Hellas Verona ringt den AC Mailand im Eröffnungsspiel der Serie A mit 2:1 nieder und feiert damit eine gelungene Rückkehr ins Fußball-Oberhaus.  Als die... Saisonauftakt in der Serie A: Aufsteiger Verona besiegt den AC Mailand durch zwei Tore von Luca Toni

Italienische LigaHellas Verona ringt den AC Mailand im Eröffnungsspiel der Serie A mit 2:1 nieder und feiert damit eine gelungene Rückkehr ins Fußball-Oberhaus. 

Als die Spieler den Platz betraten herrschte Gänsehaut-Atmosphäre im Stadio Marcantonio Bentegoni, das mit knapp 38.000 Zuschauern restlos ausverkauft war. Zwölf Jahre hatten die Fans auf die Rückkehr in die Serie A gewartet und diese Sehnsucht entlud sich nun in frenetischen Gesängen. Der AC Mailand hingegen hatte ein Jubiläum zu feiern: Es war das 4000. Spiel in der Serie A für den Traditionsklub, der insgesamt 18 Meisterschaften in seiner Historie feiern konnte. Auch Hellas Verona konnte bereits den „Scudetto“ gewinnen, in der Saison 1984/85, in der neuen Saison dürfte allerdings der Klassenerhalt das Ziel sein. Die Verantwortlichen des AC Mailand haben das Erreichen der Champions League als Ziel ausgerufen.

Mailand hat zu Beginn alles im Griff

Hellas Verona begann im 4-3-3 System, nachdem man im Pokal gegen US Palermo noch im 3-5-2 angetreten war. Milan spielte ebenfalls im 4-3-3, mit dem gleichen Personal wie unter der Woche in der Champions-League-Quali gegen den PSV Eindhoven. Die Teams interpretierten dieses Spielsystem jedoch vollkommen unterschiedlich: Verona ließ sich von Beginn an sehr tief fallen, die Außenstürmer verrichteten viel Defensivarbeit, einzig Luca Toni blieb in der Offensive und wartete auf Bälle. Sehr interessant war, dass Verona bei Angriffen von Milan die defensiven Außenpositionen nicht von den nominellen Außenverteidigern besetzen ließ, sondern von den Mittelfeldspielern, was dazu führte, dass Verona in der Anfangsphase mit sechs Spielern auf einer Linie verteidigte.

Bei Milan wurden die Flügel von den Außenverteidigern übernommen, die Flügelstürmer Niang und El Shaarawy zogen oft in die Mitte, wo Milan nun zusammen mit den zentralen Mittelfeldspielern eine Überzahl herstellte. Sie konnten deswegen ungestört kombinieren und daraus resultierte das 1:0 in der 14.Minute, als Balotelli hervorragend auf Poli durchsteckte, der sich die Chance nicht entgehen ließ und freistehend einschob. In der Folge hatte Milan die Partie gut im Griff. Der Spielaufbau erfolgte entweder über die Außenverteidiger, wobei hier Abate auf der rechten Seite deutlich aktiver war, als Constant auf der linken, oder über Montolivo, der sich weit zurückfielen ließ und dann die Bälle verteilte. Verona hatte anfangs zu viel Respekt vor dem AC Mailand, sie ließen den hervorragenden Einzelspielern zu viel Platz, doch das änderte sich im Laufe der ersten Hälfte.

Verona wird wach

Ab der 25. Minute wurde Verona mutiger, sie griffen Milan nun schon im Mittelfeld an und spielten den Ball schnell nach vorne. Eine beispielhafte Aktion war, als sie Montolivo, der sich zuvor ungestört über das Spielfeld bewegen konnte, schon bei der Ballannahme attackierten, den Ball schnell in die Spitze spielten und so eine gefährliche Kontersituation schufen (26.). Milan konnte nun nicht mehr ungestört kombinieren, Pässe auf die Außenstürmer, und besonders auf Balotelli wurden unterbunden. Verona spielte nun engagiert nach vorne, nahm das Heft in die Hand und belohnte sich kurz darauf dafür: Eine Ecke von Romulo landete direkt bei Luca Toni, der den Kopfball freistehend im Gehäuse des AC Mailand unterbrachte. Das bedeutete den Ausgleich und fortan legte Verona den Vorwärtsgang ein.  Von der ultradefensiven Taktik zu Anfang war nichts mehr zu spüren, Hellas verteidigte nun in einem 4-4-2 und setzte auf ein schnelles Umschaltspiel, während sie sich bei Ballbesitz immer wieder gefährlich nach vorne kombinierten, ohne jedoch zu einem gefährlichen Abschluss zu kommen. Milan war in dieser Phase erschreckend schwach. Ihre Kombinationen im Mittelfeld wurden sofort unterbunden und die Stürmer, die auf den Außen (El Shaarawy und Niang) und im Zentrum (Balotelli) auf Bälle warteten, waren quasi aus dem Spiel. So ging es mit einem 1:1 unter den lauten Gesängen der Verona-Tifosi in die Kabine.

