Am Sonntag um 20.45 Uhr findet in Donostia-San Sebastián das Spitzenspiel der spanischen Meisterschaft statt. In Runde 13 trifft im Estadio Anoeta Real Sociedad... Das Topspiel in Spanien: Real Sociedad vs. FC Barcelona

Real Sociedad Wappen Logo_abseits.atAm Sonntag um 20.45 Uhr findet in Donostia-San Sebastián das Spitzenspiel der spanischen Meisterschaft statt. In Runde 13 trifft im Estadio Anoeta Real Sociedad auf den FC Barcelona. Ein Duell, das in der Vergangenheit immer wieder für viel Gesprächsstoff vor und nach dem Spiel sorgte. Eine kurze Gegenüberstellung der beiden spanischen Topteams und ihre jeweiligen Stärken und Schwächen.

Statistik

Wenn man sich die Statistik der beiden Mannschaften ansieht, bemerkt man, dass Real Sociedad ein wenig wie ein Angstgegner für den FC Barcelona erscheint.

In den letzten zehn Partien gab es zwar fünf Siege für Barcelona, eine Punkteteilung, aber auch vier Erfolge für Sociedad. Bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass Real Sociedad im eigenen Stadion nie gegen Barça verlor, sondern immer drei Punkte einfuhr, ausgenommen dem Remis im Copa del Rey-Halbfinal-Rückspiel 2014.

Der letzte Auswärtssieg von Barcelona im Estadio Anoeta ist schon neun Jahre her. Damals gewann man unter der Leitung von Trainer Frank Rijkaard mit 2:0, durch Tore von Andres Iniesta und Samuel Eto’o. Der Sieg war unter anderem auch ausschlaggebend dafür, dass die Basken später abgestiegen und erst nach drei Saisonen der Zweitklassigkeit wieder den Sprung in die höchste spanische Liga schafften.

Die letzten zwei Aufeinandertreffen fanden im Rahmen der spanischen Meisterschaft in der letzten Saison statt. Zunächst Ende November 2015 im Camp Nou. Die Katalanen setzten sich damals mit 4:0 durch. Das Sturmtrio, Neymar (2 Tore), Luis Suárez, Lionel Messi ließen den Gästen mit ihrer individuellen Klasse, beziehungsweise mit den damit verbundenen Toren keine Chance und gewannen somit verdient die Partie.

Im zweiten Ligaduell Mitte April gewann Real Sociedad durch ein frühes Tor von Mikel Oyarzabal mit 1:0. Die Basken überzeugten mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung und sorgten dafür, dass Barça nie wirklich zur Entfaltung kam. Barcelona ließ die wenigen Chancen, die sie hatten ungenutzt und somit gewann die Mannschaft aus San Sebastián völlig überraschend in Runde 32 gegen den späteren spanischen Meister.

Der Kader von Real Sociedad

Real Sociedad hält nach zwölf Spieltagen bei 22 Punkten und zeigt sich so stark wie seit Jahren nicht mehr in der spanischen Meisterschaft. Der Kader der Basken besteht aus einer Reihe von guten, erfahrenen und einigen wenigen jungen Spielern.

In der Defensive sorgt vor allem Iñigo Martinez für Recht und Ordnung. Der 25-jährige Abwehrchef spielt schon sein ganzes Leben für Real Sociedad. Der Spanier gehört zu den absoluten Leistungsträgern der Mannschaft und ist mit zwei Toren aus elf Spielen noch dazu torgefährlich. Für die spanische Nationalmannschaft wird der Linksfuß immer wieder nominiert und mittlerweile ist er ein fixer Bestandteil im Kader von Julen Lopetegui um die Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2018 in Russland.

