„Die Reise nach Jerusalem“ ist uns aus Kindheitstagen vielleicht noch ein Begriff: zu wenig freie Plätze für die bestehende Nachfrage! Englands Tabellenspitze duelliert sich... England: Sechs Kandidaten, drei freie CL-Plätze

_England Premier League„Die Reise nach Jerusalem“ ist uns aus Kindheitstagen vielleicht noch ein Begriff: zu wenig freie Plätze für die bestehende Nachfrage! Englands Tabellenspitze duelliert sich um die hinter Chelsea noch drei freien Plätze für die Reise in die millionenschwere europäische Königsklasse. Abgesehen von den „Blues“, die sich einen der Top-Vier-Plätze nicht mehr nehmen lassen werden, hegen gleich sechs Mannschaften berechtigte Hoffnungen. Mindestens eine kleine, eher sogar „die“ Vorentscheidung wird im stressigen April fallen. Sechs reguläre Spieltage und teilweise noch eine Nachtragpartie hat da die Liga für die Teams angesetzt. Und übrigens: Bei einer für England erfreulichen Spezialkonstellation, könnte schlussendlich erstmals sogar  der vierte Tabellenplatz nicht für die Königsklasse reichen. Dazu aber später mehr, zuerst werfen wir einen Blick zu den sechs Vereinen, mit Champions-League-Ambitionen.

Tottenham (Ausgangssituation: 2. Rang: 28 Spiele, +34 Tore, 59 Punkte)

Mit bereits sieben Punkten Vorsprung auf Rang fünf liegt das Champions-League-Ticket eigentlich schon abholbereit an der White Hart Lane. Doch Arsenal und Manchester United könnten mit einem Spiel weniger den Abstand zumindest verkürzen. Jetzt folgen zwei Auswärtsspiele bei der Heimmacht Burnley und den abstiegsbedrohten Schwänen aus Swansea – beides keine Selbstläufer. Dazu fehlt Toptorjäger Harry Kane (Knöchelverletzung) ebenso wie Erika Lamela (Hüftprobleme). Zuletzt machte dies aber der temporeichen Offensivmaschinerie wenig aus: es setzte gleich drei Siege am Stück. Und auch kein Team spielt ihre Matches so konsequent zu Ende: nach 19 Führungen gab es 17 Mal den Dreier. Die europäische Belastung ist nun auch vorbei, nur mehr der FA-Cup lenkt vom Ligaalltag ab. Als Zweiter darf man natürlich auch noch Richtung Meisterschaft schielen, mit bereits zehn Zählern Rückstand auf das souveräne Chelsea, hat das Absichern der Champions-League-Ränge vorerst einmal oberste Priorität.

Das April-Programm im Detail: Burnley (A/1.4.), Swansea (A/5.4.), Watford (H/8.4.), Bournemouth (H/15.4.), Leicester (A/23.4. – wird verlegt) Chelsea (FA-Cup – 23.4.), Crystal Palace (A/26.4.), Arsenal (H/30.4.)

Manchester City (3. Rang: 28 Spiele, +24 Tore, 57 Punkte)

Die Sky-Blues sind nun bereits seit sieben Spielen ungeschlagen, zuletzt reichte es nur zu zwei Punkteteilungen. Auf die Mannschaft aus dem Etihad-Stadium warten die nächsten Tage Arsenal und Chelsea, ehe nach drei vermeintlichen Pflichtaufgaben das große Stadt-Derby ansteht. Ballbesitz wird dabei wieder Trumpf sein. Keine Mannschaft spielt mehr Pässe und nur Liverpool hat eine Spur mehr Ballkontakte. Top-Vorbereiter Kevin De Bruyne klagt über Leistenprobleme und könnte fehlen, ebenso wie die Langzeitverletzten Gabriel Jesus (Mittelfußbruch) und Ilkay Gündogan (Kreuzbandriss). International kam wieder das frühe Out, dieses Mal gegen Monaco. Über zu viel Glück können sich die „Citizen“ in der Liga auch nicht erfreuen, 16-mal Aluminium ist der „Top-Pechwert“ der Liga. Aber das positives Omen zum Schluss: Pep Guardiola verpasste als Trainer überhaupt noch nie die Qualifikation zur Champions League.

