Der Tabellenführer aus Manchester empfängt den FC Everton im „Theatre of dreams“, dem Old Trafford. Der aus Liverpool stammende Verein ist aber längst nicht... Manchester United trifft auf Angstgegner Everton

Manchester United FCDer Tabellenführer aus Manchester empfängt den FC Everton im „Theatre of dreams“, dem Old Trafford. Der aus Liverpool stammende Verein ist aber längst nicht mehr nur Zaungast und hat den großen roten Stadtrivalen sportlich bereits überholt. Auch Manchester United hat nach den letzten Partien gegen Everton allen Grund sich zu fürchten.

 

 

Angstgegner

Manchester United trifft am 26. Spieltag auf seinen neuen Angstgegner aus Liverpool. Wenn Mark Halsey am Sonntag um 17 Uhr (MEZ) mit seiner Trillerpfeife die Partie startet, steht aber nicht wie man vermuten könnte der FC Liverpool auf dem Rasen des Old Trafford. Es ist der FC Everton, der vermeintlich kleine Verein aus der englischen Metropole. Doch Everton hat den “großen Bruder” längst überholt. Derzeit findet sich der Verein auf einem Qualifikationsplatz für die Europa League wieder und hat vor diesem Spieltag sechs Punkte Vorsprung auf den “großen” FC Liverpool. Das United die Truppe von David Moyes nicht unterschätzen darf zeigen die letzten Aufeinandertreffen der beiden englischen Premier-League-Teams. Am ersten Spieltag sorgte der FC Everton für die erste große Überraschung der noch jungen Saison. Völlig verdient schickten die Toffees den Rekordmeister mit der ersten Saisonniederlage wieder zurück nach Manchester. Damals gewann die Elf aus Liverpool mit einem 1:0 zu Hause und versalzte Sir Alex Ferguson ordentlich die Suppe. Marouane Fellaini erzielte per Kopf den Siegestreffer, nach Vorlage des Ex-Red-Devils Darron Gibson. Auch der Stareinkauf Robin van Persie konnte nach seiner Einwechslung nicht mehr die Niederlage abwenden. Der Fehlstart für United war also perfekt, jedoch kam diese Auswärtsniederlage nicht überraschend. Schon in den letzten Jahren avancierte der FC Everton zum Angstgegner von United.

Kontinuität

Doch was verbindet diese Vereine eigentlich miteinander? Es ist mit Sicherheit die Kontinuität auf der Trainerposition. Altmeister Sir Alex Ferguson lenkt United bereits seit 26 Jahren und ist in dieser Zeit zum erfolgreichsten Clubtrainer der Welt aufgestiegen. Seine Erfolgstories füllen ganze Bücher. Nach dem Triple aus Champions League, Premier League und FA Cup wurde er persönlich von der Queen zum Sir geschlagen. Auf der anderen Seite steht David Moyes, ebenfalls ein Schotte, der seit elf Jahren nun schon Cheftrainer des FC Everton ist. Im heutigen Fußballalltag eher eine Seltenheit, dass Fußballtrainer so lange einem Verein treu bleiben “können”. Doch David Moyes konnte mit Everton überzeugen, der Schotte schaffte es immer wieder mit einem verhältnismäßig kleinen Budget eine gute Mannschaft zu formen. In den zehn Spielzeiten unter Moyes schaffte es der FC Everton acht Mal unter die Top-Ten. Höhepunkt war der vierte Platz in der Saison 2004/05. In den Spielzeiten 2007/08 und 2008/09 schaffte es die Truppe von David Moyes jeweils auf den fünften Tabellenrang. Im Jahr 2009 erreichten die Toffees sogar das Finale im FA Cup. Nach Siegen gegen Aston Villa, Manchester United und den Erzrivalen FC Liverpool musste man im Finale gegen den FC Chelsea antreten. Dort verlor David Moyes mit seiner Mannschaft jedoch mit 1:2 und somit wartet Everton immer noch auf den ersten Titel seit 1995. Damals konnte man den FA-Cup und den englischen Supercup gewinnen. Dieses Jahr schaut es ähnlich rosig aus für den neunmaligen Gewinner der englischen Meisterschaft. Mit 42 Punkten aus 25 Spielen liegt die Moyes-Truppe derzeit auf dem fünften Tabellenrang. Nur drei Punkte von einem möglichen Champions-League-Qualifikationsplatz entfernt.

