Nachdem wir uns schon die Gemeinsamkeiten der beiden Vereine ansahen, möchten wir jetzt auch auf die direkten Duelle zurückblicken, beziehungsweise zusätzlich auf ein interessantes... Liverpool und Dortmund – bislang rare, aber denkwürdige Duelle

_FC Liverpool Spions KopNachdem wir uns schon die Gemeinsamkeiten der beiden Vereine ansahen, möchten wir jetzt auch auf die direkten Duelle zurückblicken, beziehungsweise zusätzlich auf ein interessantes Finale in Dortmund erinnern. Nur dreimal standen sich die Traditionsvereine bislang im Europacup gegenüber, trotzdem wurden schon interessante Stories bei den Begegnungen geschrieben.

Finale im Cup der Cup-Sieger 1966

Fast genau 50 Jahre ist es nun her. Wenige Wochen bevor beim WM-Finale im Wembley das wohl umstrittenste Tor der Fußballgeschichte England gegen Deutschland Richtung Titel brachte, trafen sich zwei Klubmannschaften der beiden Länder im Finale des Cups der Cupsieger. Das Endspiel fand im Hampden Park statt, dort vollbrachten die Schwarz-Gelben das „Wunder von Glasgow“. Im Halbfinale wurde schon überraschend Titelverteidiger West Ham ausgeschaltet, danach wartete im Endspiel der frisch gebackene englische Meister, samt dem zur der Zeit wohl inspirierendsten Trainer im Weltfußball: Bill Shankly. Der streitbare, arrogant anmutende Schotte baute ein brillantes Team auf und machte Liverpool zur der großen Nummer im europäischen Klub-Fußball. So gingen die Reds als der große Favorit ins Finale, noch dazu auf britischem Boden. 20.000 Fans kamen aus Liverpool, nur knapp 2.000 aus dem Ruhrpott. BVB-Coach Willy „Fischken“ Multhaup bot unter anderem Rudi Assauer (ja – der schillernde Manager des verhassten blaugekleideten Konkurrenten trug als Aktiver zwölf Jahre gelb!) oder Topscorer Lothar Emmerich auf. Nach einer torlosen ersten Halbzeit nahm die Sensation dann ihren Lauf. Sigi Held, Anfang der Neunziger Trainer von Admira Wacker, traf nach einer guten Stunde zum 1:0 für den Außenseiter. Nur wenige Minuten später brachte Roger Hunt die Reds wieder zurück ins Spiel. Beim 1:1 blieb es auch bis zum Abpfiff der regulären Spielzeit, es folgte die Verlängerung. In der 109. Minute fiel dann der schönste und auch entscheidende Treffer. Rechtsaußen Reinhard „Stan“ Libuda überhob aus 40 Metern den zu weit vor seinem Tor weilenden Liverpool-Schlussmann, von der Latte sprang die Kugel den zur Hilfe eilenden Liverpool-Libero Ron Yeats an, der das Spielgerät versehentlich ins eigene Tor beförderte – Marke Traum- und/oder Glückstor. Die Meinungen gingen auseinander, doch egal, die große Sensation war perfekt. Somit ging ein europäischer Pokal erstmals überhaupt nach Deutschland. Aus nicht ganz wasserdichten Quellen wurde überliefert, dass der Triumph in den Glasgower Pubs ziemlich ausgiebig gefeiert wurde. Womöglich eine Spur zu ausgiebig. So stand doch am darauffolgenden Wochenende noch das entscheidende Meisterschaftsspiel am Programm. Desorientierte Dortmunder gingen mit 0:2 gegen 1860 München baden und damit war auch die Meisterschale futsch.

Champions League 2001/02

Die beiden Teams standen sich in der Saison 2001/02 auch in der Gruppenphase der Königsklasse gegenüber. Coach und (zumindest damals noch) BVB-Liebling Matthias Sammer schickte heute noch bekannte Namen wie Jens Lehmann, Christian Wörns, Stefan Reuter, Tomas Rosicky oder Lars Ricken aufs Feld, Fredi Bobic kam als Joker. Beim amtierenden UEFA-Cup-Sieger – den sie Monate zuvor im Westfalenstadion holten – schnürten Jamie Carragher, ein blutjunger Steven Gerrard, Emile Heskey oder Michael Owen ihre Schuhe.

