Gestern lieferten wir Informationen über den Verein PAOK, das Standing in Griechenland und darüber hinaus, sowie die Fans des Vereins. Heute starten wir mit... Unterschiedliche, aber facettenreiche Viererkette: Das ist die Abwehr von Rapid-Gegner PAOK!

Gestern lieferten wir Informationen über den Verein PAOK, das Standing in Griechenland und darüber hinaus, sowie die Fans des Vereins. Heute starten wir mit der Analyse der Mannschaft und beginnen in der Defensive. Der Torhüter gilt etwa als Schwachstelle und die Außenverteidiger sind unterschiedliche „Spezialisten“, aber von der Bank rückt einiges nach und auch in der Innenverteidigung verfügt PAOK über eine sehr interessante Neuverpflichtung.

System

In den letzten Jahren war PAOK dafür bekannt Systeme zu spielen, die auf einer Grundausrichtung im 4-2-3-1 basieren. Mal wurde daraus ein 4-3-3, mal ein 4-1-2-3. Die wirklich offensiven Ausrichtungen funktionierten allerdings in der letzten Saison nicht gut und man hatte spielerische Probleme. Es wurden zu wenige Chancen herausgespielt, man musste sich oft auf Weitschüsse und Standardsituationen verlassen.

Anders präsentierte sich das Team jedoch in den Europacup-Auftritten gegen Bnei Yehuda: Trainer Donis stellte auf ein 4-4-2-System um, das je nach Personal auch ein 4-1-3-2 sein kann. Eine antizipative Schlüsselrolle in der Offensive nimmt dabei Kapitän Salpingidis ein, der große Freiheiten genießt und praktisch um die einzige echte Spitze Athanasiadis herumspielt.

Der Torhüter

Die aktuelle bzw. Noch-Nummer-Eins im Kasten von PAOK ist Panagiotis Glykos (25), der als eine der Schwachstellen im Team gilt. Er hat seine Probleme bei Flanken, wobei ihm seine Größe von 184cm auch keinen großen Vorteil verschafft, zudem weist er fußballerische Mängel auf und wird bei Rückpässen gelegentlich nervös. Dafür ist er auf der Linie ein solider, guter Keeper, der auch schon mal einen „Unhaltbaren“ rausholt.

Auf Dauer wird er von Jacobo Sanz (29) ersetzt werden. Der 195cm große Spanier wechselte im Sommer für ein Jahr zu PAOK, nachdem er zuvor solider Einserkeeper bei Asteras Tripolis war. Zuvor platzten Transfers zu Celtic und Everton, von einem Probetraining bei Middlesbrough wurde er wieder heimgeschickt. Jacobo wechselte erst vor einer Woche zu PAOK und es ist aufgrund der kurzen Zeit beim Verein möglich, dass er auch gegen Rapid noch nicht im Tor stehen wird.

Zuletzt saß der dritte Keeper Asterios Giakoumis (24) auf der Ersatzbank. Der ehemalige U21-Keeper Griechenlands wurde von PAOK an Agrotikos Asteras verliehen, wo er in der zweiten Liga Stammkeeper war. Einige Fans hätten erwartet, dass er sich vor Eintreffen von Jacobo Sanz gegen Glykos durchsetzen kann – dem war aber nicht so.

Die Innenverteidiger

Gesetzt ist der in Swasiland geborene Südafrikaner Bongani Khumalo (30), der zuvor knapp zwei Jahre in England bei Tottenham unter Vertrag stand und zudem zu Preston North End und Reading verliehen wurde. Khumalo ist 25-facher südafrikanischer Teamspieler und gilt als kopfballstarker und robuster Spieler, der auch offensiv bei Standards gefährlich werden kann. Seine Schwächen hat er jedoch im Passspiel und er ist kein Spieler, der das Spiel gut aufbauen kann. Die Schnittstelle zwischen ihm und Rechtsverteidiger Etto ist nicht immer perfekt gesichert und trotz seiner Routine unterlaufen Khumalo immer wieder Flüchtigkeitsfehler.

Neben ihm würde eigentlich Giorgos Katsikas (22) auflaufen, doch der verletzte sich im Rückspiel gegen Bnei Yehuda und kam auch im Testspiel gegen Xanthi nicht zum Einsatz. Katsikas wurde in der Vorsaison nach seinen ersten Einsätzen kritisiert. Er sei im Kopf noch nicht weit genug, ließe Gegenspieler zu leicht davonziehen. Körperlich ist jedoch auch er stark. Ein großes Problem ist seine Verletzungsanfälligkeit – die neueste Verletzung ist bereits die dritte in den letzten 12 Monaten.

Somit muss man damit rechnen, dass neben Khumalo Matheus Vivian (30) spielen wird. Der Brasilianer mit italienischem Pass kam erst vor wenigen Tagen von Nantes und spielte davor für den FC Metz, Grenoble, Las Palmas und Eintracht Frankfurt. Durchsetzen konnte er sich jedoch nur in Frankreich. Matheus gilt als Innenverteidiger mit guter Balance und Körperbeherrschung, sowie großer Kopfballstärke. Er bleibt stets ruhig, ist kein aggressiver Spieler, sondern einer, der bedächtig schaut was passiert und sich im Zweifelsfall weit zurückfallen lässt, anstatt hoch zu attackieren. Sein Passspiel und seine Technik sind in Ordnung, außergewöhnliche Aktionen im Spielaufbau macht er jedoch nicht.

