In dieser begleitenden Serie zur Europameisterschaft in Frankreich werden pro Spieltag die Schlüsselduelle der einzelnen Begegnungen unter die Lupe genommen. Wer die Duelle für... Die Schlüsselduelle des zweiten Achtelfinaltags: Wer stoppt Paul Pogba?

Paul Pogba (Frankreich, Juventus)_abseits.atIn dieser begleitenden Serie zur Europameisterschaft in Frankreich werden pro Spieltag die Schlüsselduelle der einzelnen Begegnungen unter die Lupe genommen. Wer die Duelle für sich entscheiden konnte und ob es überhaupt zu den vorgestellten Auseinandersetzungen gekommen ist, wird am folgenden Tag besprochen. Diesmal mit den Paarungen Frankreich – Irland, Deutschland – Slowakei und Ungarn – Belgien.

Paul Pogba vs. Jeff Hendrick

Paul Pogba verfügt in seinem Spiel über eine einzigartige Mischung. Der zentrale Mittelfeldspieler und Superstar der Equipe ist fußballerisch eine eierlegende Wollmilchsau: Pogba spielt herausragende Pässe, verfügt über ein hohes Maß an Spielintelligenz und taktischem Verständnis, besitzt eine brillante Technik und Übersicht, ist kopfball-, sowie schussstark und kann zur Not mit seiner Physis ganze Abwehrreihen niederreißen. Bei dieser EM tut sich der 23-Jährige noch etwas schwer, dieses fast unbegrenzte Potenzial konstant anzuzapfen; auf ihn wird es aber ganz besonders ankommen, will Frankreich im eigenen Land Europameister werden.

Der Ire vom englischen Zweitligisten Derby County ist so etwas wie die Entdeckung dieser EM bei den Boys In Green. Der 24-Jährige spielt unheimlich dynamisch und stopft somit viele Löcher in der irischen Defensive, setzt aber auch immer wieder Akzente nach vorne. Hendricks Spiel ist sehr laufintensiv, weshalb man ihn gut und gerne als die Lunge im irischen Spiel bezeichnen kann. Wie alle seine Mannschaftskollegen ist der defensive Mittelfeldspieler äußerst kampfstark und kann mit dieser Eigenschaft auch Spielern wie Pogba über 90 Minuten den Schneid abkaufen.

Toni Kroos vs. Juraj Kucka

Kroos hat sich nicht erst im Laufe dieser EM als der Kopf im deutschen Mittelfeld herauskristallisiert. Mit seiner bei Real Madrid nochmals geschliffenen Spielweise, konnte er jedoch, im Vergleich zur WM 2014, erneut einen Sprung nach vorne machen. Der 26-Jährige lässt sich im Spiel nicht aus der Ruhe bringen, was dazu führt, dass seine genialen Pässe mit traumwandlerischer Sicherheit den Mitspieler finden. Der Deutsche ist in den letzten Jahren wohl endgültig in die erste Riege auf seiner Position aufgestiegen und verkörpert mittlerweile konstante Weltklasse.

Kucka ist bisher einer der herausragenden Spieler im so gut funktionierenden Defensivverbund der Slowaken. Er stopft im Mittelfeld viele Löcher und hält mit seiner nimmermüden Art Superstar Marek Hamsik defensiv den Rücken frei; auch beim AC Mailand ist der 29-Jährige unumstrittener Stammspieler. Jedoch ist Kuckas Spiel für die anspruchsvolle Sechser-Position etwas eindimensional angelegt, kommt er doch vor allem über den Zweikampf, lässt aber Pass- und Ballsicherheit des Öfteren vermissen.