Im Mittelfeld ist Asier Illaramendi herauszuheben. Der 26-Jährige ist auch einer der prominentesten Namen im Kader der Basken. Er wechselte im Sommer 2013 für 32 Millionen Euro von Sociedad zu Real Madrid. Bei den Königlichen konnte sich der defensive Mittelfeldspieler nie so richtig durchsetzen und überzeugte nur phasenweise. Der Spanier kam in zwei Saisonen bei Real, von 76 möglichen Startelf-Einsätzen auf jegliche 25, dabei erzielte er zwei Tore und lieferte eine Torvorlage.In Madrid als gescheitertes Talent abgestempelt wechselte der gebürtige Baske im Sommer 2015 für 15 Millionen Euro zurück zu seinem Jugendverein. Dort angekommen absolvierte er in seiner ersten Saison bereits 33 Spiele für Sociedad. Mittlerweile ist er unumstrittener Stammspieler und gehört zu den Stützen der Mannschaft.

Zu den Leistungsträgern gehört auch Xabi Prieto. Er ist nicht nur mit 33 Jahren Dienstältester im Team, sondern auch der Kapitän der Truppe. Er spielt schon sein ganzes Leben bei Real Sociedad. Er hat in der Jugendmannschaft begonnen, kam dann zu Real Sociedad B und schaffte später den Sprung in die erste Mannschaft. Er blieb den Verein immer treu, egal ob Aufstieg oder Abstieg. Der Spanier ist in gewisser Weise das Gesicht der Mannschaft und für die Fans eine Art Vereinslegende. Er absolvierte in der laufenden Spielzeit zwölf Partien, erzielte dabei drei Tore und lieferte eine Torvorbereitung.

In der Offensive hat das Team mit Carlos Vela einen interessanten Spieler zu bieten. Der Mexikaner stand in seiner Karriere schon bei etlichen Vereinen unter Vertrag. Nach diversen Leihgeschäften in Spanien und England wechselte der 27-Jährige im Sommer 2012 vom FC Arsenal zu Sociedad. Bei La Real, wie sie auch genannt werden, entwickelte sich der Stürmer zum Stammspieler und ist in der laufenden Meisterschaft mit vier Toren aus zwölf Spielen nach Willian José der torgefährlichste Spieler.

Der 1,89 große Brasilianer Willian kam im Sommer für sechs Millionen Euro vom uruguayischen Zweitligisten Deportivo Maldonado. Der Mittelstürmer ist mit sechs Toren aus elf Spielen der Torjäger der Mannschaft.

Stärken und Schwächen

Real Sociedad ist ein Team, das einen technisch versierten Kombinationsfußball spielt. Die Mannschaft hat in der Regel zirka 60 Prozent Ballbesitz, probiert dadurch das Spiel zu kontrollieren und somit zum Erfolg zu kommen. Die Truppe besitzt keine wirklichen Stars die ihre individuelle Klasse ausspielen, sondern das Team versucht viel mehr über ihre Teamfähigkeit, die Kompaktheit und ihrem eingespieltem Passspiel die Gegner zu besiegen.

Was für den Fußballverein im Norden Spaniens eine Stärke ist, erweist sich gleichzeitig auch als kleines Defizit. Der Kader der Basken umfasst keinen wirklichen Spieler, der eine Partie im Alleigang entscheiden könnte. Andere Teams, die sich in dieser Tabellenregion befinden verfügen oft über mindestens einen solcher Ausnahmespieler, den besitzt La Real definitiv nicht. Ein Fehlen eines solchen Spielertyps könnte sich besonders in einem dieser Topspiele als großes Manko herausstellen.

Eine weitere Stärke der Mannschaft von Trainer Eusebio Sacristán ist die enorme Heimstärke. Im Estadio Anoeta ist man eine richtige Heimmacht. Von den bisher sechs Partien zu Hause gewann man vier Aufeinandertreffen, unter anderem gegen Atlético Madrid und spielte nur einmal unentschieden. Einzig am ersten Spieltag verlor man gegen den aktuellen Tabellenführer Real Madrid mit 0:2.

Mögliche Taktik

Real Sociedad wird gegen den FC Barcelona versuchen müssen den üblichen Ballbesitzfußball zu verändern. Eine derartige Überlegenheit an Spielanteilen, wie sie es gewohnt sind wird gegen die Gäste aus Barcelona kaum möglich sein.

