In dieser Rubrik gehen wir auf einzelne fixe Transfers zumeist größerer Vereine ein, wo die Hintergründe und Motive beleuchtet werden. Wieso holt eine Mannschaft... Transfers erklärt: Darum wechselte Demba Ba zum FC Chelsea und Daniel Sturridge zum FC Liverpool!

Chelsea FCIn dieser Rubrik gehen wir auf einzelne fixe Transfers zumeist größerer Vereine ein, wo die Hintergründe und Motive beleuchtet werden. Wieso holt eine Mannschaft diesen Spieler? Wer ist dieser Spieler überhaupt? Was erwartet sich sein neuer Verein von ihm? Kann er die Erwartungen in seinem neuen Verein erfüllen? Diese Fragen sollen beantwortet werden. In dieser Ausgabe blicken wir nach England auf zwei interessante Stürmerwechsel.

Demba Ba: Von Newcastle United zum Chelsea FC

Den meisten wird Demba Ba ein Begriff sein. Zusammen mit Chinedu Obasi, Carlos Eduardo und Vedad Ibisevic bildeten je drei dieser vier Akteure das Sturmtrio bei der TSG 1899 Hoffenheim in der fulminanten Aufstiegssaison. Sie begeisterten die Liga und eroberten die Herzen zahlreicher Zuschauer im Sturm. Doch das Quartett hat sich aus Hoffenheim verabschiedet.

Chinedu Obasi laborierte an zahlreichen Verletzungen und schaffte es nie auf den nächsten Level. Aktuell spielt er beim FC Schalke 04, wobei er sich vorrangig mit einem Bankplatz begnügen muss. Bei Vedad Ibisevic riss zur Winterpause 2008/09 das Kreuzband. Er konnte im Hoffenheimer Trikot nicht mehr an seine Glanzleistung der Hinrunde mit 18 Treffern anknüpfen, ist aber aktuell beim VfB Stuttgart einer der effektivsten Mittelstürmer der Bundesliga und Leistungsträger.

Carlos Eduardo wechselte für 20 Millionen € nach Russland zu Rubin Kazan. Dort konnte er sich allerdings nicht durchsetzen und erlitt unterschiedliche Verletzungen – meistens war das Knie betroffen. Aktuell wird gar über seine Rückkehr in die Bundesliga gemunkelt.

Auch Demba Ba schien vom Pech verfolgt. Der in Frankreich geborene und aufgewachsene Senegalese stand bereits 2009 vor einem Wechsel zum VfB Stuttgart. Er fiel durch die sportmedizinische Untersuchung und blieb zwei weitere Jahre in Hoffenheim. Einige Muskelfaserrisse, Probleme mit der Patellasehne und Nachwehen früherer Verletzungen am Wadenbein später geriet er in einen Konflikt mit der TSG 1899 Hoffenheim.

West Ham United wollte ihn verpflichten, Hoffenheim erlaubte es entgegen einer angeblichen mündlichen Vereinbarung nicht. Demba Ba ging in den Streik, was zu Protesten vieler Bundesliga-Manager in der Bundesliga, unter anderem Uli Hoeneß, führte. Ein Wechsel innerhalb der Liga war vom Tisch geblasen, ein anderer nach England zu Stoke City wegen abermaligem Scheitern bei der medizinischen Untersuchung ebenfalls.

West Ham verpflichtete ihn dann doch und nach dem Abstieg der Hammers wechselte er weiter nach Newcastle. Dort kam er in 54 Spielen auf beachtliche 29 Tore und sieben Vorlagen. Diese Saison sind es in nur zwanzig Spielen gar 16 Scorerpunkte, was auch das Interesse Chelsea erklärt.

Deren Motive sind relativ klar. Fernando Torres kommt nicht an seine herausragende Form aus dem Jahr 2009/10 im Trikot des FC Liverpool heran und hat eine kritische Verletzungshistorie. Demba Ba hingegen scheint sich von seinen Verletzungen nachhaltig erholt zu haben und wirkt körperlich stabil.