Everton als Stolperstein zur Meisterschaft

Zu Ostern 2012 waren sich alle Experten sicher: Manchester United würde den 20. Meisterschaftstitel einfahren und den Abstand auf den ewigen Rivalen, den FC Liverpool, erneut ausbauen. Die Reds halten derzeit bei 18 englischen Meisterschaften. Damals hatten die Red Devils acht Punkte Vorsprung auf den Stadtrivalen City. Bei noch sechs Partien schien der Abstand ausreichend um wieder die Premier League zu gewinnen. Nach dem frühen Aus in der Champions League wäre die Meisterschaft Balsam für die verletzte United-Seele gewesen. Doch es kam alles anders als erwartet. Knackpunkt der Meisterschaft war das Heimspiel gegen den FC Everton am 35. Spieltag. United konnte zwei Mal mit je zwei Toren Vorsprung in Führung gehen. Nach Toren von Danny Welbeck, Nani und einem Doppelpack von Berufstorjäger Wayne Rooney führte die Elf von Alex Ferguson mit 4:2 im heimischen Old Trafford. Es fehlten nur noch 20 Minuten für einen ganz wichtigen Sieg- der 20. Titel schien in Reichweite zu sein. Doch United verspielte den Vorsprung und kassierte innerhalb von nur zwei Minuten den Ausgleich. Ex-Rapidler Nikica Jelavic und Steven Pienaar trafen in der 83. und 84. Minute mitten ins Herz der United-Anhänger. Somit verlor Manchester ganz wichtige Punkte im Kampf um die Meisterschaft. Später verlor man auch das Derby gegen City mit 0:1 und in Folge dessen gewannen die “noisy neighbors”, wie City von den United Fans genannt werden, die erste Meisterschaft seit 33 Jahren. Der Rest ist Geschichte. City gewann in einem spannenden Finish durch zwei Tore in der Nachspielzeit die Meisterschaft. Erst in letzter Sekunde sicherte Aguero mit einem Tor in der 93. Minute gegen die Queens Park Rangers im heimischen Etihad-Stadium den Titel. Am Ende gewann Manchester City aufgrund der besseren Tordifferenz – United verspielte acht Punkte Vorsprung innerhalb von nur sechs Spieltagen. Der Anfang vom Ende war das Unentschieden gegen die Herren vom FC Everton.

Kein Neuland für United

Dass Everton gut für späte Tore ist musste United auch schon in der Saison 2010/2011 auf bitterem Wege erfahren. Damals führte die Elf von Ferguson mit einem 3:1 im Goodison Park, der Heimstätte von Everton. Es ging in die Nachspielzeit der zweiten Spielhälfte, United versuchte das Spiel zu kontrollieren. Everton warf alles nach vorne und wurde am Ende belohnt. Zuerst traf Tim Cahill per Kopf zum Anschlusstreffer und verkürzte auf 2:3. Darauf folgte eine letzte Schlussoffensive der Gastgeber. Der Spanier Mikel Arteta schoss die Toffees in den siebten Himmel. Der heute bei Arsenal unter Vertrag stehende Arteta besiegelte per Rechtschuss den Ausgleich und brachte den Goodison Park zum Beben. Ein weiteres bitteres Erlebnis für den Rekordmeister gegen den neuen Angstgegner Everton. Ob sich die Geschichte am Sonntag wiederholt wird sich zeigen. Starspieler Fellaini ist fraglich bei Everton und wird Moyes vermutlich nicht zu Verfügung stehen. Gerade aber der großgewachsene Belgier brachte die United Defensive immer wieder ins Wanken und stellte die Innenverteidiger vor große Probleme. Seit dieser Saison rückte Fellaini aus dem defensiven Mittelfeld nach vorne und kommt nun als offensiven Mittelfeldspieler oder als hängende Spitze zum Zug. Im Strafraum wird er mit langen Flanken gefüttert und gibt dort per Kopf auf seine Mitspieler ab, oder vollendet selber. Falls der Belgier fit sein sollte, wird Sir Alex Ferguson einen Plan brauchen um den Nationalspieler auszuschalten, denn fast alle Offensivaktionen laufen über den 25-Jährigen. Die beiden Teams konnten den Fans in letzter Vergangenheit immer etwas bieten und auch die Partie am Sonntag verspricht spannend zu werden. United will den Vorsprung auf City verteidigen und weiter punkten. Everton könnte aber wieder zum Stolperstein werden, wer weiß?

Michael Putz, www.abseits.at

Michael Putz

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