Wurde bereits der Mangel an Urlaubstagen erwähnt? So musste also erneut gependelt werden, diesmal sogar am Spieltag selbst. Auserwählte Fluglinie war diesmal Transavia, die... EM-Tagebuch aus Paris (17): Übermotivierte Ordner beim traurigen Abschiedsspiel der ÖFB-Elf

Fußball in Frankreich - Eiffelturm_abseits.atWurde bereits der Mangel an Urlaubstagen erwähnt? So musste also erneut gependelt werden, diesmal sogar am Spieltag selbst. Auserwählte Fluglinie war diesmal Transavia, die zu gefühlten 95 Prozent österreichische Fußballfans in ihrer Boeing 737 transportierte. Überpünktlich wurde am Flughafen Orly gelandet und sich auf den Weg zur Unterkunft gemacht, praktischerweise zwischen Gare du Nord und Gare de l’est gelegen. Nachdem Paris ja – wie bereits im vorherigen Tagebucheintrag erwähnt – bereits einige Male angesteuert wurde, musste man sich Alternativen abseits der Touristenhotspots überlegen.

Da sowohl die Anschläge auf Charlie Hebdo als auch das Bataclan tiefe Betroffenheit auslösten, wurden diese Orte des Schreckens aufgesucht um kurz innezuhalten. Als man davor stand, konnte man wahrlich fühlen, dass hier richtig schlimme Sachen passiert sind, von Orten der Freude und Kreativität zu Orten der Trauer.

Mit diesen Besuchen hoffte man dann alles Negative an diesem Tag hinter sich zu haben und freute sich auf ein hoffentlich erfolgreiches Spiel der österreichischen Nationalmannschaft, die Klasse war ja vorhanden, da waren sich alle einig. Den ganzen Tag war Paris mehr oder weniger in Rot-Weiß-Rot getaucht, einige wenige Isländer stachen freundlich und sangesfreudig hervor. Auch einige – sichtlich mitgenommene, böse Zunge würden es verkatert nennen – Nordiren wurden gesichtet, offenbar auf der Seite von Österreich, wenn man dem etwas gelallten „Good luck for tonight“ Glauben schenken darf.

Nachdem die Unterkunft nicht ohne Grund ausgewählt wurde, genoss man den „Luxus“ nur eine S-Bahn Station entfernt vom Stadion zu sein und sich eine lange Anreise ersparen zu können. Am Gare du Nord selbst, war von Veranstalterseite her alles bestens organisiert, Volunteers haben die Fans zu den richtigen Bahnsteigen geschickt, tadellos! Nachdem die Lederhosen-Perücken-Stieglfahnen-Fraktion am Bahnsteig überhandnahm, zog man es doch vor, sich zu den sympathischeren Isländern zu stellen.

Interessanterweise waren die Kontrollen vorm Stadion um einiges lascher als beim Parc des Princes, „nur“ ein Korridor von Stewards musste überwunden werden um nach einer weiteren Ticketkontrolle das Innere des Stade de France, Heimstätte des französischen Nationalteams und Mitschauplatz der Terroranschläge vom 13. November 2015, betreten zu dürfen. Geschätzt wohl etwas weniger als die kolportierten 35.000 Österreicher waren in Frankreichs Hauptstadt mitgereist, um zu sehen, wie die Nationalmannschaft das Ruder herumriss, doch vergebens. Das Ergebnis ist bekannt, das Ausscheiden noch schwer fassbar.

Ein Wort zu den Stewards IM Stadion sollte auch noch verloren werden. Der Autor dieser Zeilen war jetzt bei circa 1.000 Spielen live im Stadion dabei und hat es noch nie erlebt, dass nahezu im Minutentakt die Ordner Fans von den Stufen gescheucht haben, selbst wenn diese nur wenige Zentimeter neben dem Platz standen. Negativer Höhepunkt war, als man einen Fan aus diesem Grund desen aus dem Stadion befördern wollte, wild gestikulierend mit gelber und roter Karte und mit weiterer Verstärkung des Ordnerteams. Solche Sachen sind dermaßen lächerlich und kann – bei weniger friedfertigen Fans – schnell eine Eskalation auslösen, die leicht vermeidbar wäre.

Mittlerweile ist man wieder in Wien angekommen, noch immer fassungslos vom Auftreten der so hochgelobten, ja von manchen gar zum Mitfavoriten auf den Titel auserkorenen, Nationalmannschaft. Man wird Sachen hinterfragen, Geschehnisse aufarbeiten und einigen Spielern die Rute ins Fenster stellen müssen um dann hoffentlich mit neuer Kraft die Qualifikation zur WM 2018 bestreiten zu können. Ich werde dabei sein.

Martin Bartos, abseits.at

Martin Bartos

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