Das April-Programm im Detail: Arsenal (A/2.4.), Chelsea (A/5.4.), Hull (H/8.4.), Southampton (A/15.4.), West Brom (H/22.4. – wird verlegt), Arsenal (FA-Cup – 23.4.), Manchester Utd (H/27.4.), Middlesbrough (A/30.4.)

Liverpool (4. Rang: 29 Spiele, +25 Tore, 56 Punkte)

Nachdem man im Pannen-Jänner die Meisterschaftsträume in den Wind schoss, müssen die „Reds“ nun nach dem starken Saisonstart wenigstens die Champions-League-Plätze über die Ziellinie bringen. Von den direkten Konkurrenten steht nur mehr das Derby gegen Everton am Spielplan, mit dem wird die heiße Saisonphase am Samstagmittag auch gleich standesgemäß eröffnet werden. Sonst spielt man nur mehr gegen Mannschaften aus dem Mittelfeld oder der unteren Tabellenregion. Doch gerade gegen diese meist defensiver eingestellten Mannschaften tut sich die Torfabrik der Liga besonders schwer und gibt immer wieder leichtfertig zu viele Punkte ab. Ebenso inkonsequent geht man mit Führungen um, von deren 22 wurden nur 16 über die Zeit gebracht. Somit hat sich der heuer von europäischen Mehrfachbelastungen befreite FC Liverpool selbst und leichtfertig um eine bessere Ausgangslage gebracht, da niemand in den direkten Duellen so fleißig gepunktet hätte (19 Punkte). Personaltechnisch muss Klopp improvisieren: Kapitän Jordan Henderson ist nach einer Fußverletzung ebenso fraglich wie Daniel Sturridge (Hüftprobleme), fix nicht dabei sind der langzeitverletzte Danny Ings (Kreuzband) und der angeschlagen vom Team zurückgekehrte Adam Lallana.

Das April-Programm im Detail: Everton (H/1.4.), Bournemouth (H/5.4.), Stoke (A/8.4.), West Brom (A/16.4.), Crystal Palace (H/23.4.), Watford (A/1.5.)

Manchester United (5. Rang: 27 Spiele, +19 Tore, 52 Punkte)

Die Mourinho-Mannschaft geht mit breiter Brust – dank der stolzen Serie im Rücken – in die heiße Phase: seit nun bereits 18 Spielen ist man unbesiegt. In dieser Saison musste man sich generell erst dreimal geschlagen geben, doch die vielen Unentschieden (10) verhindern die bessere Ausgangsposition. Negativpunkt bei United ist heuer das Tore-Schießen. Für die 42 Ligatore (die wenigsten der direkten Konkurrenten) benötigte man 170 Versuche – heißt nur 12,9 % der Chancen landen im Tor, damit ist man das mit Abstand ineffizientes Team aus der oberen Tabellenregion. Jetzt stehen erstmal zwei Heimspiele an, ob da der 80 Millionen-Star Paul Pogba dabei ist, ist fraglich. Den Franzosen plagen Oberschenkelprobleme. Doch neben der Liga gibt es noch die zweite Option für das begehrte Ticket, nämlich die auf der Insel oft geschmähte Europa League. Gewinnt man das Turnier, gibt’s neben einen hübschen Pokal auch gleich einen Startplatz für die kommende Saison in der Königsklasse. Doch damit haben die „Red Devils“ auch das dichteste Programm aller Teams im April, neun Partien stehen binnen 30 Tage am Kalender. Das heißt im April durchgehend „englische Wochen“ für den englischen Rekordmeister.

Das April-Programm im Detail: West Brom (H/1.4.), Everton (H/4.4.), Sunderland (A/9.4.), Anderlecht (EL – A/13.4.), Chelsea (H/16.4.), Anderlecht (EL – H/20.4.) Burnley (A/23.4.), Manchester City (A/27.4.), Swansea (H/30.4.)

