In den internationalen Top-Ligen tummeln sich einige höchstinteressante Fußballer, die allerdings von den absoluten Superstars in den Schatten gestellt werden und deshalb oft nicht... Nicht im Rampenlicht, aber trotzdem interessant (1) – Premier League

Premier League

In den internationalen Top-Ligen tummeln sich einige höchstinteressante Fußballer, die allerdings von den absoluten Superstars in den Schatten gestellt werden und deshalb oft nicht genug Beachtung finden. In einer vierteiligen Serie schenken wir diesen Spielern die mehr als verdiente Aufmerksamkeit.

Den Beginn der Serie macht – gemäß der Platzierung in der UEFA-Fünfjahreswertung – die englische Premier League. Ihr Markenzeichen waren lange Zeit die sogenannten Big Four Arsenal, Chelsea, Liverpool und Manchester United. Die Vormachtstellung dieser Vereine fand aber in den letzten Jahren ihr Ende. Obwohl bzw. gerade weil die Spitze nun breiter aufgestellt ist, schimmern abseits der Top-Klubs nun immer mehr potenzielle zukünftige Stars hervor.

Michu

Angriff | 26 Jahre | Swansea City

Schon jetzt lässt sich sagen, dass Swansea City im Sommer mit Miguel Perez Cuesta – kurz Michu – einen außergewöhnlich guten Transfer getätigt hat. „Michael Laudrup pickt sich die Rosinen heraus und dieser Michu war eine erstklassige Wahl“, sagte Manchester Uniteds Manager Sir Alex Ferguson im Rahmen des Duells mit den Swans. „Nur zwei Millionen Pfund und ich habe noch nie vom ihm gehört. Ich sollte ein Wörtchen mit meiner Scouting-Abteilung reden.“ Passend zu diesem Bild erzielte der Spanier beim 1:1 gegen den englischen Rekordmeister auch noch den Ausgleich.

Im ballbesitzorientierten 4-2-3-1-System von Laudrup spielt Michu entweder selbst an vorderster Front oder gegebenenfalls hängend hinter dem Solostürmer. Trotz seiner Größe weiß der 26-Jährige auch mit seinen Füßen umzugehen und ist vor dem Tor eiskalt. Aktuell rittert Michu mit namhaften Stars wie Robin van Persie oder Luis Suarez um die Torjägerkanone.

Warum aber gelang ihm der Durchbruch erst in den Mittzwanzigern? Wichtig, so Jose Ramon Sandoval, Michus Trainer bei Rayo Vallecano, sei seine Entscheidungen gewesen 2010 nicht zu Sporting Gijon zu wechseln, da er Oviedo-Fan ist. Dass Michu einen lukrativen Langzeitvertrag beim Erzrivalen seines Herzensklubs ausschlug, hätte ihm seinen steilen Karrieresprung kosten können, aber nur ein Jahr später holte ihn Sandoval ablösefrei zu Rayo Vallecano. Beim frischgebackenen Aufsteiger erzielte er in 37 Spielen 15 Tore und zog im Sommer für vergleichsweise wenig Geld weiter auf die Insel. Bei Swansea, so scheint es, ist Michu aber auch nur auf der Durchreise, denn mit jedem weiteren Tor steigt das Interesse der Spitzenvereine.

Moussa Dembele

Mittelfeld | 25 Jahre | Tottenham Hotspur

Nach langem Hin und Her wechselte Luka Modric im Sommer zu Real Madrid und hinterließ bei Tottenham ein großes Loch, denn bei den Spurs war der Kroate der Dreh- und Angelpunkt im zentralen Mittelfeld. Die Spurs waren jedoch auf den Abgang ihres Starspielers vorbereitet und stellten wenig später mit Moussa Dembele einen neuen Zentrumspieler vor. Der Belgier wechselte für kolportierte 15 Millionen Pfund von Fulham an die White Hart Lane und war von Beginn bestrebt Vergleiche mit Modric zu vermeiden.