Im Test gegen Xanthi begann der junge Christos Intzidis (18) in der Innenverteidigung. Er wurde auch anstelle von Katsikas eingewechselt, nachdem dieser sich verletzte. Sein Einsatz gegen Rapid ist aber aufgrund des Transfers von Matheus zu PAOK unwahrscheinlich. Einen Bankplatz hat der junge Grieche, der erst ein Pflichtspiel für seinen Verein absolvierte, wahrscheinlich dennoch. Unwahrscheinlicher ist eine Einwechslung von Dimitris Stamou (21), der vor einigen Wochen von Iraklis zu PAOK wechselte und auch im defensiven Mittelfeld eingesetzt werden kann. Selbiges gilt für Panagiotis Kourdakis (24), der nach seiner Rückkehr vom Leihgeschäft mit Anagennisi Epanomi nicht im Kader sein wird.

Der rechte Verteidiger

Auf der rechten Abwehrseite ist der routinierte Etto (31) gesetzt. Der geborene Brasilianer spielte 5 ½ Jahre für Dinamo Zagreb und besitzt einen kroatischen Pass. Sein Spiel ist weniger als technisch oder taktisch zu bezeichnen, sondern eher kämpferisch. Er hinterläuft zwar seinen Vordermann häufig und versucht sich in die Offensive einzuschalten, dort ist er allerdings ineffizient und schlägt zumeist schwache Flanken. Auch sein Passspiel ist nichts Besonderes. Dafür aber reagiert er sehr schnell und ist allgemein ein agiler, flotter Spieler, der allerdings in den letzten Jahren etwas von seiner Schnelligkeit einbüßte. Seine beste Zeit hatte er im Jahr 2007, damals bei Dinamo, wo er auch gelegentlich in einem 4-4-2 oder 4-4-1-1 im rechten Mittelfeld aufgeboten wurde, was jedoch bei PAOK in den 1 ½ Jahren, in denen Etto hier spielt, nie der Fall war.

Sein Ersatzmann ist der talentierte Alexis Apostolopoulos (20), der in der Vorsaison seine ersten Einsätze bekam, allerdings sehr unsicher und körperlich schwach wirkte. Etto hat aufgrund seiner körperlichen Robustheit und „Wadlbeisserfähigkeiten“ trotz seiner 175cm Körpergröße den Platz rechts hinten sicher. Da kann auch der langsam aufrückende Dimitris Konstantinidis (18) kein Wort mitreden.

Der linke Verteidiger

Auf der linken Seite ist der Brasilianer Lino (35) gesetzt, der früher unter anderem beim FC Porto unter Vertrag stand. Er spielt seit Frühling 2009 bei PAOK und war stets in der linken Verteidigung gesetzt, kam sehr selten auch im linken Mittelfeld zum Einsatz. Lino ist ein komplett anderer Spielertyp als Etto, macht nicht derart viel mit seinem Körper, sondern versucht das Spiel mit seiner guten Technik aufzuziehen. Seine Charakteristika beinhalten, dass er in seine (recht häufigen) Dribblings immer wieder Tricks einbaut, oft früh und sehr präzise flankt, sowie gute Ecken und Freistöße von der Seite schießt. Enorm gefährlich sind aber seine direkten Freistöße – für PAOK machte er so bereits sechs Treffer. Allerdings hat Lino defensiv Schwächen und bekommt Probleme, wenn man über seine Seite schnell von innen nach außen kontert. Lino kann zudem weit einwerfen.

Der Joker für die Außenverteidigung

Es ist noch nicht klar, ob er auf Dauer statt Etto auf der rechten Seite oder statt Lino auf der linken Seite zum Einsatz kommen wird, aber Konstantinos Stafylidis (18) wird heuer zum Stammspieler bei PAOK werden. Der junge Grieche kann auf beiden Seiten gleichermaßen gut spielen, ist technisch sehr gut, zieht ein präzises Kurzpassspiel auf und kann vor allem hervorragend flanken – was etwa auf Etto nicht zutrifft. Sein Vorteil gegenüber Lino wäre sein schnörkelloses, schnelles und direktes Spiel. Stafylidis hält sich nicht mit Nebensächlichkeiten auf, sondern spielt zielgerichtet und präzise nach vorne. Bereits vor der U19-EM in Estland hörte man, dass Manchester City Interesse am PAOK-Nachwuchsmann haben soll. Nachdem er in Estland ein sehr gutes Turnier spielte, dürfte der englische Meister nicht der einzige Interessent sein.

Sein Einsatz in der linken Verteidigung ist wahrscheinlicher als auf der rechten Seite.

Morgen behandeln wir das Mittelfeld und den Angriff von PAOK Thessaloniki!

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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