Einige Spieler des Europacupgegners der Admira muten interessant an – insgesamt sollte die Admira aber über dem litauischen Vizemeister anzusiedeln sein. Vorsicht ist dennoch... Vorsicht vor stürmenden Verteidigern und DEM Scharfschützen der litauischen Liga – das ist der Kader von Zalgiris Vilnius!

Einige Spieler des Europacupgegners der Admira muten interessant an – insgesamt sollte die Admira aber über dem litauischen Vizemeister anzusiedeln sein. Vorsicht ist dennoch vor Spielern wie Tomislav Pek, Calum Alliot oder Andrei Nagumanov geboten. abseits.at analysiert den Kader von Zalgiris Vilnius.

Die recht junge Mannschaft von Zalgiris Vilnius spielt normalerweise in einem 4-1-4-1-System, in dem sich einer der zentralen Mittelfeldspieler, meist Grgurovic, in Rückwärtsbewegung stark nach hinten orientiert. Wenn sich auch der offensivste Mittelfeldspieler, der Kroate Tomislav Pek, stark nach hinten orientiert bzw. seinen Schwerpunkt von Beginn an nicht zu hoch ansetzt, erzeugt Zalgiris sogar ein 4-3-2-1 in Rückwärtsbewegung. Das zweite System, das vom litauischen Tabellenzweiten praktiziert wird, ist ein klassisches 4-4-2 mit zwei defensiven Mittelfeldspielern. In jedem System spielt der Schotte Calum Elliot, im Angriff gesetzt, eine wichtige Rolle, da er wohl der Spieler mit der größten offensiv-individuellen Klasse ist. Das Team ist technisch geradlinig, macht keine Wunderdinge, sucht einfache Pässe und vor allem die Zweikämpfe. Die größte Stärke der Litauer sind Standardsituationen, bei denen sie defensiv recht sicher und offensiv sehr gefährlich sind.

Präsenter Torhüter mit Schwächen

Der ehemalige Suduva-Torhüter Armantas Vitkauskas (23) sicherte sich in der Mitte der laufenden Saison seinen Stammplatz im Tor von Zalgiris. Der 195cm große Torhüter ist im Strafraum sehr präsent, bei Flanken an sich gut, auch wenn er etwas zu oft faustet, wenn er auch zupacken könnte. Fußballerisch ist er allerdings schwach und auch im Kopf ist er nicht immer schnell genug. Dennoch verdrängte Vitkauskas den routinierteren Marius Rapalis (29) aus dem Tor, der bis zur 12.Runde zwischen den Pfosten stand und bereits 2005 bei Zalgiris spielte (dazwischen kickte er außerdem für Vetra, Suduva, Siauliai und Tavriya Simferopol in der Ukraine). Vitkauskas ist insgesamt als kompletterer der beiden Keeper zu bezeichnen.

Offensiv gefährliche Innenverteidiger

Abwehrchef ist der vierfache Teamspieler Algis Jankauskas (29). Der 185cm große Rechtsfuß hat immerhin über 200 Spiele als Profi auf dem Buckel und kickte bereits in Russland für Amkar Perm, wo er sich jedoch nicht durchsetzen konnte. Der Routinier spielt heuer eine blitzsaubere Saison, blieb praktisch fehlerfrei, war nur in einer seiner 15 Saisoneinsätze schwach (beim 0:2 gegen Kruoja, wo er außerdem in der Schlussphase vom Platz flog). Er ist ein guter Zweikämpfer mit großer Sprungkraft und zudem recht schnell. Sein einziges Saisontor erzielte er per Kopf.

Neben Jankauskas spielt der Kroate Luka Peric (24), der wiederum eher der Mann fürs Grobe ist. Er ist kein Spieler, der den Spielaufbau forciert oder technische Wunderdinge macht, dafür ist er mit 195cm Körpergröße und 92kg Gewicht derjenige, der die Stoßstürmer des Gegners abmontieren kann. Die längste Zeit seiner Karriere verbrachte er in der dritten kroatischen Liga, bei Zalgiris gilt er mittlerweile als Stütze, die das Spiel der litauischen Liga schnell verinnerlichte. Wenn er bei Standardsituationen mit nach vorne kommt, ist große Vorsicht geboten. Der kroatische Trainer der Litauer wechselte ihn auch schon mal in der Schlussphase als Stürmer ein, wenn man noch ein Tor brauchte. Peric weiß seinen wuchtigen Körper für den Gegner unangenehm einzusetzen – auch offensiv.

Der Ersatzmann für die Innenverteidigung ist einer der interessantesten Figuren im Team: Andrius Skerla (35) bestritt 84 Länderspiele für Litauen und spielte in fünf verschiedenen Ländern, unter anderem für PSV Eindhoven (1998/99 wurde er sogar fast zum Stammakteur), Dunfermline, Tom Tomsk und Jagiellonia Bialystok. Vor der Saison kehrte er nach 15 Jahren zu Zalgiris zurück und ist derzeit dritter Innenverteidiger hinter Kapitän Jankauskas und Peric.