Die höchste Priorität im Spiel der Basken wird die Kompaktheit der Defensive haben, um kein Gegentor zu bekommen und so lange wie möglich das Spiel offen zu gestalten. Man wird möglicherweise auch versuchen den Gegner mit frühem Pressing in der gegnerischen Hälfte zu stören, um einen geregelten Spielaufbau verhindern zu können. Dem FC Sevilla gelang dies bei seinem Heimspiel gegen Barça in der ersten Hälfte sehr gut. Sie ließen dabei die Katalanen überhaupt nicht ins Spiel kommen und übernahmen dadurch selbst die Spielkontrolle. Bei etwaigen Ballverlusten wird Sociedad dann versuchen blitzschnell umzuschalten, um sofort den Abschluss suchen zu können.

Überzeugender Auftritt im vergangenen Spiel

Am Ligaspieltag Nummer zwölf setzte sich die Mannschaft aus dem Baskenland souverän gegen Sporting Gijón mit 3:1 durch. Im Estadio El Molinón war Sociedad von Beginn an die aktivere, spielbestimmendere Mannschaft und agierte zielstrebiger als die Gastgeber. Die Mannschaft aus San Sebastian ging durch ein Tor von Kapitän Prieto in Führung, ehe aus dem Nichts der Gegentreffer noch vor Ende der ersten Halbzeit fiel.

Sociedad ließ sich aber nicht verunsichern, spielte engagiert weiter und erzielte in der 51. Minute in der Person von David Zurutuza den verdienten Führungstreffer. Sechs Minuten später setzte noch Innenverteidiger Martinez mit einem Traumfreistoß aus zirka 35 Metern den Schlusspunkt zum 3:1. Die Gäste gingen schließlich als verdienter Sieger vom Platz und hätten die Partie durch aus noch höher für sich entscheiden können.

Die Stärken, Schwächen und mögliche Taktik des FC Barcelona

Die Stärke von Barcelona ist mit Sicherheit die Offensive. El Tridente, Messi, Neymar und Suárez, wie sie in Katalonien genannt werden können jede Partie im Alleingang entscheiden. Jeder einzelne hat die Klasse für sich und zusammen sind die drei Stürmer nie zu 100 Prozent zu verteidigen.

Der FC Barcelona wird versuchen das Spiel zu bestimmen, mit Ballbesitzfußball den Gegner nicht ins Spiel kommen lassen, um dann im entscheidenden Moment eiskalt zuzuschlagen.
In der Defensive wird man probieren kompakt zu stehen und mögliche Eigenfehler zu vermeiden, was in der laufenden Spielzeit nicht immer gut gelang.

In dieser Saison ist auch die Konterstärke ein wichtiger Faktor geworden. Immer öfters versuchen die Katalanen nach einem eroberten Ball blitzschnell umzuschalten, um dann sofort den Abschluss zu suchen. Durch die Schnelligkeit von Neymar, Messi und Suárez führte dieses Rezept in dieser Spielzeit schon des Öfteren zum Erfolg. Beim Topspiel gegen Sevilla war ein Konter über Denis Suarez, Neymar und Messi spielentscheidend. Wie aus dem Nichts stellte eine einzige gut gespielte Aktion von Barcelona den ganzen Spielverlauf auf den Kopf und somit konnten die „Blaugrana“ in der zweiten Halbzeit die Partie nach einem 0:1-Rückstand noch für sich entscheiden.

Ein möglicher negativer Aspekt könnte die Ausgangsituation sein. Barcelona hat den Druck dieses Spiel gewinnen zu müssen. Bei einer Niederlage oder einer Punkteteilung droht Barça den Abstand zur Spitze zu verlieren. Am nächsten Spieltag wartet mit Real Madrid, der Tabellenführer im Topspiel auf die Katalanen. Falls die Königlichen das Clásico für sich entscheiden könnten würde es für Barcelona im Laufe der Meisterschaft sehr schwierig werden die erneute Titelverteidigung zu schaffen, da der Rückstand dann bis zu zehn Punkte betragen könnte.