Balazs Dzsudzsak vs. Eden Hazard

Nachdem die Karriere des wohl besten ungarischen Fußballers des letzten Jahrzehnts in letzter Zeit etwas ins Stocken geriet, präsentiert sich Dzsudzsak bei dieser EM bisher auf sehr hohem spielerischem Niveau. Er verlieh der in der Gruppenphase torgefährlichsten Mannschaft, die nötige offensive Durchschlagskraft und stach mit seiner individuellen Klasse aus dem ungarischen Kollektiv heraus.  Der 29-Jährige bindet so teilweise mehrere Gegenspieler, was Raum für seine Mannschaftskollegen schafft.

Nach einer schwachen Saison beim FC Chelsea, verfiel wohl ganz Belgien in panische Schnappatmung, wenn es um die Leistungsfähigkeit ihres Kapitäns bei der anstehenden Europameisterschaft ging, für die sich das kleine Land doch so viel vorgenommen hatte. Die Gruppenphase zeigte, dass jegliche Sorgen in Bezug auf den Flügelspieler unnötig waren: Schon in der schwachen Auftaktpartie gegen Italien zeigte sich Hazard topmotiviert und war der einzige Belgier in der Offensive, der so etwas wie Durchschlagskraft vermittelte. In den beiden folgenden Spielen sprühte Hazard nur so vor Spielfreude, gab zwei Assists und brachte die gegnerischen Abwehrreihen durch sein Tempo, und gleichzeitige enge Ballführung, regelmäßig ins Schwimmen.

Nachbetrachtung der gestrigen Duelle

Vor allem in der ersten Halbzeit stand die Schweizer Defensive um Fabian Schär teilweise neben sich und legte beim 0:1 durch Blaszczykowski ein amateurhaftes Abwehrverhalten an den Tag. Diese temporären Indisponiertheiten seitens der Eidgenossen, konnte Lewandowski jedoch nicht zu seinem Vorteil nutzen und bleibt bei dieser EM weiterhin ohne Torerfolg. Der Pole hatte, wie in den Spielen zuvor, einen schweren Stand und rieb sich in der oftmaligen Dreifachbewachung auf; schaffte durch seinen Einsatz aber wiederholt Räume für seine Mitspieler. Nach einem rüden Foul an Lewandowski, konnte sich Schär, der sich wie die gesamte Schweizer Mannschaft im Laufe des Spiels stabilisierte, glücklich schätzen, den Rest der verbleibenden Spielzeit weiterhin auf dem Platz verfolgen zu können.

Auch im Achtelfinale gegen Wales überzeugten die Nordiren durch knallharte Defensive. Die Abwehrreihe um McAuley hatte den walisischen Superstar Gareth Bale, der eigentlich nur durch einen direkten Freistoß gefährlich werden konnte, weitestgehend im Griff. Kurz vor Schluss kam jedoch was kommen musste: Bale setzt sich auf links großartig durch und flankt scharf in den Fünfmeterraum; McAuley will vor dem einschussbereiten Robson-Kanu klären, bugsiert den Ball aber ins eigene Tor; 1:0 für Wales; Nordirland und seine großartigen Fans sind ausgeschieden.

Das letzte Achtelfinale des gestrigen Tages zwischen Kroatien und Portugal avancierte zu einem Match für Taktik-und Defensivfetischisten; bis weit in die Verlängerung hinein stand das Torschussverhältnis bei 0:0, ehe Ivan Perisic kurz vor Ende selbiger mit einem tollen Kopfball nur die Stange traf. Der folgende Gegenzug der Portugiesen sollte dann der spielentscheidende werden: Ronaldo spielt aus der eigenen Hälfte auf Renato Sanches, der bringt den Ball ins letzte Drittel, spielt auf Nani, dieser per Traumpass auf Ronaldo, der zunächst an Subasic scheitert, der wiederum den Ball nur abklatschen kann und Quaresma so unbedrängt ins leere Tor köpfen kann.

Das Duell Perisic gegen Nani spiegelt, genau wie das zwischen Bale und McAuley, eindrucksvoll wieder, wie nah Freud und Leid im Fußball beieinander liegen.

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