Über Ronaldo, Messi und die Bayern spricht die gesamte Fußballwelt, abseits davon spielt Liverpool-Stürmer Luis Suarez groß auf, hält die zwei Superstars der spanischen... Tore am Fließband statt negativer Schlagzeilen: Luis Suarez trifft am laufenden Band

Luis Suarez (FC Liverpool)Über Ronaldo, Messi und die Bayern spricht die gesamte Fußballwelt, abseits davon spielt Liverpool-Stürmer Luis Suarez groß auf, hält die zwei Superstars der spanischen Liga – zumindest was Tore betrifft – deutlich auf Abstand. Beim 5:0-Auswärtserfolg über die Tottenham Hotspurs avancierte der Uruguayer mit zwei Treffern und drei Assists einmal mehr zum Matchwinner für die „Reds“. In der Torschützenliste der Premier League führt der 26-jährige souverän mit 17 Toren nach 16 Spieltagen – und das, obwohl er erst elf dieser Spiele bestritten hat.

Vor der am 13. Jänner anstehenden Wahl zum Weltfußballer des Jahres 2013 sind die Namen Messi, Ronaldo und Ribery in aller Munde. Nach der Champions-League-Achtelfinal-Auslosung spricht die Fußballwelt über Begegnungen wie Barcelona – Manchester City oder Bayern – Arsenal. Im Schatten dieser klingenden Namen spielt sich in der englischen Premier League aber ein 26-jähriger Uruguayer ins Rampenlicht.

Luis Alberto Suarez Diaz steht derzeit mit 17 Treffern in elf Spielen und einer Quote von 1,55 Toren pro Spiel im europäischen Vergleich weit über Ronaldo (1,13, 15 Spiele/17 Tore) und Messi (1,37, 8/11). Der Liverpool-Stürmer, der in den vergangenen Jahren mehr durch diverse Eskapaden als durch spielerischen Glanz in den Schlagzeilen stand, zeigt heuer, dass es auch anders geht.

Suarez kam, sah und traf – immer wieder

Zehn Spiele Sperre hatte Suarez als Strafe für seine „Bissattacke“ gegen Branislav Ivanovic (Chelsea) aufgebrummt bekommen – fünf davon musste er zu Beginn der neuen Saison absitzen. Daniel Sturridge übernahm einstweilen die Rolle des Starstürmers, schoss den FC Liverpool von Sieg zu Sieg. Als es am fünften Spieltag gegen Southampton die erste Saisonniederlage setzte, läuteten bei Kritikern des Vereins schon die ersten Alarmglocken. Denn die fehlende Konstanz war seit dem Champions-League-Titel 2005 das größte Problem, mit dem der Merseyside-Klub zu kämpfen hatte.

Aber man sollte eines Besseren belehrt werden: Denn am sechsten Spieltag betrat Luis Suarez gegen den AFC Sunderland nach seiner Sperre wieder das Spielfeld und scorte prompt seinen ersten Doppelpack in der neuen Saison – es sollte nicht der letzte gewesen sein. Drei weitere (Fulham , West Ham & Tottenham) folgten, dazu ein Hattrick gegen West Bromwich und gleich vier Tore beim 5:1-Sieg über Norwich. Ebenfalls verbucht er bis jetzt acht Assists und – für den sonst so hitzköpfigen Stürmer ungewöhnlich – erst eine gelbe Karte.

Faktor Gerrard

Dass Suarez überhaupt beim FC Liverpool geblieben ist verdanken die Reds wohl hauptsächlich Kapitän Steven Gerrard, der Suarez (laut englischen Medien) von einem Wechsel im Sommer mehrmals abgeraten haben soll. Titelkonkurrent Arsenal und Real Madrid hatten ja bekanntlich schon ihre Fühler ausgestreckt. Bekannt ist auch, dass Suarez ein großer Bewunderer des 33-jährigen englischen Nationalteamkapitäns ist. Seit seiner Ankunft auf der Insel gibt es immer wieder Lobreden in Richtung Gerrard. Auch auf dem Platz verbindet die beiden vieles. Denn so einige Suarez-Tore folgten auf einen Assist der Liverpool-Legende.

Der 17-Tore-Mann selbst gab sich nach dem jüngsten Kantersieg über Tottenham, bei dem er als Kapitän auflief, bescheiden und stellte sich erneut in den Schatten von Gerrard. „Es gibt hier in Liverpool nur einen Kapitän – und das ist Stevie. Ich habe heute zwar die Schleife getragen, gewonnen haben wir aber als Team“, wird der Angreifer auf der offiziellen Homepage des FC Liverpool zitiert.

Die Tatsache, dass Liverpool nun plötzlich zum Titelkandidaten avanciert ist und Suarez in Abwesenheit von Gerrard (Oberschenkenzerrung) und Vizekapitän Daniel Agger (angeschlagen) gegen Tottenham sogar die Kapitänsbinde umstreifen durfte, machen einen Vereinswechsel im kommenden Winter nun fast gänzlich unwahrscheinlich.

Besser als Tottenham

Nachdem der 26-Jährige letzte Saison in der Torschützenliste noch hinter Manchester-United-Angreifer Robin van Persie Zweiter wurde, scheint es, als könnte ihn in diesem Jahr nur eine Verletzung stoppen, diesen Titel zu holen. Allein die Tatsache, dass Suarez in seinen bisher elf Spielen zwei Tore mehr erzielte als die gesamte Tottenham-Mannschaft in den bisherigen 15 Ligarunden, spricht bereits Bände. In den letzten drei Spielen erzielte der FC Liverpool 14 Tore, bei 12 davon war der „Uru“ beteiligt: Acht erzielte er selbst, vier bereitete er vor.

Selbst den schärfsten Kritikern dürfte nicht entgangen sein, dass sich Suarez vom Enfant Terrible zum (noch) braven Goalgetter entwickelt hat. Denn hatte er in den vergangenen Jahren noch an Trikots gezupft, sich im Strafraum viel zu leicht fallen gelassen und seine Gegenspieler provoziert, so ist heuer nichts mehr davon zu sehen. Nette Gesten in Richtung seiner Gegenspieler und faire Akzeptanz von Schiedsrichterentscheidungen stehen heuer an der Tagesordnung.

Ob Suarez jedoch wirklich zur Einsicht gekommen ist oder ob sein derzeitiges Verhalten nur daher kommt, dass an der Merseyside im Moment alles wie geschmiert läuft bleibt abzuwarten. Vor dem Tor sollte ihn allerdings jeder gegnerischer Torwart fürchten. Denn in der Premier League ist er im Moment das Maß aller Dinge und wenn er weitertrifft wird auch Europa nicht mehr lange auf sich warten lassen.

Stefan Plieschnig, www.abseits.at

Stefan Plieschnig

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