In der ewigen Torschützenliste des AC Mailand finden sich zahlreiche große Namen des italienischen und internationalen Fußballs. Auf Platz acht jedoch (und damit noch... Vergessene Legenden (4): Giuseppe Santagostino

AC Milan - Wappen mit Farben_abseits.atIn der ewigen Torschützenliste des AC Mailand finden sich zahlreiche große Namen des italienischen und internationalen Fußballs. Auf Platz acht jedoch (und damit noch einen Platz vor Kaká) steht mit 106 Toren ein Spieler, der aufgrund seiner lange zurückliegenden Karriere selbst manchem Milan-Anhänger nicht bekannt sein dürfte, obwohl er auch der erste Torschütze in San Siro war. Teil vier der Serie „vergessene Legenden beschäftigt sich daher mit:

Giuseppe Santagostino

In den 1920er Jahren gehörte der AC Mailand eher zu den unbedeutenden Vereinen der Serie A. Während man zu Beginn des Jahrhunderts noch dreimal Meister geworden war, hatte man seitdem keine zählbaren Erfolge mehr erzielen können. Besonders bitter war allerdings, dass der Lokalrivale Inter, 1908 ausgerechnet von ausgetretenen Milan-Mitgliedern gegründet, sowohl 1910 als auch 1920 Meister werden konnte. Einer der wenigen Lichtblicke in der Milan-Mannschaft der 1920er Jahre sollte jedoch der 1921 verpflichtete Giuseppe Santagostino werden.

Santagostino, geboren am 18. März 1901 in Mailand, hatte zunächst ab 1918 für den Mailänder Verein Porpora F.C. gespielt, ehe er sich 1921 dem AC Mailand anschloss. Er etablierte sich schnell in der Mannschaft, konnte jedoch zunächst wenig an der Situation des Vereins ändern. Erst in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre lief es besser für Santagostino und seine Teamkollegen: nachdem man bereits 1927 und 1928 die Finalrunde um die italienische Meisterschaft erreicht hatte (beide Male war man dort jedoch relativ chancenlos gewesen), verpasste man in der Saison 1928/29 als Zweiplatzierter nur knapp das Finale um die italienische Meisterschaft. An dieser guten Saison hatte auch Giuseppe Santagostino einen enormen Anteil, da er in 30 Saisonspielen insgesamt 23 Tore erzielen konnte. Auch in den beiden folgenden Spielzeiten in der neugegründeten Serie A erzielte Santagostino jeweils 11 Saisontore, bis zunehmende Verletzungen im Laufe der Saison 1931/32 dafür sorgten, dass er seinen Stammplatz im Sturm verlor. 1932 wechselte er daher zunächst zum Drittligisten US Catanzaro, um nur ein Jahr später nach Frankreich zu OGC Nizza zu wechseln. Hier hielt es ihn jedoch nicht lange, sodass er nur kurze Zeit später nach Italien zurückkehrte und nach einer Saison bei Atalanta Bergamo 1934 seine Spielerkarriere beendete.

Spielstil und Position

Giuseppe Santagostino spielte normalerweise als Mittelstürmer, wobei er sich jedoch nicht nur auf diese Position beschränkte und ebenso als Halbstürmer oder Rechtsaußen eingesetzt werden konnte. Hierbei kamen ihm vor allem seine Schnelligkeit und seine Wendigkeit zugute, sodass er Zweikämpfen mit körperlich überlegeneren Verteidigern in der Regel entgehen konnte. Noch dazu galt er als guter Techniker, weswegen er viele Gegenspieler einfach ausdribbeln konnte, um danach mit seinem starken rechten Fuß den Torabschluss zu suchen. Als Schwäche Santagostinos galt hingegen, dass er aufgrund seiner geringen Größe in Kopfballduellen selten etwas ausrichten konnte.

Santagostino als Trainer

Im Anschluss an seine aktive Karriere blieb Santagostino dem Fußball treu und wurde Trainer: von 1943 bis 1945 war er mit wenig Erfolg Cheftrainer des AC Mailand, ehe er ab 1947 für eine Saison den damaligen Zweitligisten Varese Calcio trainierte. 1950 kehrte er zu Milan zurück und übernahm die zweite Mannschaft des Vereins. In dieser Position hatte Santagostino deutlich mehr Erfolg und gewann mit seiner Mannschaft zweimal das renommierte Jugendturnier „Torneo di Viareggio“.

Am 1. April 1955 starb Giuseppe Santagostino mit nur 54 Jahren in seiner Heimatstadt Mailand. Auch wenn er als Spieler keinen einzigen Titel mit Milan gewann und auch nie für Italien spielte, sorgen seine Loyalität zum Verein (obwohl er zu seinen Glanzzeiten Angebote von größeren Vereinen hatte, blieb er stets bei Milan)  und seine enorme Qualität dafür, dass er bis heute einen besonderen Platz in der Vereinsgeschichte einnimmt.

Marcel Grün, www.abseits.at

Marcel Grün

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