Zur Vorbereitung auf die Europameisterschaft 2016 analysieren die Experten und Autoren von abseits.at die sechs EM-Gruppen. In je zwei Artikeln pro Gruppe werden die... Men To Watch, Gruppe E: Belgisches Starensemble und die steinharte Juve-Dreierkette

Eden Hazard - Belgien, Chelsea_abseits.atZur Vorbereitung auf die Europameisterschaft 2016 analysieren die Experten und Autoren von abseits.at die sechs EM-Gruppen. In je zwei Artikeln pro Gruppe werden die Aufsteigertipps und die interessantesten Spieler beleuchtet.

In Gruppe E spielen Belgien, Italien, Irland und Schweden.

Daniel Mandl

Man sah schon größere Namen in der italienischen Nationalelf. Markant ist sicher die defensive Dreierkette mit Bonucci, Chiellini und Barzagli, die ihren Gegnern immer noch allerhand Power entgegensetzen wird. Ansonsten darf man sicher auf Southampton-Stürmer Graziano Pellé gespannt sein. Der Spätzünder ist der neue Trumpf im Angriffszentrum der Azzurri und ist für mich einer der heimlichen Mitstreiter um die Torjägerkrone.

Das größte Staraufgebot der Gruppe spielt zweifelsfrei für Belgien. Zu den Topstars Hazard, De Bruyne und Lukaku gesellen sich nun einige neue Gesichter hinzu, die in den letzten zwei Jahren riesige Schritte nach vorne machten: Allen voran sind hier Nainggolan, Carrasco und Origi zu nennen. Zudem verfügt die Wilmots-Elf mit Thibaut Courtois über einen der weltbesten Keeper. Bei den Schweden hofft man indes auf Genieblitze des 34-jährigen Zlatan Ibrahimovic. Der Rest der Truppe ist auch heuer eher bieder. Die Iren bangen derzeit um Altmeister Robbie Keane und werden auch sonst eher von den Älteren im Team getragen: Long, Walters, McGeady, Whelan, O’Shea – für viele von ihnen könnte es das letzte große Turnier werden. Die Iren stehen vor einem Generationenwechsel. Nur, dass die nachkommende, nächste Generation noch bei weitem nicht gefestigt ist.

Stefan Karger

Das Prunkstück der Italiener ist nicht sonderlich überraschend die Defensive, denn neben Altmeister Buffon bürgen Spieler wie Chiellini, Bonucci, Barzagli für hohe Qualität. Nach den Verletzungen von Marchisio, Verratti und Montolivo, sowie der Nichtberücksichtigung von Pirlo darf man gespannt sein, wie sich das italienische Mittelfeld bei diesem Turnier schlagen wird. Mario Balotelli ist ebenfalls nicht dabei, der Held der EM 2012 wurde von Antonio Conte nicht berücksichtigt. Es liegt nun unter anderem an Graziano Pellè und Éder den schillernden Stürmer adäquat zu ersetzen.

Rein von der individuellen Qualität müssen sich die Belgier vor niemandem verstecken und aufgrund der Ausfälle im italienischen Mittelfeld denke ich, dass sie gute Chancen haben die Gruppe E für sich zu entscheiden. Kevin De Bruyne löste Eden Hazard im Nationalteam als spielbestimmende Figur ab, der Chelsea-Legionär muss dadurch weniger Last auf seinen Schultern tragen und könnte mit einem starken Turnier die miserable Saison bei Chelsea halbwegs vergessen machen. Im Sturm verfügt Coach Marc Wilmots sowieso über zahlreiche Optionen, wobei Lukaku gegenüber Benteke und Origi momentan wahrscheinlich die besten Karten hat. Von Radja Nainggolan erwarte ich mir ein ganz starkes Turnier, der Mittelfeldspieler wird sicherlich zeigen wollen, dass es ein Fehler war, ihn nicht zur WM 2014 mitzunehmen. Die große Frage wird sein, wie der Ausfall der zentralen Abwehrspieler Kompany und Lombaerts kompensiert wird.

Die schwedische Nationalmannschaft ist uns von einigen Qualifikationsspielen gut bekannt. Celta-Vigo-Stürmer John Guidetti hätte ich sehr gerne in der Startaufstellung neben Zlatan gesehen, doch Marcus Berg hat die besseren Karten auf einen Platz neben dem Weltstar. Guidettis Zeit wird aber noch kommen und dann haben die Schweden wieder einen enorm charismatischen und interessanten Stürmer am Platz, auch wenn die Fußstapfen von Zlatan wohl zu groß sein werden. Unser Augenmerk sollten wir auch auf Benfica-Innenverteidiger Lindelöf richten, der die mangelnde Geschwindigkeit des Routiniers Granqvist ausgleichen soll.