Torres fehlt es außerdem an Konkurrenz und Ersatz. Rotation? Unmöglich, weil kein zweiter Mittelstürmer bereit steht. Mit Demba Ba steht somit einerseits ein Konkurrent, andererseits ein Ersatz bereit, der in die bewegliche Spielweise der Offensive Chelseas passt. Gleichzeitig gibt es die Möglichkeit, dass man in bestimmten Spielen oder Situationen auf ein 4-4-2 umstellt und die Brechstange auspackt.

Womöglich stecken auch langfristige Überlegungen dahinter. Mit Ba und Torres hat man zwei Akteure, die sich um Platz 1 im Sturm streiten könnten. Bis Sommer könnte im Spiel und im Training festgestellt werden, wer mittelfristig die bessere Lösung ist. Anhand der Entwicklung des ausgeliehenen Romelu Lukaku könnte man eruieren, ob nicht ein weiterer Neuzugang für das gewünschte Saisonziel benötigt wird.

Braucht man einen Stürmer vom Schlage Falcao? Reichen Torres und Ba? Kann man gar einen der beiden durch Lukaku ersetzen? Chelsea steht nicht nur eine interessante Saison, sondern ein interessanter Winter zuvor.

Daniel Sturridge: Vom Chelsea FC zum FC Liverpool

Ein anderer Akteur ist von Chelsea im Zuge der Verpflichtung Bas abgewandert. Für 8,5 Millionen Euro verpflichtete man den Senegalesen, während der nicht ins System passende Sturridge für 15 Millionen abgegeben wurde. Eine Milchmädchenrechnung würde also oberflächlich betrachtet einen Gewinn von 6,5 Millionen für einen vielleicht nicht besseren, aber dringender benötigten und durchaus hochklassigen Spieler bedeuten.

Doch wieso verpflichtete der FC Liverpool dann Daniel Sturridge und zeigte kein bestätigtes Interesse an Demba Ba? Die Ursache dürfte der Trainer beziehungsweise seine Spielphilosophie sowie der Kader der Reds sein.

Mit Luis Suarez besitzt Liverpool einen der besten Stürmer der Premier League. Abseits des Platzes ist er zwar umstritten, doch für den FC Liverpool ist er eine Lebensversicherung. Viel Laufarbeit, unermüdlicher Einsatz und Bissigkeit wird mit technischer Exzellenz, Torgefahr und guter Bewegung kombiniert. Diese Saison spielte er bereits als sogenannte falsche Neun und unterstützte auch das Aufbauspiel der Ballbesitzmannschaft Liverpool.

Doch den Engländern fehlt es bisweilen an einem zweiten torgefährlichen Referenzpunkt in der Offensive. Zu oft ist Suarez – der auf dem Papier zwar effektiv, an Chancen gemessen aber nicht immer effizient ist – auf sich alleine gestellt. Raheem Sterling auf dem Flügel ist natürlich ein Weltklassetalent, doch ihm fehlt es neben der Effektivität auch an Reife und Konstanz. Auf dem anderen Flügel fehlt es an einer Stammbesetzung, seitdem sich Neuzugang Fabio Borini verletzt hat. Außerdem war der Italiener noch nicht völlig an die Liga angepasst und muss seine Spielweise erst verändern. Desweiteren fehlt es ohnehin an einer breiten Bank in der Offensivabteilung.

Dazu passt die Verpflichtung Sturridges wie die Faust aufs Auge. Bei vielen Chelsea-Fans wurde er kritisch gesehen: Er schießt zu oft, ist zu geradlinig und zu fordernd. Liverpool, welches die meisten Spielanteile im letzten Spielfelddrittel aller Premier-League-Mannschaften vorweist, benötigt einen solchen Spieler.

Sie wollen eben jemanden, der vom Flügel aus den Abschluss sucht, sehr direkt ist, Bälle fordert und die Gefährlichkeit vor dem Tor erhöht. Gleichzeitig ist Sturridge durchaus auch ein starker Techniker, der lediglich im Passspiel Nachteile besitzt – hier könnte sich also, neben Sturridges egozentrischer Spielweise, das größte Problem in dieser Verpflichtung verbergen. Die Zeit wird zeigen, ob Sturrigdes gute Attribute ordentlich genutzt werden können und seine Verpflichtung zu einem Volltreffer wird.

Rene Maric, abseits.at

Rene Maric

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