Obwohl er dies ständig betont sind derartige Verweise nahezu unausweichlich. Dembele und Modric mögen zwar unterschiedliche Spielertypen sein, ihr Einfluss auf das Spiel der Spurs ist aber ähnlich groß. Die Scorerstatistik von Modric aus der letzten Saison (je vier Tore und Vorlagen) hat der 25-Jährige mit einem Tor und drei Vorlagen mittlerweile fast schon egalisiert, obwohl er die ersten beiden Saisonspiele noch für Fulham bestritt. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger kommt Dembele jedoch mehr über seine physischen Fähigkeiten, glänzt mit perfekt getimten Tacklings und sucht den direkteren Weg zum Tor.

Ursprünglich begann Dembele als Stürmer und Flügelspieler, wurde erst von Martin Jol bei Fulham zum zentralen Mittelfeldspieler umfunktioniert. In dieser Rolle fühlt er sich auch am wohlsten: „Ich bin ein Spieler, der gerne den Ball hat und auf dieser Position bekomm ich den Ball oft.“ Dennoch ergeben sich scheinbar auch in diesem Bereich merkbare Abweichungen zur Spielweise von Modric, denn dieser kam in der Vorsaison auf rund 70 Pässe pro Spiel, während es bei Dembele rund fünfzehn weniger sind. Bei näherer Betrachtung fällt aber auf, dass die Spurs unter Andre Villas-Boas generell weniger Ballbesitz haben. Für das Spiel des Portugiesen ist der 44-fache Nationalspieler Gold wert.

Leighton Baines

Abwehr | 28 Jahre | Everton FC

Ein Jahrzehnt lang gehörte die linke Abwehrseite der Three Lions quasi unumstritten Ashley Cole. Mittlerweile befindet sich der 32-Jährige im vorletzten Vertragsjahr bei Chelsea und hat sich von einstigen Weltklasseleistungen entfernt. Und so muss er auch im Nationalteam um seinen Stammplatz bangen. Erster Herausforderer und in den Augen vieler Experten und Fans schon an ihm vorbeizogen ist Leighton Baines. Bei der WM 2010 wurde dem Everton-Verteidiger noch Stephen Warnock, der mittlerweile nur noch in der Championship kickt, vorgezogen, aber durch akribische Arbeit hat der Everton-Verteidiger die Lücke geschlossen.

Laut Opta Sports war Baines der erste Spieler in den europäischen Top-5-Ligen, der in der laufenden Saison 50 Torchancen vorbereitete. Dies zeigt nicht nur die Änderung der Rolle der Außenverteidiger, sondern auch, dass es Baines versteht sowohl offensive als auch defensive Aufgaben unter einen Hut bringt. Denn auch was seine Passerfolgsquote, die jenseits der 80%-Marke liegt, und die Anzahl der Interceptions, Tackles und Clearances anbelangt, ist der 28-Jährige top. Hinzu kommen präzise Standards und flinke Füße. Letzte Saison wurde Baines aufgrund dieser Eigenschaften von seinen Fußballerkollegen beispielsweise in das PFA Team of the Year gewählt – das erste Mal, dass Cole gegenüber einem Engländer das Nachsehen hatte.

Bei all diesen Punkten scheint es so, als wäre Cole mittlerweile mehr als überflüssig, dennoch hat dieser – was die internationalen Aufgaben angeht – einen entscheidenden Vorteil: die Erfahrung. Während Cole über ein Jahrzehnt lang Jahr für Jahr internationale Spiele auf Klub- und Nationalmannschaftsebene absolvierte, ist Baines gemessen an seinen 28 Jahren unerfahren – vor allem was Europacupspiele mit Everton anbelangt. In mehr als fünf Jahren bestritt er nicht mehr als 14 internationale Bewerbsspiele für die Toffees. Der nächste Schritt zu einem Top-Klub ist aber bereits vorgezeichnet, denn neben Manchester United soll unter anderem ausgerechnet Chelsea um Baines mitwerben.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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