Arsenal (6. Rang: 27 Spiele, +22 Tore, 50 Punkte)

Der Formpfeil zeigt ebenso wie die Begeisterung um Langzeit(erfolgs)coach Arsene Wenger nach unten. Zuletzt setzte es zwei Niederlagen am Stück, von den letzten acht Spielen wurden gleich vier verloren. Dem Stammgast Arsenal droht damit erstmals nach 19 Teilnahmen in Serie (!) die ungewohnte Zuschauerrolle in der Königsklasse. Vorerst aber, stehen im April drei Derbies, ein Duell gegen Manchester City und den amtierenden Meister am Programm. Da nicht dabei sein wird Santi Cazorla, der fehlt nach einer Knöchel-Op. Finden die Gunners nicht wieder in die Spur zurück, könnte die Saison schon vorzeitig abgeschrieben werden. Grund zum Optimismus bleibt aber trotzdem, immerhin sind die Gunners das effizientes Team: 20,6 % der Schüsse landen im Tor. Andererseits vergeigte man schon nach 19 Führungen 3 x das Spiel komplett. Der angezählte Trainer will in den nächsten Wochen auch seine – anscheinend schon getroffene – Entscheidung um seine Zukunft öffentlich machen. Spannende Tage also, die den – oft leidgeprüften – Gunners-Fans ins Haus stehen.

Das April-Programm im Detail: Manchester City (H/2.4.), West Ham (H/5.4.), Crystal Palace (A/10.4.), Middlesbrough (A/17.4.), Sunderland (H/22.4. – wird verlegt) Manchester City (FA-Cup – 23.4.), Leicester (H/26.4.), Tottenham (A/30.4.)

Everton (7. Rang: 29 Spiele, +21 Tore, 50 Punkte)

Unverhofft kommt oft. Die beste Mannschaft im Kalenderjahr 2017 greift jetzt plötzlich in den Kampf um die begehrten Plätze wieder mit ein. Die „Toffees“ haben heuer sieben der zehn Spiele gewonnen, dabei die meisten Tore erzielt (26) und die wenigsten kassiert (7). Mit bereits mehr absolvierten Spielen als die direkte Konkurrenz, ist der erste Blick auf die schiefe Tabelle aber etwas verzerrt. In den nächsten Tagen trifft man auf zwei direkte Konkurrenten, also wird man wohl schon Mitte nächster Woche wissen, ob es ein Sechskampf um die drei freien Plätze bleibt. Entscheidend dabei einwirken werden offensiv Romelu Lukaku, der mit 21 Treffern die Torjägerliste anführt und defensiv Idrissa Gueye, der mit 106 Tackles am effizientesten in der Liga abräumte. Ein anderer Schlüsselspieler wird aber nicht mehr dabei sein. Die verbleibende Saison wird man ohne Rechtsverteidiger Seamus Coleman auskommen müssen, dem nach einer bösen Attacke im Länderspiel gegen Wales das Bein gebrochen. Auch Linksaußen Yannick Bolasie fehlt nach einer Knie-Operation noch länger aus. Doch wer weiß, wen Koeman dank der professionellen Nachwuchsarbeit im Verein und dem Geschick am Transfermarkt wieder aus der zweiten Reihe ins Geschehen werfen wird. Vielleicht wird es Jahr wirklich das Jahr der Toffee’s, inklusive Krönung Ende Mai mit einem Champions League Platz?

Das April-Programm im Detail: Liverpool (A/1.4.), Manchester Utd (A/4.4.), Leicester (H/9.4.), Burnley (H/15.4.), West Ham (A/22.4.), Chelsea (H/30.4.)

Maximal fünf Teilnehmer

Da pro Land übrigens „nur“ maximal fünf Teilnehmer erlaubt sind, könnte dies bei einer Spezialkonstellation auf Kosten des Liga-Vierten gehen. Würden nämlich heuer beide Europacups (Leicester Champions- bzw. Manchester United Europa League) von Engländern gewonnen werden und beide wären nicht unter den Top-4 der Liga, bleiben die drei freien Plätze für das Toptrio der Abschlusstabelle über. Heißt dann konkret: Der Viertplatzierte schaut durch die Finger und wäre dann der große Verlierer.

Werner Sonnleitner, abseits.at

Werner Sonnleitner

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