Ähnlich wie die Nordiren setzen auch die Iren stark auf die physischen Komponenten, verfügen dabei aber über mehr Qualität und Premier-League-Erfahrung. Ich freue mich besonders auf Arnautovic-Teamkollegen Jon Walters, der mit seinem Spielstil und großem Kämpferherz perfekt die irischen Tugenden verkörpert. Shane Long dürfte sich in Martin O’Neills 4-2-3-1-Formation gegenüber Daryl Murphy, der auch am linken Flügel spielen kann, im Sturmzentrum durchsetzen. Kapitän Robbie Keane, der in unglaublichen 143 Länderspielen starke 67 Tore beisteuerte wird wohl nicht in der Startaufstellung zu finden sein.

Alexander Semeliker

Der „Player to Watch“ in dieser Gruppe ist selbstverständlich Zlatan Ibrahimovic, der bei seinem vermutlich letzten großem Turnier nachweisen muss, dass er auch im Teamtrikot international aufzeigen kann. Die größte Unterstützung darf er sich von Leipzig-Legionär Emil Forsberg erwarten. Bei Belgien könnte man theoretisch den gesamten Kader anführen, ein Spieler, der jedoch auch im Fokus der internationalen Topklubs stehen dürfte, ist Marseille-Stürmer Michy Batshuayi. Bei der Squadra Azzurra gibt es in Leonardo Bonucci einen herausragenden Innenverteidiger, der recht spät noch einmal einen deutlichen Entwicklungsschritt machte. Weitere Italiener, denen man gerne zuschaut: Lorenzo Insigne, Alessandro Florenzi und Evergreen Gianluigi Buffon.

Fabian Schaipp

Bei den Schweden wird sich zwar alles auf Ibrahimovic fokussieren, doch sein Sturmpartner John Guidetti ist ebenfalls eine interessante Persönlichkeit. Sein Talent wurde früh erkannt, richtig gerecht werden konnte er den hohen Erwartungen aber erst bei der U21-EM 2015, der ein Wechsel zu Celta Vigo folgte. Guidetti ist ein spektakulärer Spielertyp, aber sorgt auch neben dem Platz immer wieder für Aufreger. Ein Schlüsselspieler in Gruppe E ist Leonardo Bonucci. Der Turiner wird zwar häufig auf seine defensiven Leistungen reduziert, doch Bonuccis größte Stärke ist sein Passspiel. Bei Juve visiert er mit scharfen, vertikalen Pässen Lücken in der Mittelfeldlinie der Gegner an, um diese zu überspielen. Nach dem Ausfall von Verratti und Marchisio wird ihm somit eine noch wichtigere Rolle im Aufbauspiel Italiens zuteil.

Marius Kaltwasser

Gianluigi Buffon ist trotz seiner 38 Jahre einer der besten Keeper Europas. Erst vergangene Runde stellte er mit 974 Minuten ohne Gegentor einen neuen Rekord in der Serie A auf. Allerdings kann man ihn nicht mit Torhütern der neuen Generation vergleichen, die sich aktiv in den Spielaufbau einschalten. Nach der schwachen Saison von Eden Hazard, ruhen die belgischen Hoffnungen auf Kevin de Bruyne. Er fand sich in seinem zweiten Anlauf in der Premier League schnell zurecht und kam immerhin auf 16 Scorerpunkte. Er ist ein etwas ambivalenter Spielertyp, der sowohl als inverser Flügelstürmer, auf der Zehn oder sogar als falsche Neun auflaufen kann. Ihn alleine hervorzuheben wird der beachtlichen Quanität an talentierten belgischen Spielern nicht gerecht. Ich bin gespannt wie sich Lukaku, Carrasco oder auch Origi in der Nationalmannschaft einfügen werden. Gerade Origi hat nach seiner starken WM 2014 eine eher durchwachsene Saison hinter sich, seine Leistungskurve zeigte aber unter Trainer Jürgen Klopp wieder leicht nach oben. Über Zlatan Ibrahimovic muss man wohl kein Wort verlieren, in Irlands EM Kader sucht man vergeblich nach Spielern mit individueller Klasse.

 

abseits.at Redaktion

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