZDF und Sport1 als aktuelle Rechteinhaber sowie weitere Medienunternehmen, wie vermutlich ProSiebenSat1 und die RTL Group.

Yahoo dementierte hingegen dieser Tage sein Interesse an den Rechten der Internet-Sportschau, da diese nicht zu finanzieren seien. Sehrwohl sei man hingegen an Zusammenfassungen als Pay-Content eine Stunde nach Spielschluss bzw. als Free-Content ab Mitternacht interessiert.

Fazit

Wer auch immer schlussendlich den Zuschlag für die diversen Pakete und Szenarien erhalten wird, die DFL demonstriert, wie man eine Rechteausschreibung nach modernen Standards durchführt. Es bleibt zu hoffen, dass die Vertreter der österreichischen Bundesliga sich daran ein Beispiel nehmen, denn der letzte Vergabeprozess hierzulande war, was die Unprofessionalität angeht, kaum zu überbieten.

Zunächst wurden die Rechte überhaupt nicht ausgeschrieben und mit Sky alleine verhandelt, danach rasch eine Ausschreibung nachgeholt, die dann erst wieder verworfen wurde, um den Prozess gänzlich von vorne zu starten. Und auch Aussagen wie jene, die Rapid-Manager Kuhn getätigt haben soll („Wenn die Rechte nicht an den ORF gehen, geben wir sie nicht her“) sind gewiss alles andere als förderlich, um attraktive Preise zu erlösen. Die Bundesliga erhofft sich eine Steigerung der Erlöse von aktuelle etwa 17,5 auf über 20 Millionen Euro jährlich.

OoK_PS, abseits.at

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