Das Hinspiel vor 50.000 im Westfalenstadion endete torlos. Im ausverkauften Anfield, zum Abschluss der Gruppenphase, setzten sich die Hausherren klar mit 2:0 durch. Vladimir Smicer traf nach einer Viertelstunde, Stephen Wright setzte in Minute 82 den Schlusspunkt. Was gleichzeitig auch den Abschied aus der Champions-League für die Gäste bedeutete, schieden die Schwarz-Gelben doch völlig überraschend in einer Gruppe mit Boavista Porto und Dinamo Kiev als Dritter aus und stiegen so in den UEFA-Cup um. Dort zog man ins Finale ein, wo in Rotterdam der Lokalmatador Feyenoord den Heimvorteil nutzen konnte. Liverpool dagegen zog als Gruppensieger in die Zwischenrunde und in der Folge auch in die K-O Phase ein, wo im Viertelfinale gegen den späteren Finalisten Bayer Leverkusen Schluss war.

Klopps erster Anfield-Auftritt

Es war ein heißer Samstag im August 2014, nach der WM in Brasilien nahm in einem eigentlich wenig bedeuteten Testspiel die Klopp-Hysterie in der Beatles-Stadt seinen Anfang. Damals als der BVB in Liverpool probte. Als sich nämlich ein Bild mit ganz viel Symbolcharakter durch die Fanforen der Reds verbreitete. Der hoch angesehene deutsche Meistermacher berührte beim Spielertunnel respektvoll das von Shankley angebrachte und bis heute traditionelle „This is Anfield“ Schild, ein Ritual das von den Spieler und Trainern der Reds seit 1957 vor jedem Spiel praktiziert wird. Und plötzlich macht es ein Gegner! Statt provokanten Hochverrats, den man einem Ferguson oder Mourinho bei so einer Aktion angelastet hätte, wurde der Schwabe fortan ins Herz der Fans geschlossen. Man war sich sicher, der Deutsche würde perfekt in die fußballverrückte Stadt der Beatles passen. Irgendwann einmal! Ein Abschied aus Dortmund schien zu diesem Zeitpunkt ja noch undenkbar. Doch die darauffolgende Seuchensaison änderte vieles und Klopp verließ im Sommer darauf die Schwarz-Gelben – der Weg für eine neue, große Fußball-Liebe war damit frei. Aus dem angedachten Sabbatjahr wurden nur eine Handvoll Monate, ehe Klopp bei den Reds anheuerte und eine ganze Stadt Kopf stand. Aber gespielt wurde ja damals auch: Der BVB ging sang- und klanglos mit 4:0 unter, eine misslungene Generalprobe als Startschuss für den Dortmunder Horrorherbst 2014. Aus dem schließlich Klopps Entschluss reifte, den BVB zu verlassen – so wurde der spätere Deal mit Liverpool überhaupt erst möglich.

Liverpool stemmt in Dortmund den UEFA Cup 2001

Zwar kein direktes Duell, jedoch ein Match der Reds in Dortmund möchten wir hier auch noch erwähnen. Die 30. Auflage eines Finalspiels um den UEFA Cup war nämlich eines der spektakulärsten. Der FC Liverpool traf auf Deportivo Alaves. Die favorisierten Reds führten zur Pause bereits mit 3:1 dank Toren von Markus Babbel, Steven Gerrard und Gary McAllister. Doch innerhalb von fünf Minuten nach dem Wechsel glichen die Spanier aus, ehe in der 73. Minute Robbie Fowler auf 4:3 stellte. In der Schlussminute bringt Jordi Cruyff – Sohn der kürzlich verstorbenen Legende Johan – die Blau-Gelben in die Verlängerung, die mit Golden Goal ausgespielt wurde. Nach zwei roten Karten für die Spanier, sollte in Minute 117. das letzte, entscheidende Tor fallen. Mit Geli traf ein Alaves-Kicker per Kopf! Unglücklicherweise ins falsche, eigene Tor. Mit einem 5:4 nach Verlängerung durfte Steven Gerrard danach den UEFA-Pokal in den Dortmunder Nachthimmel stemmen. In der folgenden Saison spielte der FC Liverpool wieder Champions League, wo sie dann Borussia Dortmund in der Gruppenphase ausschalteten…

Heute Abend und am 14. April kommt es also zu den Europacup-Duellen Nummer vier und fünf zwischen den beiden fußballverrückten Traditionsvereinen. Der Sieger zieht ins Halbfinale ein und wird dort dann wohl als der große Favorit für den Europa-League-Titel gelten.

Eine Wettempfehlung zur Partie zwischen Dortmund und Liverpool findet ihr bei wettbasis.com. Eine detaillierte Vorschau auf das Spiel wird euch ebenfalls geboten.

Werner Sonnleitner, abseits.at

Werner Sonnleitner

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