Die zweite Halbzeit: Verona geht in Führung

Die zweite Hälfte begannen beide Teams unverändert, Milan ließ den Ball nun laufen, doch sie fanden kein Mittel gegen Verona, die mit zwei Viererketten geschickt verteidigten. In der Sturmspitze wartete immer wieder Luca Toni, den Milan nicht in den Griff bekam und einer der schnellen Flügelflitzer Martinho und Jankovic. Eben jener Jankovic hatte auch die erste dicke Chance in der zweiten Hälfte, als er den Ball nach einem Freistoß mit einem Kopfball auf das Tor der Rossoneri brachte und Abbiati damit zu einer tollen Parade zwang. Manche hatten diesen Ball wohl schon drin gesehen, doch nur eine Minute später sollte er wirklich im Milan-Tor landen: Jankovic hatte von rechts geflankt und fand wieder Luca Toni der den Ball erneut per Kopf im Tor unterbrachte. Das Stadion glich nun einem Tollhaus, ein perfekter Einstand für den mittlerweile 36 Jahre alten Torjäger.

Mailands Probleme in dieser Partie

Vorrausgegangen war dem ein Konter Veronas und dies zeigt hervorragend, welche Probleme Milan in dieser Partie hatte. Erster Konter: Nach Ballgewinn kombinierte sich Verona erstaunlich ballsicher nach vorne, die schnellen Außenstürmer besetzten sofort ihre Position und Toni lauerte in der Mitte. Mailand verteidigte nicht konsequent genug – Balotelli, El Shaarawy und Niang verrichteten nahezu keine Defensivarbeit und wenn auch noch Poli oder Montolivo in die Offensive gingen, hatte Verona eine Überzahl im Mittelfeld, die sie beim Treffer sehr gut ausspielten. Das zweite Problem von Milan hieß Luca Toni. Als der Konter vor dem Siegtor schon beendet schien, stieß er in die Spitze vor, wurde mit einer butterweichen Flanke bedient und netzte überlegt zum 2:1 ein. Diesen Spieler hatte man auf Seiten Milans wohl unterschätzt, anders ist die Leistung der Mailänder Defensive in dieser Situation nicht zu erklären.

Verona engagiert, Mailand ideenlos

Nach der Führung für Hellas sah man nicht etwa wütende Angriffe des AC Mailand, Verona spielte weiterhin mutig nach vorne und hatte die sichtlich verunsicherten Mailänder  gut im Griff. Ab der 60. Minute ergriff Milan wieder die Initiative, sie erhöhten den Druck auf das Tor, doch nennenswerte Chancen sprangen dabei nicht heraus. Sie konnten ihre individuelle Klasse nicht entfalten, da Verona sehr intelligent mit den vorhin angesprochenen beiden Viererketten am eigenen Strafraum verteidigte. Trainer Massimo Allegri sah sich gezwungen etwas zu ändern und nahm die wirkungslosen Flügelstürmer Niang und El Shaarawy vom Feld, dafür kamen Emanuelson und Petagna in die Partie. Petagna orientierte sich sofort in die Spitze, Mailand agierte nun mit zwei zentralen Angreifern und probierte es fortan auch mit langen Bällen, doch diese Attacken verpufften wirkungslos.  Vielmehr war es wieder Verona, das munter nach vorne spielte, Milan stand nun ziemlich hoch und öffnete somit Räume, Verona konnte den Ball vom eigenen Tor fernhalten und hatte das Geschehen gut im Griff.

Die Schlussoffensive

Trainer Allegri läutete die Schlussphase ein, indem er den äußerst schwachen Constant vom Feld nahm und mit Robinho einen weiteren Offensivmann brachte. Mailand setzte sich nun in der Hälfte von Verona fest, der Druck auf das Tor erhöhte sich und Chancen wurden kreiert, diese beschränkten sich jedoch ausschließlich auf Fernschüsse (Balotelli, Montolivo) und Aktionen nach Standards (Zapata). Verona wackelte kurz, da Milan das Tempo erhöhte, auffällig war jedoch, dass ihre Kombinationen immer schon vor dem Strafraum endeten, da keiner eine zündende Idee hatte. Mailands Spieler resignierten, und so brachte Hellas den 2:1-Sieg über die Zeit. Es war ein verdienter Sieg eines sehr gut funktionierenden Kollektivs von Verona gegen die individuelle Klasse von Mailand. Abgesehen von den ersten 20 und den letzten zehn Minuten, hatte Verona das Spiel im Griff, während Mailand sich zu sehr auf seine Einzelspieler verließ.

Andreas Breitenberger, abseits.at

Andreas Breitenberger

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