Unterschiedliche Außenverteidiger

Auf der rechten Abwehrseite spielt Georgas Freidgeimas (24), der bisher eine sehr gute Saison spielt und vor allem defensiv zu glänzen weiß. Freidgeimas ist ein Spieler, den man zwei- bis dreimal überspielen muss, um  an ihm vorbeizukommen. Sein Hauptaugenmerk liegt auf der Defensive und es ist als Offensivmann schwer gegen ihn zu spielen, zumal er körperlich sehr robust und ein äußerst überlegter Zweikämpfer ist. In der Liga kommt Freidgeimas praktisch ohne Fouls aus.

Der Linksverteidiger heißt Egidijus Vaitkunas (23) und ist der variablere der beiden Außenverteidiger. Er ist offensiver ausgerichtet als Freidgeimas, spult einen größeren Aktionsradius ab und macht deutlich mehr Fouls bzw. Stellungsfehler. Genau wie Freidgeimas schaffte auch er im Frühling aufgrund seiner guten Saisonleistungen den Sprung ins litauische Nationalteam. Vor allem im Auswärtsspiel in Vilnius ist die Seite von Vaitkunas eine gute Konteroption – im Auswärtsspiel wird jedoch auch er defensiver agieren, als er es für gewöhnlich macht.

Alternativen:

  • Karolis Urbaitis (21, Litauer, Außenverteidiger / defensives Mittelfeld, kann auf beiden Außenverteidigerpositionen einspringen, gilt als großes Talent und ist aktueller U21-Teamspieler Litauens)
  • Edgaras Tarskis (18, Litauer, Innenverteidiger, 193cm großer Innenverteidiger, der bisher aber erst einmal für Zalgiris zum Einsatz kam)
  • Jaunius Juozaitis (21, Litauer, rechter Verteidiger / Innenverteidiger, bisher erst ein Einsatz in der laufenden Saison)

Russische Übersicht im defensiven Mittelfeld

Den defensivsten Part im Mittelfeld der Litauer wird der Russe Andrei Nagumanov (25) einnehmen. Den ehemaligen russischen U21-Teamspieler weiter zurückzuziehen war ein durchaus cleverer Schachzug von Trainer Petravic. Eigentlich ist Nagumanov ein offensiver Mittelfeldspieler, in den letzten zwei Jahren erzielte er 13 Tore für Zalgiris. In der laufenden Saison allerdings noch keines – dafür steuert der Zenit-Nachwuchsspieler das Spiel von Zalgiris aus der Etappe heraus. Er hat eine gute Übersicht und ist spielerisch wohl der wichtigste Mann im Team. Er spielte in der laufenden Saison auch schon als linker Verteidiger und rechter Mittelfeldspieler.

Etwas offensiver spielt voraussichtlich der Kroate Mario Grgurovic (27), der einst bei Hajduk Split auf dem Sprung in die erste Elf war und sich danach auch bei Dinamo Zagreb nicht durchsetzen konnte. Der ehemalige kroatische U21-Teamspieler spielt seine zweite Saison für Zalgiris und übernimmt die Rolle des „8ers“. Er ist technisch solide, hat ebenso wie Nagumanov Übersicht und ist ebenfalls selbst torgefährlich.

Ein Ex-Sternchen, ein Wackelkandidat und der Scharfschütze der Liga

Auf der zentralen Position im offensiven Mittelfeld ist der ehemalige Belgien-Legionär Mantas Kuklys (25) zu erwarten. Nachdem er für Siauliai einige gute Saison spielte, wechselte er in die zweite belgische Liga zu Turnhout, wo er sich aber nicht durchsetzen konnte. Gegen Ende seines Belgien-Engagements war er ausgemustert und spielte insgesamt zehn Monate keine Partie. Zalgiris nutzte die Chance und holte ihn in die litauische Hauptstadt, wo er mit großem Trainingsrückstand aufkreuzte und sich dennoch schnell einlebte: In der laufenden Saison erzielte er 6 Tore in 19 Spielen und kam im Juni zu seinen ersten beiden Länderspielen. Kuklys kann auch im rechten Mittelfeld eingesetzt werden und gilt als unermüdlicher Läufer mit Zug zum Tor. Allerdings muss beim Spielmacher von Zalgiris immer bedacht werden, dass er sich in der zweiten belgischen Liga nicht durchsetzen konnte.

Auf der linken Mittelfeldseite spielt Vaidas Silenas (27). Er bildet ein durchaus gut funktionierendes Duo mit Linksverteidiger Vaitkunas, allerdings sind beide etwas zu langsam in ihrem Spiel. Silenas ist solide, wird von litauischen Fans aber als „Geradeausläufer“ beschrieben. Er ist der Spieler, der ausgewechselt wird, wenn eine spontane Systemumstellung von Nöten ist. Gegen stärkere Gegner ist er regelmäßig überfordert.