Enttäuschendes Heim-Remis in Runde 12

Am vergangenen Wochenende in der Liga schaffte es Barcelona nicht den erwarteten Pflichtsieg einzufahren und spielte nur 0:0 gegen den FC Malaga. Die „Blaugrana“ waren über 90 Minuten feldüberlegen und bestimmten das Spiel förmlich nach Belieben. Ohne den wegen Übelkeit ausgefallenen Messi und den gelb-gesperrten Suárez hatten die Gastgeber etliche gute Chancen, doch die Katalanen scheiterten immer wieder an ihrem eigenen Unvermögen. Auch in nummerischer Überzahl ab Minute 68 schaffte es Barça nicht die Führung zu erzielen.  Somit entführte der FC Malaga mit Geschick und am Ende auch mit einer großen Portion Glück einen Punkt aus dem Camp Nou.

Sieg in der Champions League

In der Königsklasse am Mittwoch gegen Celtic Glasgow ließ man nichts anbrennen und gewann verdient mit 2:0. Gegen tiefstehende Schotten arbeiteten sich die Katalanen langsam vor und konnten in der 24. Minute in der Person von Messi den Abwehrriegel knacken. Das Sturmtrio harmonierte perfekt, vor allem Neymar und Messi sorgten immer wieder für Gefahr. Mit dem Elfmetertor in der 55. Minute machte der Argentinier mit einem Doppelpack alles klar und Celtic hatte nicht mehr viel entgegen zu setzen.
Mit einer konzentrierten Leistung holte der FC Barcelona einen souveränen 2:0-Erfolg in Glasgow. Die Schotten zeigten viel Engagement und machten es dem Gegner das Leben hin und wieder durchaus schwer, insgesamt war Barça aber dennoch mindestens eine Nummer zu groß.

Fazit

Es wird ein offener und spannender Schlagabtausch zweier Topteams erwartet, bei dem der Ausgang entscheidende Konsequenzen auf die Tabelle haben kann.
Eine Niederlage von Real Sociedad würde ein Rückschlag im Kampf um die Spitzenplätze der Tabelle darstellen. San Sebastián könnte dadurch bei einem Sieg von Atlético Madrid gegen Osasuna (Sonntag, 16.15 Uhr) und einem Dreier von Athletic Bilbao gegen Las Palmas (Montag, 20.45 Uhr) auf Platz sieben zurückfallen.

Bei einer Pleite von Barcelona würde die Mannschaft um Trainer Enrique weitere wichtige Punkte im Kampf um die Meisterschaft verlieren. Wenn Real Madrid seine Pflichtaufgabe gegen Sporting Gijón zuvor erfüllt (Samstag, 16.15 Uhr) würde der Abstand auf die Königlichen bereits sieben Punkte betragen und die Situation vor dem ersten Clásico am nächsten Spieltag nicht unbedingt einfacher machen.

Im Estadio Anoeta dürfen sich die Fans beider Mannschaften auf eine spannende und hart umkämpfe Partie freuen. Es bleibt abzuwarten wer sich schlussendlich im Spitzenspiel der 13. Runde durchsetzen kann.

Voraussichtliche Aufstellung Real Sociedad (4-3-3)
1 Rulli – 2 C. Martinez, 22 Navas, 6 I. Martinez, 19 Berchiche – 10 Prieto, 4 Illarramendi, 17 Zurutuza – 11 Vela, 12 Willian, 18 Oyarzabal

Voraussichtliche Aufstellung FC Barcelona (4-3-3)
1 Ter Stegen – 20 Roberto, 3 Piqué, 14 Mascherano, 18 Alba – 4 Rakitić, 5 Busquets, 12 Rafinha – 10 Messi, 9 Suárez, 11 Neymar

Alexander Friedl, abseits.at

Alexander Friedl

Schwerpunkt spanische Liga • Redakteur Sport Business Magazin • Projektmanagement FUSSBALL KONGRESS • Twitter: @alexfriedl_2

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