Auf der rechten Seite ist der sehr offensiv ausgerichtete Kroate Tomislav Pek (26) zu erwarten. Eigentlich ist Pek, der meist in der zweiten kroatischen Liga spielte, Stürmer, aber bei Zalgiris wurde er bereits auf vielen verschiedenen Positionen eingesetzt. Pek ist ein schneller Offensivmann mit Zug zum Tor. Er ist konditionell außerdem gut genug um auch stark defensiv zu antizipieren. In der letzten Ligapartie gegen Banga sah er in der 93.Minute glatt Rot. Verzichten wird man bei Zalgiris trotzdem nicht auf ihn – und zwar aufgrund seiner größten Stärke: Pek ist wohl DER Scharfschütze der litauischen Liga. Seine Freistöße sind gefürchtet, seine Weitschüsse enorm gefährlich und oft erfolgreich. In der laufenden Saison erzielte er drei Tore für Zalgiris – zwei Freistöße und ein Weitschuss aus 35 Metern…

Zahlreiche ähnlich starke Ersatzleute fürs offensive Mittelfeld

Die offensiven Ersatzleute sind am ehesten Paulius Janusauskas (23) und Raimondas Vileniskis (36). Janusauskas ist ein rechter Mittelfeldspieler, der in einem 4-4-2-System auch zentral zum Einsatz kommt. Vileniskis ist der Methusalem des Teams, der alleine für Zalgiris schon fast 250 Spiele auf dem Buckel hat. Insgesamt machte er in seiner Karriere über 500 Pflichtspiele. Er ist ein statischer Spielmacher, der jedoch gerade gemütlich seine Karriere ausklingen lässt.

Der wohl interessanteste Ersatzmann wäre der Russe Pavel Komolov (23), der aus der B-Elf von Zenit St.Petersburg zu Zalgiris wechselte. Doch der „Zehner“ ist defensiv schwach und hat aktuell mit konditionellen Problemen zu kämpfen. Er kam zwar heuer bereits 17mal zum Einsatz, wurde aber immer wieder nur eingewechselt oder früh ausgewechselt. Im letzten Spiel gegen Banga begann er im rechten Mittelfeld in einem 4-4-2-System, wurde aber nach einer grottenschlechten Leistung zur Pause ausgewechselt und durch Arminas Vaskela (21) ersetzt, der heuer aber erst auf drei Einsätze kam.

Unklar ist die Rolle von Ramunas Radavicius (31), der vergangene Woche von Tabellenführer Ekranas Panevezys zu Zalgiris wechselte. Der 16-fache Teamspieler trainierte erst ein paar Mal mit der Mannschaft, wäre aber – so er schon „darf“ – auf der linken Mittelfeldseite statt des nicht unumstrittenen Silenas gesetzt. Für Ekranas erzielte er in der laufenden Saison 7 Tore und bereitete 5 weitere vor. Unklar ist allerdings auch, ob er rechtzeitig für das Spiel gegen die Admira bei der UEFA gemeldet wurde.

Ein schottischer Knipser

Der Star im Team ist ein Schotte: Calum Elliot (25) kam vor der Saison von Heart of Midlothian aus Edinburgh und stellte sich gleich gebührend bei den litauischen Fans vor. In den ersten 19 Spielen erzielte er 13 Tore für Zalgiris und ist damit aktuell Zweiter in der Torschützenliste – für die Hearts machte er ebenfalls 13 Tore, allerdings in 110 Spielen. Elliot ist ein klassischer Strafraumstürmer, der sich im Fünfmeterraum sehr gut bewegt und abschluss- bzw. kopfballstark ist. Der 183cm große Schotte ist allerdings ein Spieler, der „gefüttert“ werden muss. Montiert man also das Mittelfeld ab, montiert man gleichzeitig den kaum defensiv antizipierenden Elliot ab.

Admira stärker

Zalgiris Vilnius ist eine Mannschaft mit einigen durchaus interessanten Spielern wie Nagumanov, Pek oder Elliot – aber unterm Strich ist die Klasse der Admira um ein Level über den Litauern anzusiedeln. Ein Nachteil wird sicher das Auswärtsspiel auf Kunstrasen sein, aber wenn die Admira dort anknüpft, wo man am Ende der vergangenen Saison aufhörte, sollte auch ein Auswärtssieg gegen Zalgiris möglich sein. Wichtig wird es sein, die Zweikämpfe anzunehmen, denn das werden die Litauer ganz bestimmt machen. Konter sind eher über die rechte Angriffsseite der Admira aufzuziehen. Bei Standardsituationen ist absolute Vorsicht geboten – zudem sollte man Fouls in zentraler Position vor dem Strafraum vermeiden, weil Tomislav Peks Freistöße tatsächlich eine Augenweide sind.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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